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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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tiefer aus   – wenn Könige und Fürsten einen zu rühmen wissen, kann man sicher sein, dass es nicht nur bei leerem Wortgeklingel bleibt, sondern auch irgendwann ein Beutel mit Golddinaren folgen wird.
    Indessen fährt Al Mutadid fort: »Soweit ich informiert bin, habt Ihr in letzter Zeit gewisse   – nun   – Schwierigkeiten mit dem dortigen Hadjib gehabt.«
    »Oh«, entgegne ich so unbefangen wie möglich, »der erlauchte Herr, dem ich hier ausdrücklich nichts Böses wünschen möchte   – das entspricht nicht meinem Wesen!   –, hat mich wegen einer unbedeutenden Nichtigkeit einkerkern lassen. Aber meine Sayyida hat mich befreit.«
    Mit dieser Lesart gibt sich der Emir zufrieden, jedenfalls nach außen.
    Dann tritt eine Pause im Gespräch ein. Peinlich. Denn wenn mich der Fürst nicht nach meinen weiteren Zielen fragt, kann ich nach allen Regeln höfischer Diplomatie nicht von allein damit daherkommen.
    Der Kronprinz mischt sich schließlich ein. »Erlauchter Herr und Vater, Ibn Zaydun ist mein Freund und mein Rivale in der Kunst des Dichtens. Gestattet, dass ich mit ihm für eine Zeit die Freuden der Feste und der Poesie genieße.«
    »Ach so. Das ist es also!«, sagt der Alte, und sein Gesicht ist jetzt ganz ausdruckslos . . .
    Ich sehe ein, mehr lässt sich im Moment nicht erreichen.
    Al Mutamid verlässt mit mir gemeinsam den Audienzsaal; ich war der Letzte in einer langen Reihe von Bittstellern und diplomatischen Besuchern. Er legt mir vertraulich den Arm um die Schulter, erkundigt sich zunächst, ob ich mit meinen Räumen und den bedienenden Sklaven zufrieden bin, lädt mich auf den Abend zu einem kleinen Willkommensfest ein und sagt dann: »Aber nicht wahr, Ahmad   – du verfolgst doch . . . gewisse Ziele . . .?«
    Zunächst einmal versetzt es mir einen Stich, dass er mich bei meinem Vornamen nennt. (Gewiss, wir haben uns vor längerer Zeit so angeredet, ich war Ahmad und er Muhammad, doch inzwischen gibt es nur einen Menschen, der mich so anspricht, und auch das nur in gewissen Augenblicken, und das ist Valada bint Al Mustakfí.) Aber dann denke ich, soll er das Vergnügen haben, »intim« mit dem großen Dichter umzugehen   – es kann ja nicht schaden. »Gewisse Ziele« allerdingshatten wir eigentlich nicht erörtert. Noch nicht. Also stoße ich nach . . . »Hoheit, es könnte Sevilla gar nicht so ungelegen sein, Cordoba, nun, ein wenig zu irritieren, nicht wahr?«
    Der Prinz antwortet zunächst nicht.
    Wir gehen durch die gewaltigen Bogengänge des Alcazar, der eher einer Festung gleicht als einem Regierungssitz; aus einem alten Römerkastell entstanden, mehrfach gebaut und überbaut, überragt er drohend die ganze Stadt und demonstriert eindringlich die Macht der Banu Abbad.
    Wir erreichen einen Patio, dessen zierliche, mit eingelegten Mosaiken und steinernen Blumenornamenten geschmückte Säulen in lebhaftem Kontrast stehen zu der unerbittlichen Strenge, die der Palast nach außen demonstriert.
    Unter Zitronen- und Orangenbäumen stehen Bänke aus Zedernholz, und in den Fußboden eingearbeitet ist das Karomuster eines Schachbretts, aber zu meiner Erleichterung sind nirgends Spielfiguren zu sehen: Ich bin zwar leidlich gut darin, aber kann nicht sagen, dass mir das Spiel sehr am Herzen liegt. Spiele langweilen mich   – jedenfalls solche Spiele. Nur die zwischen Menschen sind reizvoll für mich.
    Al Mutamid fordert mich auf, neben ihm Platz zu nehmen, und sieht mich mit seinem nahezu weiblichen Lächeln lange und abwägend an, bevor er das Wort ergreift.
    »Du weißt ja, dass meinem Vater das Kriegführen zur zweiten Natur geworden ist. Bis vor kurzem lagen wir in Fehde mit den Fürstentümern der Umgebung, mit Huelva, Carmona und Moron. Sie sind uns inzwischen tributpflichtig. Und mein Vater beginnt sich zu langweilen. Jetzt plänkelt er gegen die kleinen Könige des christlichen Nordens, greift die eine oder die andere Grenzfestung an. Aber das befriedigt ihn nicht. Du musst wissen, unsere Armee ist an Schlagkraft nicht zu überbieten, was damit zusammenhängt, dass unsere Söldnertruppe gemischt ist: halb Berber, halb Christen. So kannkein Ungleichgewicht entstehen. Die Berber haben nicht die Oberhand. Die Gruppen wetteifern miteinander, es dem Befehlshaber besonders recht zu machen, achten eifersüchtig darauf, dass keine sich etwas herausnimmt. Und die paar Schwarzen, die dabei sind, flößen dem Gegner schon Angst ein, bevor sie den Säbel ziehen. Nur König Alfonso aus Toledo

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