Valadas versinkende Gaerten
habe mich angeboten, auf meinen Namen für sie Gewölbe anzumieten, in denen sie ihre Waren verstauen können und zu denen sie jederzeit Zugang haben. Dafür werde ich zu zehn Prozent an den Verkäufen beteiligt. Die Mietsumme für die nächsten Monate habe ich schon in der Tasche.« Er schlägt selbstgefällig auf die Geldkatze, die er am Gürtel trägt. »Nun, was sagst du, Muhdja?«
Ich sage zunächst einmal gar nichts und greife nach meiner Teeschale. Irgendjemand hat einen Narren gesucht und spielt mit Kasim, dem Feigenhändler, das berühmte Spiel »Dummer Esel«.
»Sicher seid ihr dann gleich beim Kadi vorstellig geworden, um die Abmachung rechtlich absichern zu lassen!«, werfe ich beiläufig ein.
Mein Vater schüttelt den Kopf. »Die Gebühr haben wir uns gespart!«, erwidert er wegwerfend. »Unter ehrbaren Kaufleuten gilt ein Handschlag so viel wie ein Stück Papier mit Siegeln.« (So redet mein Vater nicht; sicher sind das die Worte dieser ominösen Händler.) »Und ich habe ja auch die Miete im Voraus kassiert.«
Wohlgefällig streicht er an seiner Jubba herunter. Es sieht so aus, als habe er sich zunächst einmal von dem Mietvorschuss eingekleidet . . .
Ich schweige wieder, sehe mir diesen Mann an; mein Vater, ein Markthändler, gewitzt in seinem Fach, mit wachen, braunen Augen und sogar einem Zug von gesunder Verschlagenheit um die Mundwinkel – wie kann er sich auf so eine Geschichte einlassen?
Wenn es kein Diebesgut ist, was diese »ehrbaren Kaufleute« hier zwischenlagern wollen, so ist es doch höchstwahrscheinlich Schmuggelware, unterm Zoll weg nach Al Andalus gebracht, und deshalb suchen sie einen Strohmann. Das ist Hehlerei! Ob er weiß, was für Strafen darauf stehen? Wenn alles auffliegt, kann Kasim den Kopf hinhalten, denn die anderen blieben unsichtbar. Mir ist mehr als unbehaglich.
»Warum mieten die Herren nicht selbst und auf ihren Namen hier in Cordoba?«, werfe ich also vorsichtig ein.
Er wird ärgerlich. »Das habe ich dir doch schon gesagt! Sie sind ortsfremd hier, möchten nicht übers Ohr gehauen werden von der hiesigen Kaufmannsgilde. Außerdem hatten sie keine Zeit, mussten in wichtigen Geschäften zurück nach Algeciras.«
»Hast du die Räume schon ausgesucht?«
»Gemeinsam haben wir sie ausgesucht!«, erklärt er, und ich merke, wie sehr ihn meine Fragerei stört. »Und ein großes Schloss dazu, dessen einen Schlüssel ich habe und den anderen meine Partner. Alles ist gut.«
»Ja«, sage ich matt. Es hat keinen Zweck. Geschehen ist geschehen, und ich kann nur hoffen, dass er nicht in die Grube fällt, die er sich selbst gegraben hat.
»Ich kauf dir auch ein schönes Schmuckstück!«, verspricht er. (Als wenn ich dergleichen nötig hätte!) Er stellt seinen Minztee ab, und dann öffnet er zu meinem Entsetzen den Gürtel, legt die Geldkatze beiseite und nimmt auch mir die Schale aus der Hand, um sie auf das Tablett zu platzieren. –
Die Pflichten einer Tochter, deren Vater verwitwet ist, ja, ich weiß. Der Gehorsam, den ich ihm schulde . . . Ich beiße die Zähne zusammen. Muss mich fügen. So ist es Brauch, und so hat es seine Ordnung in Familien unserer engen Welt des Althergebrachten. Töchter sind zum Dienen da . . .
Einen Augenblick überlege ich, ob ich ihn nicht zurückstoßen, aufstehen, fortgehen soll.
Was würde dann geschehen?
Schlimmeres wahrscheinlich. Mein Vater ist zwar kein Schläger, aber ein Mann, der dort abgewiesen wird, wo er glaubt, sich sein Recht zu holen, dessen Blut gerät noch mehr in Wallung, als es ohnehin schon ist. Kann sein, er würde mich prügeln, mich an den Haaren ziehen, mir die Kleider vom Leib reißen, mich auch noch zum Letzten zwingen.
Ich kenne Nachbarstöchter, Mädchen von zwölf, dreizehn Jahren, die mit blau geschlagenen Gesichtern umherliefen. Und irgendwann waren sie schwanger, obwohl gewiss kein anderer Mann als ihr Vater im Haus war . . .
Drei-, viermal ist es bisher seit dem Tod meiner Mutter passiert. Beim dreigeschwänzten Teufel! Hätte er sich nicht statt dieses Kaftans lieber eine Hure im Badehaus kaufen können? Wie weit gehen eigentlich die Pflichten einer gehorsamen Tochter?
»Komm, rück ein bisschen näher!«, sagt er. Seine Hand spielt mit meinem Haar.
»Du hast so hübsche Brüste! Warum trägst du jetzt immer diese dunklen, hochgeschlossenen Gewänder?«
»Weil ich nicht will, dass eine Dichterin aus Valadas Schule aufreizend herumläuft«, entgegne ich und drehe mich zur Seite.
»Ach,
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