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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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stehen immer bereit auf dem Schreibpult der Dichterin.
    Ich entkorke das Tintenfass, tauche das Rohr ein und schreibe nach kurzem Nachdenken:
    »Ein geiler Hund rieb sich an einem schwarzen Pfahl.   / Dann lief er fort, der Peitsche zu entkommen.   / Oh, Herrin, sage mir, was soll es frommen,   / Bereitest du an seiner Statt dem Pfahl die Qual?«
    Sie wird lachen. Es wird ihr gefallen, auch wenn es in der letzten Zeile nicht ganz stimmt. Denn er, Ibn Zaydun, lief ja nicht fort. Leider.
    Dann verlasse ich Valadas Haus. Die Straßen werden inzwischen passierbar sein.
    IBN ZAYDUN.
    Der Schließer ist geschwätzig. Als er mir meinen Morgenbrei bringt   – die ersten Lichtstrahlen, die durch das vergitterte Fenster fallen, finden mich bereits wach   –, weiß er mir zu berichten, dass in der Stadt, wie er sich ausdrückt, »in der Nacht wieder einmal gründlich sauber gemacht« wurde.
    Was er darunter versteht, ist unschwer zu erraten. Die widerlichen Fanatiker, die afrikanischen Berber, haben einmal mehr eine Hexenjagd auf »Lasterhafte oder Ungläubige« veranstaltet.
    »Diesmal haben sie besonders den verfluchten Juden eingeheizt!«, sagt er genüsslich. »Diese verstockten Heiden verdienen es, in der Hölle zu schmoren!«
    (Es ist durchaus möglich, dass der Mistkerl selbst an den Krawallen teilgenommen hat.)
    Er legt mir meine Tagesration an Kerzen auf den Tisch. »Verschon mich mit deinem Geschwätz!«, fahre ich ihn an. »Ich brauche frische Rohrfedern, und die Tinte ist auch gleich zu Ende!«
    Ich werfe einen Blick auf den Hirsebrei. Fades Essen wie immer. »Nimm das hier nur gleich wieder mit!«
    Ist es nicht normalerweise den Angehörigen der großen Familien gestattet, falls ihnen denn so ein Missgeschick zustößt wie mir, sich von ihren Verwandten mit Speisen und Getränken sowie angemessener Kleidung versorgen zu lassen? Aber Ibn Abdus in seiner Gehässigkeit lässt dergleichen bei mir nicht zu. Ich werde   – mit Ausnahme des Schreibzeugs, das man mir gibt   – gehalten wie der letzte Verbrecher.
    Der Mann packt Schüssel und Löffel und schlurft davon. Wann er mir das Gewünschte bringen wird, ist seiner Willkür überlassen, und da ich ihm seine Reden über das nächtliche Unwesen untersagt habe, wird er sich wohl nicht beeilen.
    Die Juden also. Auf die Juden hatten sie es diesmal abgesehen.
    Kasmuna, eine der Geliebten der Hure Valada, ist Jüdin. Sie schreibt schöne, melancholische Verse. Wenn ihr etwas zugestoßen ist . . . nun, dann gibt es eine dichtende Fotze weniger auf der Welt. Aber immerhin ist es eine schöne Vorstellung, wenn die große Prinzessin einen Verlust zu beklagen hätte und ein paar Tränen vergießen würde.
    Ich gehe vom Tisch, an dem mich der Kerkerknecht angetroffen hat, zurück zu meinem Lager, werfe mich darauf und spüre, dass mein Blut in Wallung gerät, kaum, dass ich einen Gedanken an das Weib   – an dieses Weib   – verschwende.
    Je länger ich in diesem Loch eingeschlossen bin, je hinfälliger und schwächer ich eigentlich werden müsste, desto verzehrender wird meine Gier, desto rasender stürze ich mich auf mich selbst, als habe ich vor, mich zugrunde zu richten.
    Schon wieder schüttele ich mein Glied, als wolle ich es an der Wurzel ausreißen, die Augen zugedrückt, die Zähne gefletscht, schnaufend und keuchend. Rufe die Bilder auf, die meine Erregung hochpeitschen, süß gerundete Ärsche von Mädchen und Jungen, weiße, schwarze, braune, glatt rasierte Mösen und die Schwänze fremder Knaben, die in meiner Hand schwellen so wie jetzt der meine. Und immer endet es damit, dass ich dich, Valada, Verfluchte, stoße wie ein Hund die Hündin und mich in deinen vorgestellten Schoß ergieße.
    Dann liege ich keuchend und kratze mich.
    Als meine Decke von Sperma schließlich so steif war wie ein Brett, hatte der Schließer ein Einsehen und tauschte den Lumpen aus gegen einen anderen, aber der war ungewaschen. Nun habe ich Filzläuse; sie sitzen mir in Bart und Brauen und natürlich in den Haaren unten, und wenn ich mich schabe, erhebt sich das Ungeheuer zwischen meinen Beinen aufs Neue, so wie jetzt, obwohl ich schon ganz wund bin, sodass ich wieder und wieder rasend masturbiere wie ein Affe im Käfig.
    Das Türschloss geht. Der Schließer bringt Federn undTinte. Schneller als gedacht. Vor diesem Kerl habe ich keine Scham, er ist für mich so wenig existent wie eine Küchenschabe. Er wirft mir einen schiefen, hämischen Blick zu, registriert das Auf und Ab

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