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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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wäre eine echte Herausforderung. Aber was sollen wir mit einer solchen Masse von Ungläubigen anfangen, wenn wir sie dann unterworfen haben? Nun gut, die Steuern . . . aber davon einmal abgesehen   – schließlich muss man so eine Provinz auch verwalten . . .«
    (Er grinst.)
    »Da ist das muslimische Umland schon verlockender. Wir sind inzwischen der mächtigste Taifa-Staat in Al Andalus, aber mein erlauchter Vater kann, mit Verlaub, den Hals nicht voll kriegen. Granada liegt sehr günstig, die fruchtbare Vega-Ebene käme uns sehr zupass.«
    Der Prinz erhebt sich, geht dann in die Hocke und markiert auf dem Schachbrett die Position der beiden Taifas mittels zweier schwarzer Kiesel, die er vom Boden aufhebt.
    »Nur, da sitzt ein mächtiger Gegner, der uns keinen Kriegsgrund liefert. Nicht Emir Badis, gewiss nicht! Der trinkt sich um den Verstand. Aber Joseph Ibn Nagrella ist mit allen Wassern gewaschen und versteht sich darauf, die Beziehungen geschmeidig in diplomatischen Bahnen dahinplätschern zu lassen. Granada fällt also aus.«
    Al Mutamid schnippt das »Granada-Steinchen« vom Spiel. Stattdessen platziert er ein anderes, zwei Felder weiter oberhalb des Kiesels für »Sevilla«.
    »Cordoba ist als Ziel noch viel verlockender, Ahmad! Schließlich war es einst der Sitz des Kalifats, der Sitz der großen Macht. Wenn du meinem Herrn und Vater erklären würdest, dass dich   – nun, sagen wir einmal   – Ibn Abdus beauftragt hätte, sich nach einem anderen, mächtigeren Herrscherfür Cordoba umzusehen und den alten Glanz der Stadt wiederherzustellen . . . ich kann mir nicht denken, dass er lange zögern würde, seine Truppen marschieren zu lassen. Allein die Tatsache, dass die Staatseinkünfte dort fünf Millionen Silberdirhems im Jahr betragen . . .« Er pfeift durch die Zähne. »Aber mit Ibn Abdus stehst du ja nicht unbedingt auf gutem Fuß, wie ich weiß. Du hast einen anderen Auftraggeber, wenn ich dich recht verstanden habe.«
    Er nimmt wieder neben mir Platz, stößt mir mit jener Vertraulichkeit aus früheren Tagen, die mich denn doch etwas stört, den Ellbogen in die Rippen.
    »Es ist die Omayade. Und als Omayade will sie nicht einen Mann von den Banu Abbad auf dem Thron sehen   – oder?«
    »Ihr habt Recht, Hoheit«, sage ich. »Sie will das Kalifat wiederherstellen.«
    Der Kronprinz nickt. »Das habe ich mir gedacht. Und ein Kalif muss unweigerlich ein Nachkomme Mohammeds sein. Also ein Omayade.«
    »Das ist mein Auftrag«, erwidere ich gemessen.
    Der junge Mann hebt in komischer Verzweiflung die Schultern. »Aber wo, beim Barte des Propheten, sollen wir einen Nachkommen des Kalifengeschlechts auftreiben, um dem Wunsch deiner Herrin Genüge zu tun?« Und er gibt selbst spöttisch Antwort auf seine Frage: »Wir müssten ihn wohl aus der Erde graben.«
    Er erhebt sich und ich mich mit ihm, wie es sich gehört.
    »Nun, vielleicht bringt die Zeit ja Rat. Genieße zunächst einmal deinen Aufenthalt hier. Heute Abend werde ich für ein kleines Festmahl sorgen. Spargel, das edle Gewächs, das einst von mir besungen wurde   – erinnerst du dich:
     
    »Lanzen, deren Spitzen voller Leben!
    Zart wie Seide ist die Haut der Stangen!
    Selbst ein Frommer würde voll Verlangen
    Jedes noch so strenge Fasten brechen,
    Um sich dem Genusse hinzugeben
    Und danach noch nächtelang zu zechen!«
     
    Er lacht schallend.
    »Und natürlich die üppigsten Djarias, Tanzmädchen mit wogenden Hüften   – oder sollen es Knaben sein?«
    »Unkastrierte Knaben«, sage ich mechanisch und lausche in mich hinein, ob ich überhaupt auf irgendetwas in der Art Lust habe. Mir steckt das Weib in den Knochen . . . Aber schließlich muss ich mich mit dem Prinzen gut stellen.
    Al Mutamid nickt und schlägt mir jovial auf die Schulter. Dann schiebt er mit dem Fuß die Kiesel von dem Schach-Viereck und entfernt sich.
    Ich verirre mich zweimal, bevor ich meine Räume wiederfinde.
    Mir fallen die Perlen der Kasmuna ein, die ich gestohlen habe. Sie schmückten, bevor sie in den Besitz dieser Jüdin kamen, den schlanken Hals Valadas.
    Ich hole sie hervor und gebe ihnen in meinen beiden hohlen Händen ein Nest, wärme sie, hauche sie an.
    Was sagte Al Mutamid?
    Wir müssten ihn wohl aus der Erde ausgraben, den Omayaden . . .
    Nun, da sind wir doch vielleicht schon auf dem richtigen Weg. Und falls es Truppen braucht, der Angelegenheit Nachdruck zu verleihen   – daran dürfte ja kein Mangel sein.
     
    Anderntags gibt es Neuigkeiten.
    Eine

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