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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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einem Ortskundigen. Währenddessen lasse ich mir eine kleine Erfrischung an die Sänfte bringen; ich hoffe, es lohnt nicht, auszusteigen, denn ich bin voller Ungeduld und Vorfreude.
    Der Schrecken des Überfalls ist endgültig vergessen.
    Indessen gibt es eine Verzögerung. Die Männer   – es wurde bereits jemand gefunden   – sind in einen heftigen Wortwechsel verwickelt. Sicher geht es um Geld.
    Ich winke Hamda zu mir heran und frage.
    »Herrin«, sagt sie ratlos, »dieser fremde Bursche will uns nicht durch die Stadt führen, wenn ich das richtig verstehe. Er will einen Umweg mit uns machen, über die Hügel und Schluchten da im Nordwesten, um uns dann erst zum Palast des Wesirs zu bringen.«
    »Will er den längeren und schwierigeren Weg wählen, um bessere Entlohnung zu erhalten?«, frage ich. »Sag ihm, dass wir zahlen, was er fordert. Aber kein Umweg.«
    Hamda schüttelt den Kopf. »Es ist irgendetwas anderes«, sagt sie. »Irgendetwas ist los in der Stadt. Ich kann ihn nicht richtig verstehen. Sein Arabisch hört sich an wie im Mörser zerkleinert.«
    Ich muss lachen über die blumige Ausdrucksweise der alten Frau. »Hol ihn zu mir«, sage ich und ziehe mir den Schleier vors Gesicht. »Ich werde versuchen, ihn zu verstehen.«
    Meine Vermutung bestätigt sich. Der junge Mensch   – Lederkoller, Pluderhosen und schmutzige Kopfbinde, die Beine in Gamaschen   – ist kein Araber, sondern ein so genannter Mozaraber (also ein unter muslimischer Herrschaft lebender Christ). Ich rede ihn in dem Kauderwelsch aus Volkslateinund Gotisch an, mit dem sich diese Leute untereinander von Galizien bis zu den Pyrenäen und darüber hinaus verständlich machen.
    Er atmet auf, als er merkt, man versteht ihn.
    »Sayyida!«, sagt er eindringlich. »Es geht mir nicht um ein paar Dirhems mehr   – obwohl ich auch dagegen nichts hätte!   –, es geht um Eure Sicherheit. Durch Granada zu ziehen, wenn man den Weg zum Palast des Hadjib einschlagen will, ist nicht zu empfehlen.«
    »Warum nicht? Wird in der Stadt zu viel gebaut?«
    Er kratzt sich am Kopf. »Das eher nicht«, entgegnet er. »Es geht, nun ja, auch um ein dummes Lied, das überall gesungen wird.«
    Nun bin ich es gewohnt, dass die frechen Verse Muhdjas oder des Mannes, dem ich unterwegs begegnete, allüberall in Cordoba kreisen. Ein »dummes Lied«? Und deshalb nicht durch die Stadt ziehen? Merkwürdig. Aber ich habe natürlich keine Lust, mit einem Maultiertreiber zu streiten. Vielleicht ist es ohnehin besser, wenn ich mir Granada in Ruhe, geführt von meinen orts- und kunstkundigen Verwandten, ansehe. So stimme ich also zu, dass wir diesen Umweg machen.
    Ich entlohne die Shorta aus Cordoba und schicke sie zurück; sie werden von meiner Ankunft am Zielort berichten und meine Eltern beruhigen. Dass sie kein Wort über den Raubüberfall berichten werden, dessen kann man sicher sein, denn da würden sie sich ja nur lächerlich machen, so, wie sie ihren »Kampfesmut« gezeigt hatten.
    Wir ziehen also weiter, über Stock und Stein, talauf, talab; die Sonnenhitze brennt unbarmherzig aufs Schutzdach meiner schaukelnden Sänfte, und endlich überqueren wir eine Holzbrücke und biegen in den Hohlweg ein, der stetig nach oben auf jenen Berg führt, auf dem der Wesir Ibn Nagrella seine Residenz errichtet hat. Von unten rechts klingt dumpfes Getrommel an mein Ohr. Das »dumme Lied« . . .?
    Ich bin erschöpft und ungeduldig und schließe die Vorhänge meiner Sänfte wegen des rötlichen Staubs auf diesem Weg, aufgewirbelt von den Hufen unserer Tiere. Obwohl ich so aufgeregt bin, oder vielleicht gerade deswegen, schlafe ich fast ein . . .
    Der wundervolle Freudentriller arabischer Frauen, der tief aus den Lungen kommt, lässt mich aufschrecken.
    Hamda zieht die Vorhänge von außen zurück. Wir sind angekommen, und inmitten eines Palmenhains haben wir Halt gemacht. Sodann passieren wir einen Torbogen, umkleidet vom wilden Gerank rotblühender Pflanzen, gelangen in einen jener schönen Höfe, wie ich sie auch von zu Haus kenne, rieselndes Wasser, Schatten, Mosaiken.
    Die dienenden Frauen, die meine Sänfte umringen, helfen mir beim Aussteigen, reichen mir mit Lavendel getränkte Tücher, Gesicht und Hände zu erfrischen und vom Reisestaub zu befreien, sie nötigen mich zum Sitzen, und während eine von ihnen mir ein Getränk reicht, gemischt aus Wasser und Limonensaft, knien andere nieder, waschen meine Füße und massieren sie nach dem Abtrocknen mit belebendem Öl. Und so,

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