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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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uhause, doch im Dunkel ohne Gefahr.
     
    Maurice zögerte nur kurz, dann tat er es den beiden gleich und legte eine Hand auf Tizianas Schulter, die andere mit dem Kristall in die flammende Schrift.
    Die Kerzen auf den Treppen wurden von einem plötzlichen Windstoß gelöscht . Wie ein Wirbel setzte sich der Luftzug um den Altar fort und zerrte bei allen an der Kleidung.
     
    Einer schwerelos im schattenlosen Zwielicht.
     
    Der Elf hatte sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten. Als Nelrin vortrat, war Valentine überrascht, wie viel Entschlossenheit auch seine Gesichtszüge verrieten. Er hatte die tarnende Menschenkleidung abgestreift und nahm jetzt seinen Platz ein, bekleidet mit einem feierlichen Ornat aus dunkelblauem Stoff, mit mystischen Symbolen aus Goldfäden bestickt. Seine zarten Flügel schimmerten unter der Lichtkuppel wie mit Goldpuder bestäubt und stemmten sich den Luftwirbeln kraftvoll entgegen.
     
    Einer in Vollkommenheit ohne Gestalt.
     
    Magdalena schwebte an die ihr zugewiesene Position und folgte dem Handeln der anderen. In ihrer geisterhaften Gestalt verlor der Wind seine Macht, was ihn zu einem schaurigen Heulen veranlasste.
    Die letzten Worte stieß Aliénor laut hervor.
     
    Doch Eine bindet alle.
     
    Nun toste der Wind mit lautem Brüllen noch schneller um den Altar , und die Wände knirschten, als wollten sie bersten und die Decke über ihnen zusammenbrechen. Frédéric legte seinen Arm schützend um Valentine und wollte sie aus dem Lichtkreis hinaus auf eine der Treppen ziehen. Aber selbst unter großer Kraftanstrengung gelang es ihm nicht. Das Licht bildete einen undurchdringlichen Schild, durch den niemand hinein - , aber auch keiner herauskam.
     
    »So erhebet eure Hände, berührt einander zu einem Ganzen,
auf dass die reinen Strahlen sich zu einer Macht vereinen
die das Opfer der Versöhnung auf dem Altar darbringen. «
     
    Blitze prallten von oben herab auf Aliénors Kristall , und die fünf Wesen streckten sich, um mit ihren eigenen Mondsteinen den Kontakt zu Aliénors aufzunehmen und die Energie auf alle Retter zu verteilen. Schrilles Kreischen wie von jenseitigen Bestien erklang , als hätte sich die sagenhafte Hölle aufgetan. Schattenartige Gestalten zuckten durch den Lichtkreis, streckten ihre langen Finger nach den Kristallen aus, nur um sie schreiend wieder zurückzuziehen, als hätten sie sich daran verbrannt.
    » Quinque debet. Quinque parati.« Aliénors Stimme klang angespannt und erschöpft. Würde sie durchhalten?
    Die Retter fielen in ihren Ruf ein. Ihr synchrones Rezitieren hallte von den Wänden und forderte die fremden Kräfte heraus, lauter zu heulen.
    » Quinque debet. Quinque parati.«
    Aber die fünf Retter verfügten noch über Reserven. Unbeirrt schrien sie gegen den Lärm an und stützten sich in dem Bemühen, den Kreis aufrecht zu halten. Der Wind zerrte an ihrer Kleidung und blähte sie auf. Nähte öffneten sich, Stoff zerriss, wo man es nicht erwartete. Aber nichts vermochte die Retter von ihrer Mission abzulenken. Ihre Hände, Schulter an Schulter, hielten zu einem eisernen Ring zusammen und ihre hochgereckten Arme bildeten ein Schutzdach, dem die unbekannte fremde Macht nichts anhaben konnte.
    » Quinque debet. Quinque parati.«
    Valentine zitterte vor Anspannung in der Umarmung ihres Bruders, der seine Arme schützend um sie gelegt hatte. Sengende Hitze ging von dem Licht aus, das an Decke und Wänden wild um sie herum pulsierte. Angstschweiß lief ihren Nacken hinunter. Wie lange würden die sechs das noch durchstehen? Und würden sie es überhaupt schaffen und den Bann brechen , oder waren die dämonischen Kräfte mächtiger?
    Und was kam danach?
    »Haltet durch!«, murmelte Frédéric beschwörend an ihrem Ohr. Ein nervöses Beben lag in seiner Stimme.
    Plötzlich, mit einem unerwartet lauten Knall , zerbarsten die Kristalle , und Splitter flogen gegen die Wände. Aliénor schwankte, als die Verbindung abriss. Die fünf Retter taumelten, schafften es jedoch, sich gegenseitig zu stützen. Instinktiv bedeckten Valentine und Frédéric ihre Gesichter mit den Händen, um nicht durch umherfliegendes Kristall verletzt zu werden. Aber die Splitter trafen nur die Schatten an den Wänden, ehe sie verglühten und kleine Löcher im Mauerwerk hinterließen.
    Mit einem Mal war es totenstill und stockfinster. Niemand rührte sich. Dann setzte lautes Atmen ein, als hätten alle vor Schreck die Luft angehalten, um nun umso intensiver Luft zu

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