Valentine
sich schwer fällig auf den Beifahrersitz fallen ließ .
»Du mich auch.«
Ryad startete grinsend den Motor.
»Was liegt an, dass du mich abholst?«
»Geoffrey will dich bei einer Vernehmung dabeihaben.«
Maurice verdrehte die Augen. Hoffentlich war die Vernehmung wenigstens interessant. Er hatte eigentlich keine Lust, sich in die Arbeit der Vampirjäger einspannen zu lassen. Er war nur aus einem Grund nach Köln gekommen : das Verschwinden seiner Mutter und seiner Schwester, nein, seiner Cousine, ach fuck, ist doch scheißegal, jedenfalls nach ihnen zu suchen. Wenn er nur wüsste, wie.
Ryad ließ Maurice während der Fahrt in Ruhe , und so döste er vor sich hin , bis sie in einem großräumig umzäunten Gelände außerhalb der Stadt ankamen. Ein Posten stand vor der Tür des des schlichte n einstöckige n Betonklotz es und hielt Wache.
»Wo sind wir hier?«
»Nirgends.« Ryad ging bis zu einer Tür am Ende des Flurs voraus.
Die Regale waren mit allen erdenklichen Art en von Folterinstrumenten gefüllt, die Menschen sich vom Mittelalter bis zur Gegenwart erdacht hatten, um andere Menschen zu quälen. Davon abgesehen war der Raum einst weiß gestrichen gewesen. Die Wände wiesen Kratzspuren auf, Kaffeeflecken und Risse in der Farbe. Darüber hinaus gab es eine Hand voll abgewrackter Bürostühle, ein en Laptop auf einem fahrbaren Tisch und eine Art Hightech-Folterstuhl in der Mitte des Raumes.
Offensichtlich hatte die Befragung schon vor einiger Zeit begonnen. Der Delinquent war nackt auf dem Stuhl festgeschnallt und blutete aus mehreren Wunden. Elektroden führten zum Körper. Maurice zwang sich, nicht hinzusehen und festzustellen , wohin konkret.
Der Gefangene war groß und kräftig, Kopf, Hals und andere Körperpartien waren mit ornamentartigen Tattoos bedeckt. Sein Kopf war in einem speziellen Gestell fixiert. Der von einem Knebel weit aufgespreizte Mund, das auf dem Kinn geronnene Blut und die blutende Zahnlücke im Oberkiefer zeugten davon, dass man ihm einen der großen Eckzähne gewaltsam herausgerissen hatte. Der andere Eckzahn stand beeindruckend lang und spitz über die makellos gereihten übrigen Zähne heraus.
Dennoch lag nicht die Spur von Angst in den Augen des Vampirs , mit denen er die Neuankömmlinge fixierte. Seine Zungenspitze tanzte auf und ab wie bei einer züngelnden Schlange.
»Seid ihr verrückt? Das könnt ihr doch nicht …«
Geoffrey unterbrach Maurice schroff. »Halt die Klappe , und pass gut auf . H eute kannst du lernen, wie man mit paranormalem Unkraut umgeht.«
»Das werd‘ ich mir ganz bestimmt nicht anschauen!«
»Setz dich!« Geoffrey packte ihn am Arm und stieß ihn auf einen Stuhl. Beinahe wäre Maurice empört wieder aufgesprungen, aber der mahnende Blick von Ryad stoppte ihn.
Nachdem man den Knebel entfernt hatte, übernahmen Geoffrey, Ryad und ein weiterer Jäger, den Maurice noch nicht kannte, abwechselnd die Befragung. Mehr als einmal war er kurz davor , Einspruch zu erheben, besann sich aber noch rechtzeitig darauf, dass sie auf ihn sowieso nicht hören würden. Mit Sicherheit machten sie das nicht zum ersten Mal.
Er würde sich das eine Weile anschauen, auch wenn er nicht damit einverstanden war. Vielleicht half es ihm weiter, um Aliénor zu finden . Außerdem sollte sein Vater bloß nicht glauben, er wäre ein Weichei und könne diesen Anblick nicht ertragen. Obwohl sein Magen da ganz anderer Meinung war.
»Wo ist euer Lager?«
Keine Antwort.
Der Elektroschock versetzte den festgeschnallten Körper in krampfartige Zuckungen und entlockte dem Vampir ein Stöhnen .
»Wie viele seid ihr?«
Wieder k eine Antwort.
Die Hieb e mit einer Peitsche, an deren Ende kleine Nägel und Widerhaken die Haut des Vampirs zu hässlich klaffenden Wunden aufrissen, machte wenig Eindruck auf den Gefangenen. Er gab keinen Laut von sich .
» Über welche Waffen verfügt ihr?«
Keine Antwort.
M it einem Messer wurden dem Vampir kleine, aber gezielt gesetzte Schnitte an den Gelenken zugefügt, welche die dort verlaufenden Bänder zertrennten . Sie entlockten ihm nur ein wütendes Zähneknirschen.
»Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Opfer aus ? «
Wieder k eine Antwort.
Die Folter gipfelte nun im Ausreißen von Fingernägeln.
* * *
Die Befragung dauerte Stunden , und Maurice würgte seinen Ekel hinunter. Der Vampir blieb trotz der Quälerei unbeeindruckt. Nur bei den Elektroschocks brüllte er ab und an kurz auf, spuckte Geoffrey an und lachte
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