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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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weiter vor in das, was einmal ein Park gewesen sein muss.
    Der ganze Hass der Wüstenbewohner auf Menschen, die in Wohlstand leben, hat sich hier oben entladen, und das arme Volk der Stadt hat sich mitreißen lassen in ein Werk der Vernichtung und Zerstörung. Steht nicht im Koran, wie das Paradies beschaffen sein wird? Grün wird es sein von allerlei Pflanzen, und rieselndes Wasser allüberall.
    Wie es aussieht, wollte hier niemand gestatten, dass schonin Al Andalus die Herrlichkeiten des Jenseits genossen werden   – solange es nur die Reichen betrifft.
    Habe ich darüber nicht einen Vers im Kerker geschrieben? In den Papieren, die mir die Furie von rachsüchtiger Prinzessin, nach der ich mich verzehre, weggenommen hat?
    Verse über das irdische Paradies. Über die Hölle auf Erden hat noch keiner geschrieben, soviel ich weiß.
    Die Ställe für Vieh und Sklaven sind leer. Das Getier wurde gewiss weggeführt; es ist ja von Nutzen, man kann es essen oder verkaufen. Die Menschen? Weggelaufen? Erschlagen?
    Wir lassen unsere Reittiere dort stehen, bewegen uns vorsichtig weiter vorwärts.
    Noch habe ich keine Leichen gesehen.
    Das ändert sich, als ich durch eine Hecke zerstampften Hibiskus an die ersten Bogengänge komme   – auch an dem schön gemaserten Stein, den Stuckverzierungen und den Ornamenten der Wände hat man sich ausgetobt, mit ungeheurer Wucht Ziegel herausgebrochen und zerstört, Bildwerke mit Dreck und Fäkalien beworfen, Feuer an die hölzernen Gitterwerke gelegt.
    Dazwischen liegen sie   – in den unmöglichsten Verrenkungen, wie sie mit Schwert oder Pfeil, Küchenmesser, Hacke oder Schürhaken, mit Knüppeln und Holzpfählen niedergestreckt wurden. Sie sind in Verwesung; das geht schnell in der Hitze dieses Landes. Schwärme von Fliegen steigen auf.
    Nun müssen sich auch meine Begleiter übergeben.
    Übrigens, es sind Frauen. Frauen und Kinder. Der Harem des erlauchten Hadjib Joseph Ibn Nagrella, den er sich aus Repräsentationsgründen halten musste. Ich erspare mir, näher hinzuschauen. Kasmuna gehört sicher nicht hierher . . .
    Wie in einem Höllentraum schwanke ich im Labyrinth dieser Residenz umher.
    In ein, zwei Innenhöfen ist Feuer entfacht worden. Die jetzt verkohlten Leichen sind unkenntlich, geschrumpft auf dieGröße von Zwergen, die Krallenhände im Todeskampf in die Luft gereckt, wohl lebendig sind die Menschen in die Flammen getrieben worden. Dann hat man dafür gesorgt, dass sie sich nicht retten konnten. Die Asche ist schwarz und ölig vom Fett der Leiber.
    Ich taumele ins Freie. Wo meine Begleiter abgeblieben sind, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich haben sie genug gesehen und die Flucht ergriffen.
    Ein Stück weiter fort, etwas abseits, sind hinter den bizarren Überresten der Vegetation Gebäude zu sehen, im Stil eines Maischar, des Landhauses der reichen Leute. Wahrscheinlich waren das die Wohnungen der Berater und Vertrauten des Wesirs, der Rechtsgelehrten und Sekretäre, die ihn umgaben, und deren Familien. Wollte Kasmuna bint Ismael nicht so einen Verwandten besuchen?
    Es ist sinnlos. Hier lebt nichts mehr.
    Trotzdem gehe ich zögernd hinüber zu diesen Bauten. Eigentlich will ich nur Abstand gewinnen. Über eine zerstampfte Wiese, auf der sich eine Schar Raben um das Aas eines krepierten Vogels   – eines Pfauen ohne Schwanzfedern   – balgt, gelange ich in eine Art Vorhof und schreie auf vor Schreck.
    Vor mir steht ein Lebender.   –
    Ich brauche ein bisschen Zeit, um mich zu fassen.
    Die Juden, die hier bei der Arbeit sind, waren zunächst nur bemüht, die Toten ihres Volkes, soweit das noch möglich, herzurichten, um sie irgendwo zu beerdigen. Nun, nachdem sie von der Entscheidung Kunde erhalten haben, dass das ganze Areal hier oben ihnen als Begräbnisplatz zugesprochen wurde, setzt eine rege Tätigkeit ein auf dem von zahllosen Morden geschändeten Terrain; binnen Kurzem, so erklärt mir der Mann, auf den ich getroffen bin, werden in feierlicher Prozession auch die Toten aus dem Realejo, dem Judenviertel der Stadt, hierhergebracht und bestattet werden.
    (Ich wage nicht zu fragen, wie viele es sind.)
    Der Jude, der mich so erschreckt hat, als er wie aus einer anderen Welt in diesem Revier des Todes auftauchte, heißt Simeon und ist ein Chasan, ein Vorbeter in der Synagoge, wie er mir erklärt. Er ist ein noch junger Mann mit einem pausbackigen Gesicht, das sonst gewiss von gesunder Farbe ist; aber die ist ihm verblichen bei dem, was er hier gemeinsam mit

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