Valadas versinkende Gaerten
auch nicht.«
»Pah!« Valada schürzt die Lippen und stößt verächtlich die Luft aus. »Er ist doch auch ohne Fürst und Kadi eingesperrt worden!«
»Weil er eine der bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Stadt in seinen Versen beleidigt hat!«, bestätigt Ibn Abdus. »Und die sitzt neben mir.«
»Könnten wir nicht mit diesem Scheingefecht Schluss machen, Hadjib?«, sagt sie ungeduldig. »Du weißt doch ganz genau, dass wir uns in unseren Reimen gegenseitig ganz andere Dinge an den Kopf geworfen haben, und mein Hofstaat, meine ›Schule‹, hat darüber gelacht und Beifall geklatscht. Natürlich hat er mich beleidigt. Aber ich habe es ihmja auch heimgezahlt. Erinnerst du dich an den Vers mit der Dattelpalme?«
Sie lächelt boshaft.
Natürlich erinnert er sich. Der Poet hatte damals eine Affäre mit einem jungen Mann. Die Prinzessin dichtete ihm darauf an, er würde sich ohnehin nur für Männer erwärmen können. Die Reime endeten mit der Behauptung: Wenn auf einer Palme Schwänze und Hoden wachsen würden statt Kokosnüsse, würde sich Ibn Zaydun in einen Schwarm Drosseln verwandeln, um an diese Früchte zu gelangen . . .
»Wir wollten doch nicht über Dichtung reden, sondern über einen Dichter, oder?«, wirft er ein. »Immerhin aber wollen wir festhalten, dass dein Poet . . .«
». . . mein Poet!«, protestiert sie empört, aber er fährt ungerührt fort: ». . . dein Poet wegen seiner ungebührlichen Verse weggesperrt wurde, und dir war es zumindest zu diesem Zeitpunkt ganz recht, weil er mit irgendeiner schwarzen Sklavengespielin in deinem eigenen Bett . . .«
»Hör auf!« Jetzt blitzt das stählerne Graublau in ihrem Blick auf, das auf ernsthaften Zorn schließen lässt.
Sofort lenkt er ein. »Sayyida! Verzeih schon. Dein Gemüt ist wie das Meer, launisch, wild aufschäumend, mal sanft, still und trügerisch. Auch dein Lächeln birgt Gefahren. Lass uns bei der Sache bleiben.«
»Bei der Sache?« In ihrer Stimme ist ein Hauch Unsicherheit. »Was meinst du?« Sie bricht ab.
»Ich meine«, ergänzt er lächelnd, »dass du diesen Mann zu gewissen Spielchen benutzen wolltest, und deswegen habe ich ihn aus dem Verkehr gezogen.«
»Spielchen?«
Mit kaum verhehltem Entzücken sieht er, dass sie erröten kann. Die Farbe steigt ihr wolkig den Nacken hoch, erreicht ihre Wangen, dann die Stirn. Er greift nach ihrer Hand, und sie zieht sie mit einem Ruck weg.
»Prinzessin, ich bin ein Diener des Fürsten, ein Diener der Familie der Banu Yahwar. Der Emir Abd Al Malik ist mein Herr und der Herr von Cordoba. Die Familie Ibn Zayduns, die Banu Makhsum, sind loyal gegenüber dem Herrscherhaus. Der Vater arbeitete lange Zeit mit mir zusammen in einer Kanzlei und sah mit Stolz auf seinen Sohn, dem allerdings schon mit neunzehn Jahren der Ruhm zu Kopfe stieg, als er sich mit den größten Poeten des Landes messen konnte und sie alle schlug. Wahrscheinlich hätte dein Dichter die gleiche Laufbahn eingeschlagen wie der Vater, wenn du ihm nicht begegnet wärst und ihn in deine . . . Kreise gezogen hättest.
Sage mir, was hätte ich tun sollen? Es wäre den Banu Makhsum kaum recht gewesen, hätte ich einen ihres Stammes wegen Landesverrats einsperren lassen.«
»Landesverrat?« Sie sieht ihn an, überrascht, auch verständnislos.
Er zieht die buschigen Brauen in die Höhe, mimt Erstaunen. »Wenn jemand in Briefwechsel mit hochgestellten Persönlichkeiten anderer Taifas tritt und sie bittet, Ausschau zu halten, ob irgendwo Nachkommen der Omayaden aufzuspüren sind . . .?« Er schüttelt den Kopf, sagt gespielt einfältig: »Wie sollte man es denn sonst wohl bezeichnen? Und von wem kann er wohl solch einen Auftrag erhalten haben? Denn auf so etwas kommt ein Dichter doch nicht von allein. Was meinst du, was soll ich da annehmen? Soll ich den . . . Hintermann verhaften? Ich möchte wetten, dessen Siegel ist ein achteckiger Stern.«
Er grinst.
(Der achteckige Stern ist das Siegel der Omayaden.)
Valada hat ihre lässige, siegessichere Haltung aufgegeben. Sie sitzt jetzt vorgebeugt, die Hände auf die Schenkel gestützt, wie bereit, aufzuspringen. »Du hast meine Kuriere abgefangen?«
»Es ist nun einmal so, dass Briefe an gewisse Persönlichkeitender Zensur unterliegen. Eine Frage der Sicherheit im Staate.«
»Ich habe keine Lust, dir weiter zuzuhören!«, sagt sie leise und zornig. »Ich will, dass du ihn freilässt.«
»Habe ich dir nicht erklärt, dass es so einfach nicht geht? Wenn ich ihn vor Gericht stellen
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