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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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mir zeigen, dass ich wohl doch in der Wirklichkeit angekommen bin.
    Sklavinnen. Blonde, braune. Dunkle. Nicht alle sind zum Dienst im inneren Teil des Hauses zugelassen.
    Was tue ich? Was soll diese Suche?
    Ich irre durch den Park, dann durch den Garten, und der Kies der Wege bringt meine Fußsohlen zum Prickeln. Komme zum Wirtschaftstrakt, gehe an den Gelassen der Dienerschaft vorbei. Hinter diesen Gebäuden erstreckt sich der Nutzgarten. Gefleckt vom Mond- und Sternenlicht, dämmrig, man muss die Augen anstrengen, wenn man etwas Dunkles finden will. So dunkel wie ein Schatten.
    Sie hockt vor einem Gurkenbeet und kramt irgendwelche Geräte zusammen.
    Vielleicht ist sie eingeschlafen über dem, was sie gemacht hat. Vielleicht schlafen wir beide.
    Ich strecke die Hand aus, jetzt kann ich sie ausstrecken, mit einer Bewegung, die ich bis in die Schulter hinein spüre, und als ich sie berühre, sieht sie auf. Nur das Weiße ihrer Augen leuchtet in ihrem Gesicht.
    Hinten, wo man das frisch geschnittene Gras hinträgt, hinter einem Bretterzaun, steht auch die Hütte, wo Hacken, Harken, Spaten und dergleichen aufbewahrt werden. Dorthin geht sie. Geht, als sei ich nicht vorhanden, und ich folge ihr, als wäre ich ihr schon hundert Mal gefolgt.
    Unter meinen Füßen ist jetzt Erde, krümelige, harte Erde, Brocken, die mir Schmerzen bereiten. Ich bin es nicht mehr gewohnt, ohne Schuhe zu laufen.
    Wie kalt der Boden ist!
    Das scheppernde Geräusch, als sie an Geräte stößt, die vor dem Schuppen liegen, kommt mir vor wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts. Unerträglich laut.
    Ich nehme sie an der Hand und ziehe sie hinter die Planken, presse sie gegen das Holz. Sie atmet hörbar. Erst jetzt bemerke ich, dass sie mit nichts bekleidet ist als mit einem Lederschurz, aber ich will nichts wissen von ihren Brüsten. Inmeinem Kopf ist das Bild dieses Rückens, dieser langen, zitternden Schenkel, dieser Hinterbacken. Ich muss sie nicht berühren. Ich weiß, dass sie fest sind und kalt.
    Sie steht da, bewegt sich nicht.
    Plötzlich überflutet mich eine Welle der Scham. Was mache ich hier? Tue ich diesem Mädchen nicht genauso Gewalt an, wie der Dichter es wahrscheinlich tat, bin ich nicht ebenso grausam wie Valada, als sie diese Nazik neben uns, hingelehnt an die Wand, stehen ließ?
    Was ist aus meinem Traum geworden? Nun bin ich wach.
    »Nazik!«, sage ich. Ich muss mich räuspern. »Ich befehle dir«, will ich sagen, aber es kommt etwas anderes über meine Lippen. »Ich bitte dich, morgen Abend, wenn die Prinzessin zum Abendgebet in die Moschee geht, wie sie es zu tun pflegt, hierherzukommen. Ich erwarte dich. Ich will . . . ich will dir nichts antun. Ich will dir Freude bereiten.«
    Und so wende ich mich von ihr ab und laufe, laufe, zurück ins Haus.
    Freude bereiten? Natürlich ist es so. Aber es ist auch gelogen. Da ist auch noch das Gefühl des Traums. Da wollte ich sie retten . . .
    Wer ist sie? Was bewegt sie? Warum spricht sie nicht zu mir? Ist sie stumm, oder verachtet sie mich, wie sie alle hier verachtet? Ich will es wissen . . .
    Da bin ich. Bin wieder im Haus. Angekommen am Ende meiner Flucht. Bei der Schlafenden.
    Mein Heim, mein Haus, mein Alles. Das ich bereit bin, zu verraten.
    Und schon, während ich mich an meine Prinzessin schmiege, zitternd von der Nachtkühle und meiner Aufregung, weiß ich, dass Nazik nicht kommen wird am morgigen Abend. Und das geschieht mir recht.
    Valada schläft. Ich sehe wie so oft: Sie mutiert im Schlaf zu einem kleinen Kind, wenn sie denn allein im Bett liegt   –seitlich, die Knie angezogen, als wäre sie noch im Mutterleib, ihre Hände vor dem Mund zu Fäusten geballt, und man könnte meinen, wenig fehlt, und sie lutscht am Daumen.
    Reuig schlinge ich meine Arme um sie, und ihr Körper erwidert die Berührung mit einem weichen Dehnen der Schultern, wie es sich jemand in einer Wolke aus Daunendecken bequem macht.
    Valada. Verdiene ich, dass sie mir so vertraut?
    Ich liege wach. Lausche auf die abklingenden Geräusche des Hauses und auf mein bellendes Gewissen.
    KASMUNA.
    So also sieht wahrscheinlich meine letzte Stunde aus. Ich habe einem Räuber ins Gesicht gespuckt.
    Zu Anfang, als diese Kerle auf ihren Pferden plötzlich hinter der Wegbiegung hervorschossen, als seien sie vom Himmel gefallen, da wäre ja sicher noch eine Chance gewesen, wenn wir uns nicht so sträflich sorglos verhalten hätten.
    Wir machten gerade eine Pause. Die Maultiere, sowohl die von meiner Sänfte als auch

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