Valentine
Sein Blick war sanft und vertrauensvoll . »Du musst mir nicht erklären, was dich belastet . Ich möchte dich nicht bedrängen. V errate mir bitte nur e ins, hat man dir jemals Gewalt angetan?«
Valentine zuckte zusammen, dann nickte sie stumm. Sie hatte nicht vorgehabt, darüber zu reden , und sie würde es auch jetzt nicht tun, aber sie war erleichtert, in seine m Gesicht Verständnis zu erkennen. Niemand vor ihm hatte ihr Geheimnis herausgefunden. Aber abgesehen von Frédéric gab es auch niemanden, den sie so nah an sich heranließ.
»Ich kann warten , und ich verspreche dir, ich werde dir niemals weh tun«, flüsterte Maurice , und wenn sie sich nicht täuschte, glitzerte es feucht in seinen Augen.
Eine Weile saßen sie Arm in Arm ganz nah aneinander gekuschelt und sprachen kein Wort. Allmählich drangen auch die Geräusche der Umgebung wieder an ihr Ohr. Menschen redeten durcheinander, scherzten, waren voller Freude, v erliebte Paare küssten sich . Sie waren unter Gleichgesinnten und dennoch anders als alle anderen .
»Schläfst du tagsüber ? «, fragte Maurice unvermittelt.
»Ja, meistens.«
»Aber nicht in einem Sarg, oder?«, flüsterte er.
»Nein«, lachte Valentine. »Ich habe ein großes und gemütliches weiches Bett. M anchmal arbeite ich jedoch tagsüber an den Übersetzungen weiter. Ich brauche nicht so viel Schlaf.«
»Verrätst du mir jetzt endlich, wo du wohnst?«
Wie gefährlich war dieses Spiel? Wie viel durfte sie ihm an vertrauen?
Leute standen auf und gingen, andere besetzten den Platz sofort neu. Ein wenig Unruhe kam im Lokal auf.
Valentine zögerte. »In dem Schloss meiner Ahnen , in der Nähe von Rennes. Mit einer riesigen Parkanlage.«
»In einem richtigen alten Schloss?«, fragte er ungläubig. »Und wer wohnt dort noch außer dir?«
»Mein Bruder und unser Personal.«
Es war nicht nötig, dass er jetzt schon alles erfuhr. Vielleicht würde er eifersüchtig, wenn er erfuhr, dass noch mehr männliche Vampire als Gäste bei ihnen wohnten. Und d ass eine Elfe und deren Mutter bei ihnen wohnten, war vorläufig ebenfalls unwichtig. Es war schon erstaunlich genug, wie gelassen er hingenommen hatte, dass sie eine Vampirin war. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
»D u kannst dorthin nicht mitkommen. «
»Warum nicht? «
»Mein Bruder darf nicht wissen, dass wir zusammen sind.« Wir sind doch zusammen, oder? Beim Hüter, das war eine schwierige Frage.
Maurice runzelte die Stirn. »Du meinst, er findet es nicht so cool, wenn du einen Menschen zum Freund hast , und macht Ärger? «
» Na ja, ich meine, wir kennen uns ja erst kurz , und ich will nicht, dass die Bediensteten über mich reden .«
»Aha. «
Natürlich war er nicht begeistert. Wenn sie sich weder bei ihm noch bei ihr treffen konnten, wo dann?
» Gibst du mir wenigstens deine Handynummer, damit ich dich anrufen kann? Oder darf ich das auch nicht?«
Das fehlte ihr gerade noch, dass er empfindlich reagierte. »Ähm, doch, ich freue mich, wenn du mich anrufst. Aber ich weiß gar nicht, wie meine Nummer lautet .«
Frédéric hätte ihr wohl doch mehr erklären müssen , aber er konnte ja nicht ahnen, dass sie mit jemandem, den er nicht kannte, die Telefonnummern austauschen wollte .
Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. » Du nimmst mich auf den Arm, oder? «
Valentine zog ihren Mantel näher zu sich und kramte in den Taschen. »Hier. Ich weiß nur, wie man damit telefoniert. Ich kenne mich wirklich schlecht aus.«
»Aber mit Waffen!«
Sein Blick sagte alles. Er glaubte ganz sicher , sie mache sich über ihn lustig.
»Cool, tolles Modell«, stellte er mit Kennerblick fest. »D ir ist wohl nur das Neueste gut genug. Aber dann solltest du dich mal damit befassen, wie die Features funktionieren. «
Ziemlich schnell tippte er einige Tasten auf ihrem Handy, schickte dann eine SMS, worauf sein eigenes Telefon kurz vibrierte und er zufrieden die Nachricht prüfte. »So, erledigt. Du hast meine Nummer und ich deine. Du wolltest ja nur, dass ich dir diese Arbeit abnehme. «
»Nein, ähm, ist nicht so mein Ding. Hat mir Frédéric geschenkt.«
Maurice zog eine Augenbraue hoch. » Frédéric? «
Süß, er war doch nicht etwa eifersüchtig?
» Hab ich dir das nicht gesagt? Frédéric ist mein Bruder. Er wollte mir einfach nur eine Freude machen. Jetzt l ass uns gehen.«
Kapitel 14
Erleichtert streifte Maurice seinen Pullover ab und strich sich über die bunt schillernden Farben auf seinem Hals. Valentine
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