Valadas versinkende Gaerten
feine Gläser und hauchdünnes Geschirr und Silberlöffel – Schule des Lebens, nicht nur des Dichtens . . .
Wo steckt Dawja?
Ich rufe nochmals.
Endlich kommt sie aus der Tiefe des Hauses angeschlurft, ihr graues Zottelhaar hängt ihr unterm Kopftuch hervor, und sie ist barfuß; ich bin überzeugt, dass sie in ihrer Kammer geschlafen hat.
»Wo ist mein Vater?«, frage ich als Erstes und erfahre, dass der Herr ins Badehaus gegangen ist.
Immerhin, eine erfreuliche Nachricht. So kann ich mich der Ordnung im Haus widmen.
Zunächst weise ich an, was Dawja zu tun hat und in welcher Reihenfolge, und drohe ihr mit Prügel, wenn sie weiter so faul ist. Sie sagt nichts und verzieht verächtlich die Mundwinkel. (Sie weiß ganz genau, dass ich sie nicht schlagen werde, schließlich hat sie graue Haare und gehört sozusagen zum Inventar des Hauses, und eine Erinnerung an meine Mutter ist sie außerdem.)
Eigentlich möchte ich gleich wieder fort. Aber ich muss zumindest meinen Vater begrüßen, wenn er zurückkehrt aus dem Bad. So gehe ich in mein Zimmer (keine Lust, die alte Vettel auch noch zu beaufsichtigen), stelle mir das Schreibzeug zurecht und überlege, was ich als nächste »poetische Übung« meiner Prinzessin vorlegen werde. Was sollte ich sonst tun? Mir schwebt eine kleine, heitere Romanze in Versen vor, leicht und zärtlich. Einmal habe ich die Pfirsiche besungen, die sie mir geschenkt hat.
Mir fällt dabei ein, wie sie mir Lesen und Schreiben beigebracht hat. Ich saß zwischen ihren gespreizten Schenkeln,ihre Knie ragten zu meinen Seiten auf wie zwei Lehnen, auf die ich meine Arme stützen konnte. Vor mir auf meinen gekreuzten Beinen lag das Schreibbrett nebst Tafel und Griffel. Ihr Kopf war dicht hinter dem meinen, ihr Atem bewegte mein Haar, und manchmal streiften ihre Lippen mein Ohr.
Wenn sie korrigieren wollte, was ich geschrieben hatte, fuhr ihr Arm über meine Schulter und nahm mir den Griffel aus der Hand. Wir lachten und berührten uns flüchtig, aber dann kam ihre Linke und umspannte meine Brust mit einem festen Griff, wie ein Käufer die Reife einer Melone prüft, und die Lektion im Schreiben wurde unterbrochen . . .
Die Erinnerung an diese Szene – sie hat mich plötzlich so erregt, dass ich das Schreibzeug beiseite legen muss. Ich werfe mich auf den Diwan, löse das Band meiner Hose, fahre mit gespreizten Fingern leicht kratzend den Bauch hinunter, komme ans Ziel und beginne, die Knospe meiner Möse zu reizen.
Hinter meinen geschlossenen Lidern tauchen die Bilder auf. Das elfenbeinglatte Bein meiner Geliebten, das Dreieck der Schenkel, der Schwung ihrer Hüfte, der enthaarte Pfirsich ihrer Fotze, die unter meiner Hand zu triefen beginnt.
Jetzt bin ich in mir, befingere die winzigen Dünen und Wellen da drin, die uns befähigen, jede Schwingung der Lust aufzunehmen.
Und dann wischt etwas über das bisherige Bild, schiebt sich etwas anderes davor.
Der lange, bewegliche Rücken, die gewölbten Hinterbacken, fest wie zwei Äpfel, zitternde Schenkel. Schwarz.
Schwarz statt weiß. Nein!
Aber es ist zu spät, die Bilder zu stoppen. Der Samtton der dunklen Haut, die ich berühren will. Berühren.
Ich ziehe mich bereits zusammen, beginne zu strömen, auch, als ich die Hand entfernt habe, krümme mich über mich selbst, ohnmächtig, nicht zu steuern, zucke, vergehe.
Nun liege ich schwer atmend da. Soeben habe ich meinePrinzessin betrogen. Das Entsetzen darüber füllt meinen Kopf wie ein weißes Rauschen, aber es erreicht meinen Körper nicht. Mein Körper ruht träge und zufrieden gestellt auf dem Diwan, und kein Schuldgefühl erreicht ihn.
Was ist geschehen?
Ich erinnere mich an eine Stelle aus dem Buch der Propheten vor Mohammed. Jakob am Brunnen. Das einfarbige Vieh sollte Laban gehören, das gesprenkelte ihm. Und wenn sich die Tiere nach der Tränke besprangen, hielt er ihnen geschälte Holzstäbe vor die Augen, halb schwarz, halb weiß. Und die Lämmer waren gefleckt, wie er es wollte.
Habe ich mich durch die Augen vergangen und bekomme nun eine gefleckte Lust präsentiert, schwarz und weiß gemustert?
Schritte von draußen, Dawja ruft nach mir. Mein Vater ist nach Haus gekommen.
Schnell ordne ich meine Kleider und bin froh, nicht weiter nachdenken zu müssen über das, was mir da eben zugestoßen ist. –
Und dann muss ich mich wundern.
Mein Vater, Kasim, der Feigenhändler, ist kaum wiederzuerkennen. Nicht nur, dass er sich Haar und Bart hat stutzen lassen, er trägt
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