Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
vermeiden zu können. Sie hatte das Gespenst ihres abwesenden Vaters zu Grabe getragen, als sie sich mit Phil Rembrandt traf und er ihr eröffnete, dass er gar nicht ihr richtiger Vater war. Als sie mit Thomas in Sorrent war, hatte sie entschieden, dass sie nichts weiter über ihren richtigen Vater wissen wollte, und dass sie das Thema ihrer Mutter oder Mattia gegenüber nie zur Sprache bringen würde. Sie war wütend auf die beiden gewesen, weil sie sie belogen hatten, aber was hatte es für einen Sinn, jetzt noch darüber zu reden? Sie wollte nicht noch mehr Kummer in ihrem Leben. Nachdem sie Thomas verloren hatte, verglichen mit diesem Schmerz, erschien es Valentina bedeutungslos, ihren richtigen Vater zu finden.
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du das … mit Karel wusstest?«, fragt ihre Mutter.
»Ich habe keinen Sinn darin gesehen … ich habe darauf gewartet, dass du es mir sagst.«
»Ich hätte es dir nie gesagt«, erwidert Tina nüchtern.
»Eben«, sagt Valentina kühl. »Wozu auch?«
»Aber jetzt, wo du es weißt, muss ich dir von ihm erzählen.«
»Warum?«
»Weil Phil mir klargemacht hat, dass es falsch von mir war. Es tut mir leid, Valentina.«
Valentina ist verblüfft. Sie kann sich nicht erinnern, dass ihre Mutter sich je bei ihr entschuldigt hat.
»Hör zu«, fährt ihre Mutter fort, »ich will dieses Gespräch nicht am Telefon führen. Können wir uns irgendwo treffen?«
Valentina sieht auf ihre Uhr, sie hat mit Sophie ausgemacht, dass sie sich um 16 Uhr in einem Restaurant namens Steak Frites treffen. Jetzt ist es Mittag.
»Okay, treffen wir uns zum Mittagessen in einem Lokal namens Steak Frites? Das ist ein französisches Restaurant, Ecke 18th Street und 5th Avenue.«
»Wir sehen uns dort um eins«, sagt ihre Mutter.
Das Steak Frites ist im Stil einer Pariser Bar der Zwanzigerjahre eingerichtet, mit einer dekorativen Tapete, Spiegeln und altmodischen Hüten, die die Regale zieren. Es ist eines von Valentinas Lieblingslokalen geworden, weil es sie an diese Epoche erinnert. Sie hat auch Sophie vorgeschlagen, hier eine der Aufnahmen zu machen. Es ist ein schrulliger Ort. Die Lampenschirme, die von der Decke hängen, sind aus Bowlerhüten gemacht. Das ganze Restaurant ist voller theatralischer Details und Vintage-Spielereien.
Valentina betritt das Restaurant nur wenige Minuten vor ihrer Mutter. Letztes Jahr, nach Thomas’ Verschwinden, hat sie ihre Mutter nach neun Jahren zum ersten Mal wiedergesehen. Sie war erstaunt, wie wenig sie sich verändert hatte. Wenn überhaupt, sah sie sogar besser aus. Auch jetzt hat sie noch immer pechschwarzes Haar, zu einem Bob geschnitten, und ihre Haut ist blass und zart. Sie hat für ihr Alter relativ wenig Falten, vermutlich da sie immer so sorgfältig darauf geachtet hat, ihre Haut zu schützen. Für Tina Rosselli ist Körperpflege eine vorrangige Aufgabe in ihrem Leben. Sie ist so schlank wie immer, nicht ganz so dünn wie früher, aber noch immer schmal, schlicht gekleidet, in hautenge Jeans, eine weißen Bluse und schwarze hochhackige Stiefel. Valentina fühlt sich neben ihr wie ein plumper Sack in ihrem kurzen Rock und ihren Ankle Boots. Warum hat sie sich für ihre Mutter überhaupt in Schale geschmissen?
Sie nehmen an einem Fenstertisch Platz und bestellen sich beide einen Steak-Frites-Salat, dazu einen kleinen Teller Pommes frites, den sie sich teilen. Ihre Mutter wählt eine Flasche Rotwein aus.
»Du siehst besser aus«, bemerkt ihre Mutter. »Du hast zugenommen, aber es steht dir.«
Valentina ist sich nicht sicher, ob sie das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen soll.
»Und du siehst hinreißend aus, wie immer«, meint Valentina.
Ihre Mutter nickt, als wüsste sie das bereits, und Valentina wünscht sogleich, sie hätte ihr kein Kompliment gemacht. Sie ärgert sich schon jetzt über sie. Sie holt einmal tief Luft. Sie muss versuchen, nicht allzu gereizt und wütend zu werden.
»Und, wie fühlst du dich?«, fragt ihre Mutter. »Hat dir der Umzug nach New York geholfen, über diesen Typen hinwegzukommen?«
Valentina nimmt einen Schluck Rotwein. Sie spürt Wut in sich aufsteigen.
»Er war nicht einfach dieser Typ , Mama. Sein Name war Thomas, und er war mein Verlobter.« Sie kann hören, wie ihre Stimme lauter wird. »Wir wollten heiraten.«
Ihre Mutter sieht sie bestürzt an.
»Okay, beruhige dich, mir war nicht klar, dass es so ernst war. Du hast letztes Jahr etwas von einer Heirat erwähnt, aber ich dachte, das sei
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