Valadas versinkende Gaerten
einmal so angenehm.
Er reißt ein schlankes Blatt von dem Weidenzweig ab, den er noch immer in der Hand hält.
Weg mit dir, Ibn Zaydun.
Wären da noch die Frauenzimmer. Die feinsinnige Jüdin und das Weibsstück mit dem frechen Maulwerk, die Tochter des Feigenhändlers. Wie ging dies Gedicht gleich wieder: »Wie lächerlich ist es doch anzusehn /wenn alten Kerlen . . .« Hm.
Er zupft zwei weitere Blätter ab.
Nein, es lief gar nicht einmal so schlecht, auch in anderer Beziehung.
Es kommt ihm sehr gelegen, dass die Pläne der Prinzessinund seine eigenen vorsichtig in die Zukunft tastenden Finger in die gleiche Richtung gehen. So etwas kommt ihr nicht in den Sinn. Sie fährt durchs Leben wie durch einen Hohlweg, die Augen geradeaus aufs Ziel gerichtet.
Er für sein Teil hat seine Blicke überall.
Sevilla. Sevilla ist mächtig. Der mächtigste der Taifa-Staaten. Cordoba ist schwach. Schwach und hinfällig. Eine halb zerstörte Stadt, ein Fürst, der nur sich selbst und sein Wohlergehen im Sinn hat.
Für einen Mann wie ihn, Ibn Abdus, keine lohnende Aufgabe auf die Dauer.
VALADA.
Sevilla. Wie ist er auf Sevilla gekommen? Ibn Zayduns Bekanntschaft mit dem dortigen Thronfolger ist doch nur ein zusätzliches Plus. Wie ich diesen Minister einschätze, steckt mehr dahinter. Was spielt er für Spiele?
Einen Augenblick war ich drauf und dran, ihm von der mysteriösen Voraussage zu erzählen. Aber wozu? Es ist besser, wenn er mir unwissend dient . . . im »Bericht von den wundersamen Taten« redet mich der Verfasser gegen Ende nämlich so an:
Und es wird das Maul des großen Hundes, Asch-Schira Al Abdur, kla ff end o ff en gestanden haben, wenn du, auserwählt, wie du bist, jemanden aussendest, ihn zu bringen, der euren Stamm erneuert, und wird er zu fi nden sein in jener Stadt, bei der sich süßes und salziges Wasser umarmen. Aber siehe, wenn viel Blut fl ießt dort, wo der Fluss Gold führt, dann ist die Zeit bald um. Beeile dich, dass es dir nicht missglückt.
Asch-Schira Al Abdur, das war leicht zu enträtseln. Das ist der Stern, den die Astronomen inzwischen Sirius, den Hundsstern nennen, hell und strahlend in seiner Schönheit in der Mitte des Jahres. Und dies war gemeint mit dem Maul, das jetzt, im Herbst, offen steht.
Und jene Stadt, wo sich süßes und salziges Wasser vermischen: Sevilla, wo der Guadalquivir ins Meer mündet; weit strömt bei Flut das Meerwasser in die Flussmündung hinein, das ist bekannt.
Was allerdings den dritten Teil der dunklen Vorhersage angeht, die Stadt, wo man Gold findet und Blut fließen soll, das kann ich nicht deuten. Und das will ich jetzt noch nicht wissen.
Und ich lese von diesen »wundersamen Taten«, um mein Gemüt zu erheben.
Ein Fürst, der Glanz erstrebt, muss Städte gründen,
Die seinen Ruhm in aller Welt verkünden.
So taten die Helden aus deinem Stamme.
Das glückliche Cordoba, aus dem Staub seiner Niedrigkeit erhoben und zur Schönsten der Schönen gemacht vom Beherrscher der Gläubigen, sei dir immer vor Augen, wenn du gedenkst, Taten zu vollbringen.
Siehe, diese Stadt der Städte war bereits zur Zeit des gesegneten Abd Al Rahman
–
Allah schenke ihm die Freuden des Paradieses!
–
die größte der bekannten Welt. Über alle Maßen herrlich ist die Mezquita, jene Moschee, die zu bauen er begann und die deine anderen Vorfahren zu Ende führten. Ein Wunder aus buntem Marmorstein mit einem Wald von Säulen, so weiträumig, dass ein Fürst auf hohem Ross einreiten könnte, hielte ihn nicht die Ehrfurcht vor dem Allmächtigen zurück.
In die Tausende ging die Zahl der Wohnhäuser, hundert Moscheen und fast ebenso viel Bäder gab es in ihr, achtzig war die Zahl der ö ff entlichen Schulen, sechzig hingegen die der Hospitäler, denen berühmte Ärzte vorstanden. Und bedenke, du, lesend, dass schon vor deiner Zeit die Straßen gep fl astert waren mit festem Stein und des Nachts an den Hauswänden Laternen waren, die mit ihrem hellen Schein den Grund zu deinen Füßen sicher machten und Diebe und Gauner vertrieben.
Umgeben war die herrlichste der Städte von einer Perlenkette
schöner Orte mit Sommerhäusern der Vornehmen, mit Park und Lustgärten voller schattender Zypressen und Palmen, mit Weinlauben und Olivenhainen.
Viele tausend Dörfer ringsum im blühenden Land versorgten die wunderbare Stadt mit allem, was nötig war.
Und es gab kaum einen dort, der nicht auf seinem eigenen Maulesel zu Markte reiten konnte.
Bedenke das, du! So sei Cordoba
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