Valentine
eine Adoptivschwester, die Elfe. Da musste erst eine Folge katastrophaler Ereignisse eintreten , damit er erfuhr, dass sie in Wirklichkeit Cousin und Cousine waren. Verdammt e Scheiße !
Noch wichtiger allerdings war ihm trotz der brüderlichen Zuneigung zu Aliénor im Moment, dass e r unbedingt diese Frau wiedersehen musste , von der er nichts außer ihrem Namen kannte. Ihr Gesicht war in seine Erinnerung wie eingemeißelt und rief ein heißes Prickeln in seinen Adern hervor. Zu dumm, dass heute definitiv der falsche Tag für ein Date war . Nach den grausamen Stunden war ein romantisches Tête-à-Tête kaum vorstellbar. Ein Grund mehr , sich zu betrinken.
Maurice fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Wenn er nicht zum vereinbarten Zeitpunkt erschien, würde sie glauben, er wäre nicht interessiert. Und er wusste nichts von ihr, keine Adresse, keine Telefonnummer, nichts. Wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch und trank aus.
Kapitel 7
Ausnahmsweise waren sie zum Abendessen vollzählig an der langen Tafel im Speisezimmer erschienen. Fast vollzählig, wie Valentine im Stillen korrigierte . Der Spanier fehlte. Natürlich.
»Bu e nas noches, señoras y señores «, erklang es in genau diesem Augenblick. Mit einer angedeuteten Verbeugung begrüßte Emanuele del Castello die Anwesenden, die teils freundlich, teils verhalten seinen Gruß erwiderten .
»Auch schon da?«, merkte Olivier d’Alençon, der sich sonst eher mit Kommentaren zurückhielt, bissig an. Ein sicheres Zeichen dafür, dass auch ihn die Extravaganzen des spanischen Edelmannes nervten.
Emanuele indes ignorierte die Kritik, nahm auf dem leeren Stuhl an Chantals rechter Seite Platz und ergriff ihre Hand für einen formvollendet angedeuteten Handkuss. Dabei linste er zu Valentine hinüber mit einem Ausdruck in den Augen, der wohl bedeuten sollte: D as hast du nun davon, dass du mich nicht haben wolltest. Nun, wenn er glaubte, sie würde mit Eifersucht reagieren, so hatte er die Lage völlig verkannt. Sie verzichtete gerne auf seine Avancen und fühlte sich erleichtert, dass er seine Gunst jetzt Aliénors Mutter schenkte.
Frédéric hatte nicht abgewartet, ob Chantal krank vor Sorge um Aliénors Verbleib und weiterhin den Launen ihres unberechenbaren Ehemannes ausgesetzt sein würde, und hatte sie vor kurzem von Bertrand , dem Butler , abholen lassen. Seither lebte sie bei ihnen und nahm a m gemeinsamen Essen teil.
Valentine hoffte, Chantal würde sich durch Emanueles Aufmerksamkeiten nicht zu geschmeichelt fühlen. Wer konnte schon sagen, was der Vampir tatsächlich im Schilde führte ?
Wäre Emanuele nicht der E inzige , der einige sehr seltene Dialekte und ausgestorbene Sprachen beherrsch t e, hätte ihn der Hüter wohl kaum zum Sucher berufen. Ihm eilte der Ruf voraus, dass keine Frau – egal ob Magd oder Edelfrau – vor ihm sicher war , und sie selbst hätte diesen Verdacht unumwunden bestätigt. Wie schon so oft waren ihr die Entscheidungen des Hüters ein Rätsel. Aber niemandem stand das Recht zu, den Hüter zu kritisieren.
Während Roxanne und Bertrand, die wichtigsten Bediensteten des Hauses, die Speisen auftrugen, wurde Chantal von Emanuele in ein Gespräch verwickelt.
»Wie gefällt es Euch mittlerweile bei uns, mi querid a ? Ich hoffe, Ihr habt Euch gut eingelebt ? «
»Danke, Monsieur del Castello, es geht.« L iebevoll betrachtete Chantal ihre Ziehtochter , die neben ihr saß.
Aliénor gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Wenn du dich entscheiden könntest, mit uns die Nacht zu verbringen, wäre es einfacher für mich.«
Seit Chantals Ankunft befand Aliénor sich im Spagat ihr nächtliches Leben mit Frédéric und den Tag m it ihrer Mutter zu verbringen . Denn nach Sonnenaufgang schloss sich die Tür zu den unteren Gemächern automatisch und konnte von außen nicht mehr geöffnet werden. Frédéric hatte auf dieser Maßnahme bestanden, um Valentine ein größeres Gefühl der Sicherheit zu geben. Das bedeutete jedoch, dass Aliénor sich rechtzeitig entscheiden musste, ob sie den Tag mit ihrer Mutter teilen oder bei ihrem Geliebten schlafen wollte .
Soeben spießte die Elfe ein Stück Honigmelone auf ihre Gabel , getränkt in einer erlesenen Mischung aus Honig und gemahlenen Mandeln, und schob es sich genüsslich in den Mund. »Hm, köstlich. Tut mir leid für dich , Maman, aber mir schmeckt’s hier besser als zuhause.«
Chantal nahm Aliénors Kommentar mit nachsichtigem Lächeln zur Kenntnis. Die Auswahl ihrer
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