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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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bestimmt ohne zu zögern zugestimmt. »Nichts lieber als das, aber – « , er suchte nach den passenden Worten. »Wir wären nicht allein. Ich wohne bei meinen Eltern. Kann sein, dass mein Vater plötzlich reinplatzt. Das möchte ich dir wirklich nicht zumuten.« Sein Lächeln war von Lust verzaubert und passte nicht zu dem, was er sagte . »Und m ir auch nicht.«
    Valentine schwankte zwischen Bedauern, Erleichterung und Belustigung. Er wohnte noch daheim? Sprach man bei Menschen in diesem Fall nicht von Muttersöhnchen? Nun, es war sowieso dringend nötig, wieder ein bisschen rationaler vorzugehen und sich nicht nur von ihren Gefühlen treiben zu lassen. Diese Empfindungen, dieses Verlangen, all das war ihr doch eigentlich fremd und plötzlich so verlockend, der pure Wahnsinn.
    »Lass uns einfach spazieren gehen«, schlug sie vor.
    »Wenn es dir nicht zu kalt ist …«
    »Nein. Ich friere fast nie.«
    Als Maurice wie selbstverständlich seinen Arm um ihre Schulter legte und ihr einen Kuss auf die Haare hauchte, erstarrte sie. In ihrer Kehle formte sich ein Aufschrei , und nur mit Mühe gelang es ihr , diesen zurückzuhalten, die Schrecken der Vergangenheit hinunterzuschlucken und sich an Maurice zu schmiegen. Er schickte sie durch die Hölle der Erinnerung und zog sie zugleich magisch an, ohne zu ahnen, in welchem Zwiespalt sie steckte.
    Valentine überwand sich, seine Umarmung zu erwidern , und legte ihren Arm um seine Hüfte. Zum Teufel, wie gut sich das anfühlte! Ihr Körper entspannte sich. Ihre Finger aber krallten sich in seine Jacke in dem Bedürfnis , ihn festzuhalten, und sie gab seinem Druck nach, als er sie sanft mit sich zog, die Straßen der Altstadt hinunter.
    Passanten begegneten ihnen oder überholten sie. Manche musterten sie kurz von oben bis unten, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Die meisten nahmen kaum Notiz , und wenn doch , war bestimmt ihr langer Mantel daran schuld . Eigentlich waren sie nur eines von vielen Paaren, die durch die Straßen bummelten, vorbei an altehrwürdigen Fassaden, großen Kaufhäusern, teuren Restaurants und gewöhnliche n Kneipen. Licht aus den Fenstern und von Straßenlaternen beleuchtete manche Straßen fast taghell, während die kleineren im Halbdunkel versanken.
    Seine Hand tastete über ihren Rücken und hielt inne, fühlte der Form nach. »Was trägst du denn immer mit dir herum? Was ist das unter deinem Mantel, dieses harte Ding?«
    Valentine lachte leise. »Das glaubst du mir ja doch nicht.«
    »Hm? Versuch’s.«
    »Das is t mein Schwert«, flüsterte sie und erwartete, dass er dies für Spaß halten und nicht weiter fragen oder nur darüber albern würde. Aber sie hatte sich geirrt.
    » Aha, und w en willst du damit töten?«
    Wenn er glaubte, dass es ein to d bringendes Schwert war, wieso erschrak er dann nicht? Oder war das seine Art zu scherzen? Puh, es blieb schwierig. Vielleicht hatten Menschen einen anderen Humor als Vampire. Es war nun mal so, dass sie ziemlich aus der Übung war , oder sie verstand ihn einfach nicht.
    »Wenn ’ s sein muss, jeden , der mir zu nahe kommt.«
    »Huh, wirklich ein richtiges Schwert?«, hakte Maurice nach. »Und wie viele Menschen hast du damit schon getötet?«
    Dieses Thema versprach ein Stimmungskiller zu werden, falls er mehr darüber hören wollte. »Keine Menschen. Aber Vampire.« Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber was nützte es ihm, wenn er erfuhr, dass sie im Hundertjährigen Krieg gezwungen gewesen war, Männer zu töten?
    Sein Griff wurde härter. Wie sie befürchtet hatte, verspannte er sich.
    »Ich halte tatsächlich eine Frau in meinem Arm, die mich verteidigen würde?«
    Machte ihn dieser Gedanke an? »Vielleicht.«
    Er drehte sie zu sich. »Zeig es mir.«
    Valentine presste ihm einen Finger auf seinen Mund. »Pssst. Sei still! Oder willst du, dass man auf uns aufmerksam wird? «
    Wie weich seine Lippen waren. Die Berührung kribbelte durch ihre Finger, ihren Arm entlang. Sie seufzte leise und sah ihm in die Augen. Ein warmer Glanz lag darin und ein Begehren, das sie für einen Augenblick erschauern ließ. Sie musste sich diesem Gefühl stellen, hier und jetzt, sonst würde sie niemals … Maurice beugte sich vor und erstickte ihre Gedanken, indem seine Lippen sich sanft auf ihre legten. Sie schloss die Augen und gab sich seinem Kuss hin, der zärtlich und fordernd zugleich war und sie schwindlig machte. Es fühlte sich verdammt gut an , viel besser noch als jeder Kuss zuvor und

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