Valentine
Geruch des Blutes erwachte.
Die Hand des Hüters kreiste währenddessen in einer gleichmäßigen Bewegung über Maurice ’ Brust. Erstaunt beobachtete Valentine, wie sich aus dem schwarzen Durcheinander Ornamente und Zeichen einer uralten Schrift der Vampire formten.
»Lest!«, forderte der Hüter sie auf.
Valentine buchstabierte, ihre Lippen bewegten sich tonlos. Inmitten der Formen stand ihr Name. Maurice und sie würden einander für immer verbunden sein. Sie sah den Hüter an, zu überwältigt, um sich zu bedanken. Im selben Moment legte er seine Hand auf ihren Rücken , und sie beugte sich unter dem rasenden Schmerz nach Atem ringend nach vorne. Der Schmerz setzte sich in einer ununterbrochenen Linie fort, kreuz und quer, hinauf und hinunter. Als würde jemand eine glühende Nadel über ihre Haut ziehen. Keuchend rang sie um Fassung. Das Lächeln des Hüters hatte etwas Diabolisches. Sie ahnte im selben Moment, was dies zu bedeute n hatte , und ertrug den Schmerz, ohne zu klagen. Denn dort, auf ihrer Haut, da war sie sich sicher, erschien sein Name – Maurice – für immer als Tätowierung in ihrer Haut verewigt, mit denselben alten Symbolen, die seine Brust zierten.
Valentine strahlte überwältigt und beseelt vo n Glück.
Kapitel 33
Zwei Tage und Nächte versteckten sich Valentine und Maurice, ehe sie ins Château heimkehrten. So viel Zeit benötigte er, um sich so weit von den körperlichen Strapazen seines Beinahe-Todes und der Transformation zum Vampir zu erholen, dass Valentine mit ihm die Reise wagen durfte.
Chantal freute sich über den Überraschungsbesuch der beiden und war sichtlich erleichtert, von der erfolgreich verlaufenen Mission zu erfahren. Dass ihr einziger Sohn von nun an das nächtliche Leben eines Vampirs führen würde, beunruhigte sie keineswegs. Das Wichtigste war, dass er lebte und gesund war. In Windeseile sorgte sie mit Valentines Hilfe für ausreichende Verdunkelung aller Räume.
Frédéric und Aliénor hatten die beiden zu Chantal begleitet und waren anschließend weitergefahren, gefolgt von Emanuele, der Nelrin und die beiden Damen mitgenommen hatte. Alle benötigten nach dieser aufregenden Zeit ein wenig Entspannung , und es bestand kein Grund, länger in Köln zu bleiben .
Maurice bekam von all dem kaum etwas mit. Ob er seine Verwandlung schon realisiert hatte, war zu bezweifeln. Frédéric hatte den Wagen aus dem Parkhaus geholt und war direkt vor d as Dom portal gefahren. Niemand hatte davon Notiz genommen. Ein Orkan unglaublichen Ausmaßes war in dieser Nacht über Köln hinweggerast, hatte Chaos und Panik ausgelöst. Die Menschen waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Schäden in Augenschein zu nehmen und sich zu vergewissern, dass es vorbei war , um sich für die kleine Gruppe zu interessieren, die den Dom verließ und in das Auto einstieg.
Bei Chantal angekommen , war Maurice wie in Trance die Treppe hinaufgegangen, hatte sich von Valentine ausziehen und ins Bett bringen lassen. Seither schlief er wie im Koma. Nur das gleichmäßige Heben und Senken seiner kräftigen Brust zeugte davon, dass er wirklich lebte.
Von seinem Anblick und seiner Nähe bekam Valentine nicht genug. Ihr Glück war beinahe nicht zu fassen. War es denn wirklich geschehen? Hatte der Hüter tatsächlich dieses unglaubliche Wunder vollbracht und ihren Liebsten gerettet? Es kam ihr sogar vor, als würde Maurice ’ körperliche Statur sich mit jeder Stunde mehr verändern. Sein Brustkorb und seine Schultern wirkten breiter, seine Muskulatur kräftiger, so wie sie es von den Männern ihrer Spezies gewohnt war.
Von Zeit zu Zeit öffnete sie eine Ader an ihrem Arm und gab ihm zu trinken. Immer nur ein wenig, ganz so , wie es der Hüter ihr empfohlen hatte, nämlich gerade so viel, dass Maurice keine durch die Verwandlung verursachten Schmerzen hatte und sich schnell erholen würde.
Während sie ihn betrachtete, überlegte sie, wie es nun weiterging. Was die Sucher als Lebensinhalt beschäftigt hatte, gehörte der Vergangenheit an. Der Hüter hatte keine Worte darüber verloren, ob sie nun in einer anderen Angelegenheit weiterforschen oder zu ihrer ursprünglichen Aufgabe zurückkehren sollten. Frédéric wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder seiner Bestimmung als Krieger nachzugehen und Unreine zu jagen. Das wusste sie. Aber was würde sie in Zukunft tun? Zur beschäftigungslosen Schlossherrin war sie nun mal nicht geeignet.
Über sich selbst amüsiert schüttelte sie den
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