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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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vielleicht: Ein Glück, dass wir ihn los sind!
    Mit einem Lächeln strecke ich ihr noch einmal das Buch hin, und nun greift sie danach und haucht mit einer Stimme, die überschattet ist vom Durchstandenen, ihren Dank.
    Meine Truppe kommt zurück. Sie hatten pro forma die Verfolgung der Räuber aufgenommen, aber eigentlich mehr, um sie so zu verjagen, wie man einen Straßenköter mit einem Steinwurf verjagt.
    Inzwischen, oh Wunder, taucht der Tross der Dame zögerndwieder auf. Die Maultiertreiber zu Recht ohne jede Scham; sie sind ja nicht der Geleitschutz, ihnen gibt keiner einen Dirhem dafür, dass sie ihre Haut zu Markte tragen. Anders verhält es sich mit der Schutztruppe. Als ich sehe, dass es Männer der Shorta, der Stadtwache, sind, kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Diese Leute verdienen ihr Geld durch Unfähigkeit.
    Die Kerle machen sich also an ihren Gäulen zu schaffen, satteln auf und wagen es nicht, die Männer bei den Mulis anzugucken, die nicht mit hämischen Bemerkungen sparen und sich dann vernünftig beraten, wie sie die Last neu verteilen   – denn es fehlt ihnen ja ein Tier.
    Der Führer der kleinen Karawane hat sich an meinen Führer herangemacht und tauscht sich mit ihm aus, zweifellos über die Sicherheit der weiteren Reiseroute.
    Ich wende mich erneut der Sänfte zu.
    Die alte Dienerin hat inzwischen ihrer Herrin die Schuhe wieder über die Füße gestreift und ihr den Schleier über den Kopf gelegt, da offenbar bei der Klauerei ihres Schmucks die Haartracht in Mitleidenschaft gezogen worden war.
    Kasmuna hat sich gefasst und sieht mir nun mit Augen entgegen, in die Gelassenheit zurückgekehrt scheint. Sie steigt aus, hält das Buch ans Herz gedrückt, verbeugt sich tief.
    »Ich bin in Eurer Schuld, Ibn Zaydun. Hätte der Zufall Euch nicht dieses Weges geführt   – vielleicht wäre ich nicht mehr am Leben.«
    Weiß der Teufel, ob es so weit gekommen wäre, denke ich. Räuber sind praktisch denkende Wesen. Aber gewisse   – hm, Dinge   – hätten ihr schon zustoßen können. Wenn ich mir die ausmale, wird mir direkt warm ums Herz. Die hochmütige Jüdin als Spucknapf für diese Kerle . . . Wie es heißt, waschen sich die Christen nur zweimal im Jahr, zu ihrem Oster- und ihrem Weihnachtsfest, und von beiden sind wir im Kalender gleich weit entfernt.
    »Nichts zu danken, verehrte Dame!«, erwidere ich höflich. »Es war mir eine Ehre, einer Person Schutz zu geben, die unserer gemeinsamen Herrin so nahesteht.«
    Für einen Moment kreuzen sich unsere Blicke.
    »Darf ich fragen, wohin Ihr unterwegs seid?«
    »Ich besuche Anverwandte in Granada«, entgegnet sie mit dem ersten Lächeln, das sie nach den Geschehnissen eben zustande bringt. »Ein Onkel von mir ist im Gefolge des Hadjib beschäftigt.«
    »Ah, bei Joseph Ibn Nagrella!« Ich stelle meine Weltläufig keit unter Beweis. Sie nickt kühl.
    »Und Ihr seid also auf dem Weg nach Sevilla?«
    Ich nicke. Es versetzt mir einen Stich. Sie, die Prinzessin, hat diese jüdische Tribade also eingeweiht in unsere politischen Pläne! Was hat sie sich dabei gedacht? Brauchte sie jemanden, dem sie sich . . . anvertraut?
    Nun gut. Sagen wir einmal, sie hat ihr Wissen in einen Brunnen geworfen. Im Kopf dieser Frau kann es nicht arbeiten. Das ist nichts wert für sie. Totes Geäst. Damit kann ich mich zufrieden geben; es bedeutet keine Gefahr für das, was ich beabsichtige.
    Unsere beiden Reiseführer nähern sich mit all den Verbeugungen, die Untergebene ihrer Herrschaft schulden.
    »Euer Gnaden, dieser Mann hier, der aus Cordoba«, sagt der Anführer meiner Truppe und weist auf den Mann neben sich, »der traut sich nun nicht mehr weiter. Er fürchtet, das geht auf der ganzen Strecke so wie eben hier. Nun habe ich ihm aber gesagt, dass dem nicht so ist. Hier an dieser Wegbiegung ist ein Hinterhalt gut möglich, und dass die Leute aus Cordoba ausgerechnet an der Stelle Rast machen mussten, das war wirklich sehr ungeschickt. Aber um ganz sicherzugehen, die Strecke nach Granada ums Gebirge herum, die ist frei. Da kommen die Pardos nicht hin. Also, es gibt keinen Grund, umzukehren.«
    Ich zucke die Achseln. »Ich weiß nicht, wie die Sayyida sich entscheiden wird«, sage ich vage. »Vielleicht möchte sie auf diesen Schrecken hin ja ohnehin die Reise unterbrechen und zurückkehren.«
    »Das habe ich keinesfalls vor«, sagt Kasmuna, heftiger, als es sein müsste. Offenbar will sie vor mir die Mutige hervorkehren.
    Ich nicke verständnisvoll. »Ich

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