Valadas versinkende Gaerten
unser wunderbares Schloss az-Zahra erbaute, getan hat.
Als der Kalif stirbt, ist sein Sohn Hisham gerade einmal elf Jahre alt. Für ihn übernimmt, wie ich weiß, der Geliebte seiner Mutter, jener Al Mansur, allgemein als Emporkömmling angesehen, die Regierungsgeschäfte und reißt schließlich die Macht ganz und gar an sich.
Hisham ist seine Marionette. Je nachdem, was dem Machtmenschen und Kriegsherren Al Mansur gerade von Nutzen erscheint, wird der kleine Kalif einmal gefeiert und vorgezeigt, dann wieder versteckt. Es wird behauptet, er sei ins Ausland geflohen. Er wird für tot erklärt und kurz danach wieder ans Licht geholt. Irgendwann verlieren sich seine Spuren. Ist er ausgewandert? Seine Knochen jedenfalls hat keiner gefunden.
Ich beginne, die Liste der von Ibn Hayyam sorgfältig aufgeführten männlichen Nachkommen der Omayaden zu durchforsten. Genug davon hat es tatsächlich gegeben, Hakam selbst und seine Vettern und Brüder, soweit sie sich nicht gegenseitig umgebracht hatten, sorgten reichlich für Nachzucht und schliefen querbeet mit allem, was ihnen vor die Lanze kam, gleich ob Schwarz, Braun oder Weiß, Christin, Jüdin, Muslimin, und erkannten ihr Fleisch und Blut großzügig an.
Nur leider sieht es so aus, als habe sich von dieser ganzenBrut nichts halten können. Gestorben, verdorben, verschollen. Die Letzten, die noch am Leben waren, sind von Al Mansur verfolgt und, wo er sie nur erwischen konnte, um die Ecke gebracht worden.
Man hätte es sich denken können, dass die Würdenträger von Cordoba, hätten sie damals die Möglichkeit gehabt, drei andere Kandidaten für das Kalifat zu benennen als die, zu denen auch der minder begabte Vater der schönsten Tochter der Welt zählte, davon gewiss Gebrauch gemacht hätten.
Voll Ärger und Ungeduld schiebe ich das verdienstvoll akribische, aber für mich leider unbrauchbare Werk des Ibn Hayyam beiseite.
Wo bekomme ich meinen Omayaden her?
Ich muss meine Studien unterbrechen.
Der Prinz lässt mich – hohe Ehre! – als Zuhörer in den Kronrat laden. Die Eilboten aus Granada sind zurück und haben, so ist zu vernehmen, Unglaubliches zu verkünden.
16
MUHDJA.
Ich bin eine Verräterin.
Heiß und leidenschaftlich liebe ich meine Prinzessin.
Und heiß und leidenschaftlich liebe ich eine schwarze Sklavin, jenes Mädchen, das Ibn Zaydun zum Verhängnis wurde.
Kann sein, dass sie auch mir zum Verhängnis wird. Wenn Valada davon erfährt, dass ich mich mit Nazik – nach vergeblichem Bemühen zunächst – zu bestimmten Zeiten in entlegenen Winkeln des Wirtschaftsgartens oder in jenem schäbigen Geräteschuppen treffe, wird sie mich verstoßen, ich weiß es. Verstoßen und bestrafen, und es wird mir recht geschehen.
Ein Wunder, dass sie bisher nichts bemerkt hat. Komme ich nicht mit niedergeschlagenem Blick zu ihr, zaghaft, wie ein Kind, das sich vor dem Zorn der Mutter fürchtet, weil es einen Krug zerbrochen hat? Und habe ich nicht fremden Geruch an mir? Mag ich meine Hände auch mit heißem Wasser und Olivenseife waschen, bis sie rot und rissig werden – wenn ich sie zur Nase führe, glaube ich immer noch, den Duft von Nazik zu riechen.
Kein Scherz will mir gelingen, keinen frechen Vers bringe ich zu Papier.
Dass ich bisher unentdeckt geblieben bin, verdanke ich dem Fehlen von Kasmuna. Die Sorge, der Kummer wegen Kasmunas »Flucht«, wie sie es nennt, beschäftigen Herz und Sinne meiner Geliebten.
(Hin und wieder meine ich, dass sie es doch bemerken muss, wenn ich nachts ihr Bett verlasse! Aber sie sagt nichts. So irre ich mich wohl.)
Eigentlich müsste ich eifersüchtig sein, so sehr wegen der fernen Freundin vernachlässigt zu werden. Aber nun, in meiner elenden Lage, kommt mir zustatten, dass Valada mit den Gedanken woanders ist.
Vielleicht, so überlege ich manchmal, sollte ich es ausnutzen, dass ich ihr im Moment unwichtiger erscheine als sonst. Ihr zu Füßen fallen und die Verfehlung bekennen. Vielleicht brächte sie es jetzt leichter fertig, mir zu verzeihen. Vielleicht würde sie sogar über die Verirrung lachen.
Manchmal denke ich trotzig: Was ist schon dabei? Hat sie, Valada, uns nicht selbst gelehrt, dass im »Haus Liebe« viele Wohnungen sind, dass Zärtlichkeit und Begierde sich hier und da ein Nest bauen, dass das Spiel zu spielen keine Verfehlung ist?
Dann könnte ich auf alle Heimlichkeiten verzichten.
Aber das ist es ja eben. Dass es gar kein Spiel ist. Keine Verirrung.
Ich versuche, mich selbst zu
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