Valentine
hier!
Valentine begann zu laufen. Ihre Beine bewegten sich wie von selbst. Der Mantel war hinderlich, hing viel zu schwer herunter, trotzdem holte sie mit großen Schritten aus , immer schneller .
Verdammt, ich will ihn. Ihn oder keinen. Bin das noch ich?
Kapitel 12
Nur langsam erlangte Maurice das Bewusstsein zurück. In seinen Schläfen hämmerte es unerträglich. Blinzelnd öffnete er die Augen und versuchte, sich zu orientieren. Jemand hatte ihn am Hals gepackt und hochgehoben. Diese Erinnerung war sofort präsent. Sein Kopf war vom Rumpf abgerissen. Oh Scheiße! Sein Herz klopfte dumpf und schwer in Hals und Brust. Er lebte, aber er war von nun an ein Krüppel! Von Panik getrieben , versuchte er , die Zehen zu bewegen – und atmete ein wenig auf. Er fühlte, wie sie durch die Schuhe eingeengt wurden.
»Kannst du laufen?«
Erleichtert erkannte Maurice die Stimme von Ryad, der ihm im Licht der Taschenlampe eine Hand entgegenstreckte und ihn auf die Füße zog. Ein blitzartiger Schmerz durchzuckte ihn von oben bis unten. Maurice biss stöhnend die Zähne zusammen . Sein Körper f ühlte sich wie eine einzige große Wunde an , vor allem drohte sein Kopf unter dem Innendruck zu zerplatzen.
»Schaffst du ’ s?«
»Geht schon«, krächzte Maurice. Er drehte den Kopf einige Male langsam nach links und rechts. Sein Genick bestand aus knirschenden Einzelteilen . Es krachte bei jeder Bewegung.
» Keine Sorge, es ist noch alles dran. Im schlimmsten Fall hast du so was wie ein Schleudertrauma. «
Wie beruhigend. »Was ist passiert? Hast du den Mistkerl erledigt?«
Ryad richtete die Taschenlampe zu Boden. Der Vampir war nicht so groß, wie Maurice ihn in Erinnerung hatte, jedoch von kräftiger Statur. Von seinem Kopf war nichts als blutiger Matsch übrig geblieben. Angeekelt sah Maurice zu, wie der Körper langsam in sich zusammenfiel, als würde er von innen aufgefressen, bis nichts als eine Hand voll Staub auf dem Boden zurückblieb.
»Unsere Spezialmunition sorgt für die Beweisvernichtung. Seine Kumpel brauchen nicht zu wissen, wie nah wir ihnen gekommen sind.« Ryad musterte Maurice mit ernster Miene. »Soll ich dich rausbringen?«
Maurice schüttelte den Kopf , um es sofort bitter zu bereuen. Der Schmerz strahlte bis tief in seinen Rücken aus . Er fühlte sich vollkommen gerädert und wäre jetzt am liebsten in eine warme Badewanne gestiegen , auf keinen Fall aber wollte er wie ein Schwächling dastehen.
»Lass uns weiter Arschlöcher jagen.«
Ryad hatte ihm erklärt, dass sie der Spur folgen würden, die die Vampire hinterlassen hatten. Zunächst hatte Maurice nicht verstanden, was er mit Spur überhaupt meinte. Doch dann, nachdem der Jäger ihn schweigend auf einige Merkmale aufmerksam gemacht hatte, schärfte sich sein Blick.
Da ein Blut fleck , dort eine Bierdose, Aschereste oder Kippen einer bestimmten Zigarettenmarke. Die Vampire waren hier ganz offensichtlich zuhause und fühlten sich sehr sicher. Gelegentlich war so etwas wie ein einfaches Lager zu erkennen, aus Matratzen, Brettern oder Decken. Ein abgebrochener Lippenstift, eine leere Packung Tampons und ein zerrissenes Kleid konnte n entweder bedeuten, dass die Vampire eine Frau mit sich schleppten oder dass sie zumindest von Zeit zu Zeit ein weiblich es Opfer in ihr Versteck entführten.
Es wäre interessant zu wissen, wie Valentine darüber dachte. Wäre sie entsetzt? Gab es unter den Vampiren wie bei den Menschen gute und schlechte? Es musste so sein. Etwas anderes wollte sein Gefühl nicht zulassen. Valentine. Ihr Name klang in seinen Gedanken wie ein lang gezogener Seufzer und ließ ihn für einen Augenblick vergessen, wo er sich befand. Was sie wohl in diesem Moment machte?
Schließlich brach Ryad die Suche ab und fuhr Maurice nach Hause. »Siehst cool aus, wie ein ganzer Kerl«, sagte er grinsend zum Abschied.
»Verarschen kann ich mich selbst«, erwiderte Maurice missmutig und fuhr sich über den Hals. Erst als Ryad schon losgefahren war, fiel ihm ein, dass er sich gar nicht bedankt hatte. Ohne Ryads rechtzeitiges Eingreifen wäre er nicht mehr am Leben.
Der Blick in den Spiegel trug nicht zur Besserung seiner Laune bei. Vom stundenlangen Marsch über die Gleise schmerzten die Füße , und sein Rücken fühlte sich an , als wäre er halb zerschmettert. Sein Nacken war als Folge des Angriffs fast steif, seine Rückenmuskulatur ein einziges Brett.
Er drehte die Hähne auf und sah auf dem Rand der Wanne sitzend zu, wie das
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