Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
Vom Netzwerk:
meinen Besuch. Eli Ibn Mosche ist ein Vertrauter des Joseph Ibn Nagrella, ein Sekretär dieses unseres Nagid, oberster Fürst aller Juden von Al Andalus, der zugleich der Wesir des dortigen Emirs ist, wie schon sein Vater.«
    (Ich weiß, dass diese Männer hier das alles wissen. Aber es ist mir eine grimmige Genugtuung, darauf hinzuweisen, dass meine Familie zur Elite Israels zählt . . .)
    »Ich freue mich auf diese Stadt, denn in Granada, so heißt es, leben so viele Juden, dass es schwer fallen dürfte, alle zu tyrannisieren.«
    Ich mustere die Gesichter dieser würdigen Männer. Keiner wagt es, mir jetzt in die Augen zu sehen. Mein Vater hat den Kopf tief gesenkt. Ich fühle seine Scham, als wäre sie meine eigene.
    Eigentlich wollte ich noch hinzufügen, dass man im weltoffenen Granada eine Dichterin unter den Juden sicher eher zu würdigen weiß als hier. Aber wozu noch Öl ins Feuer gießen?
    Ich verlasse unsere Synagoge. Immerhin, diese Würdenträger verneigen sich vor mir . . .
    MUHDJA.
    Ich erwache am für mich seligsten Ort der Welt: zwischen den Schenkeln meiner Prinzessin. Mein Kopf auf ihrem Bauch, ihr wunderbarer Geruch in meiner Nase, Haut und Haar getränkt von ihrem Saft.
    Als der scheußliche Minister endlich gegangen war, als wir vom Musenhof zum Liebeshof wurden, als der Geist Ibn Zayduns endlich ausgetrieben war, da kehrte sich die Nacht für mich und zeigte mir ihr freundliches Gesicht.
    Valada kam zu mir, und während die anderen gesucht und gefunden hatten und mit ihren Partnern zwischen den Vorhängen und Säulen der Arkaden oder in den Laubengängen des Parks verschwanden, forderte sie mich auf: »Mach einen Reim auf den Minister!«
    Ich sah sie erschrocken an, aber sie lachte: »Der Vers wird nicht hinausgehen über den Kreis, den die Lampe um uns beide bildet.«
    So schloss ich die Augen und improvisierte ein paar Zeilen über alte Männer, und sie lachte, dass sie fast auf den Rücken fiel, und erwiderte mit einem zweiten Vers, genauso voller Bosheit wie der meine, der aber mit einer Zärtlichkeit für mich im zweiten Reimpaar schloss.
    Dann begann sie mich zu streicheln, aber ich bemerkte, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Und ging es mir denn anders? Der Grund war das ebenholzschwarze Mädchen, diese Dienerin, die unter den Aufwärtern und Aufwärterinnen hantierte mit diesen gleitenden Bewegungen,wie ich sie zuvor beobachtet hatte. Gleichsam schwebend . . . dunkle Magie . . . Auch ich musste immer wieder den Kopf nach ihr drehen. Diese Anwesenheit machte mich aufs Neue unruhig.
    Schließlich sagte die Herrin: »Ich möchte dieses Mädchen   – wie heißt es doch gleich?«
    »Nazik«, antwortete ich, und den Namen auszusprechen, bereitete mir eine Enge in der Kehle, als hätte ich etwas Scharfes gegessen.
    »Richtig, Nazik. Ich möchte sie bestrafen. Bist du einverstanden, wenn sie mit uns kommt?«
    Ich nickte stumm, erschrocken. Lass sie in Ruhe!, hätte ich am liebsten gesagt. Sie kann nichts dafür. Eine Sklavin, an der sich ein Herr wie Ibn Zaydun gütlich tun will   – was soll die denn machen? Sie darf sich nicht wehren.
    Aber natürlich konnte ich ihr nicht widersprechen. Ich wusste nicht, was sie vorhatte. Wollte sie das Mädchen einbeziehen in unsere Spiele, wollte sie sie quälen? Mir missfiel es, als sie dieser Nazik befahl, mit uns zu kommen. Es missfiel mir sehr.
    Und was Valada dann tat, missfiel mir auch, aber doch nicht so sehr, sodass ich es einfach vergaß, als sie sich mir zuwandte . . .
    Nun, aufgewacht, spüre ich, dass da außer dem Glück der Befriedigung etwas ist, was einen Schatten wirft. Einen Schatten hier in diesem Raum.
    Mir wird wieder gegenwärtig, was geschah.
    Meine Prinzessin befahl der Sklavin, sich auszuziehen. Dann griff sie sie unsanft an der Schulter und dirigierte sie in eine Ecke des Raums, entfernt von uns, stellte sie mit dem Gesicht zur Wand und ordnete an: »Hier wirst du bleiben und dich nicht vom Fleck rühren. Dann kannst du zuhören, wie wir es miteinander treiben, mein kleines Weibchen und ich. Und keinen Laut von dir!«
    Ich hatte keine Zeit mehr, entsetzt zu sein, als Valada über mich herfiel wie eine Raubkatze über die Beute.
    Und nun?
    Ich richte mich behutsam auf, verabschiede mich von meiner Prinzessin mit einem letzten Zungenschlag über ihre schönste Stelle und ziehe mich vorsichtig zurück. Sie seufzt, dreht sich zur Seite, zieht nun die Beine an, um für sich allein zu schlafen.
    Tatsächlich. Ich glaube meinen

Weitere Kostenlose Bücher