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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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eigene Schutztruppe   – zuverlässige Männer, nicht zu verwechseln mit der Stadtwache   – würde ja wohl genügen, aber eine Omayaden-Tochter lässt sich auf so etwas nicht ein. Die braucht, wenn sie schon mit dem Minister unterwegs ist, ihre eigene Begleitung.
    An einer Lichtung haben sie Halt gemacht. Der Hadjib lässt es sich nicht nehmen, Valada eigenhändig aus dem Sattel zu helfen.
    Das Gefolge bleibt bei den Pferden, nur ein einzelner Reiter darf sie zu ihrer Sicherheit und auf Abstand begleiten; der Wimpel seiner Lanze ragt aus dem hohen Dickicht heraus und zeigt an, wo er sich befindet.
    Ibn Abdus kennt sich aus hier; er benutzt den Treffpunkt hin und wieder, wie andere auch.
    Er geht vor Valada her, reicht ihr helfend die Hand, wenn es über sumpfige Stellen oder Rinnsale hinweggeht. Sie schreitet weit aus, unbekümmert um ihre dünnen Seidenstiefel und den Saum ihres weißen Mantels. Es ist schattig, und allerdings gibt es Mücken, aber der Wesir weiß sich zu helfen: Er reißt einen Weidenzweig ab und wedelt das Ungeziefer weg.
    Sie erreichen eine kleine Marmorbank, die an einem verschilften Weiher steht   – sicher war hier einmal einer der Springbrunnen.
    Die Prinzessin setzt sich, breitet die Arme auf der Rückenlehne aus, legt den Kopf zurück und schlägt die Beine übereinander. Selbstsicher, herausfordernd. (Ihm bietet sie keinen Platz neben sich an.)
    »Danke, dass deine wichtigen Amtsgeschäfte dir erlauben, dich mit mir zu treffen«, sagt sie, leicht spöttisch.
    Er verneigt sich. Eine Prinzessin Valada kann sich natürlich nicht vorstellen, dass irgendetwas vor ihren Wünschen Vorrang haben könnte, denkt er. Und außerdem will ja nicht nur sie etwas von ihm, sondern auch er etwas von ihr. Und etwas sehr Bestimmtes.
    »Warum du mich hierhergebeten hast, schönste Dame, das ist nicht schwer zu erraten. Es geht um nichts Öffentliches.«
    »Ja«, sagt sie. »Darum geht es. Zunächst: Warum lässt du deine Schläger auf das Judenviertel los? Du hattest doch gesehen, dass Kasmuna nicht auf meinem Fest war! Du hattest vor, sie zu ängstigen, nicht wahr? Meinst du, damit machst du dich bei mir beliebt?«
    Ibn Abdus lacht. Er steht vor Valada, wedelt immer noch spielerisch mit dem Weidenzweig, und sie kneift ärgerlich die Augen zusammen.
    »Du bringst einiges durcheinander, Prinzessin«, sagt er gelassen. »Erstens sind die Strenggläubigen nicht meine Schläger. Wenn es darum geht, wer diese Berberkrieger damals zuerst ins Land geholt hat, dann kann ich nicht umhin, festzustellen, dass es wohl eher Angehörige deiner Dynastie waren.«
    »Es war der verfluchte Al Mansur!«, fährt sie auf.
    »Er hatte den Auftrag von der Sayyida Al Kubra, die freilich eine Hure war, aber schließlich war er ihr Statthalter!«, redet er weiter, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Zweitens sind diese Männer nicht mir unterstellt. Sie folgen einzig den Anweisungen ihres Scheichs, und der spricht sich mit den religiösen Führern ab. Dass sie an einem jüdischen Feiertag auf die Idee kommen, sich der Judería   – hm   – anzunehmen, ist nicht so verwunderlich. Dass Kasmuna bint Ismael nicht zu deinem Fest kommt   – ja, wie sollte ich das ahnen? Und selbst wenn ich es gewusst hätte, wie gesagt: Diese Männer nehmen von mir keine Weisungen entgegen. Ist deiner Gespielin etwas zugestoßen?«
    (Er klingt wirklich besorgt.)
    »Meiner Dichterfreundin geht es gut!«
    Er sieht den Zorn in Valadas Augen, lenkt ein.
    »Verzeih mir, Sayyida, Herrin, wenn ich dir sagen muss, dass auch ein Minister nicht allmächtig ist. Sich mit den Wüstensöhnen schlecht zu stellen, hieße, sehr gefährlich leben.« Er tut so, als überhöre er ihr verächtlich-ungläubiges »Pah!«, fährt geschmeidig fort: »Aber du hast mich nicht hierherbestellt, um mich zurechtzuweisen, oder?«
    Er lächelt.
    Und dann sagt sie, worauf er gefasst war   – eigentlich hatte er es schon auf dem Fest erwartet und angenommen, dass sie nur deswegen seine Nähe sucht: »Ohne Umschweife. Lass Ibn Zaydun frei. Es reicht jetzt.«
    »Wenn das so einfach wäre!«, erwidert er, immer gleich ruhevoll. Er schiebt ihren weißen Mantel beiseite und setzt sich neben sie, auch ohne dass sie ihn aufgefordert hat. Sie registriert es mit schrägem Blick.
    »Normalerweise wird kein Angehöriger einer der großen Araberfamilien so ohne Weiteres freigelassen. Er muss vor den Kadi, den Richter, oder gar vor den Fürsten, und die können ihn begnadigen oder

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