Valentine
an ihn pressten. Das Domarchiv, die Prophezeiung, alles rückte in weite Ferne. Ihre Haare kitzelten ihn im Gesicht , und er nahm ihren Duft wahr. Ein wenig würzig, eine leichte Süße, ein Hauch von Rosen.
»Ich muss dir etwas zeigen«, murmelte sie in schwacher Abwehr.
»Später«, hauchte er an ihren Lippen und küsste sie. Ihre Zungen spielten miteinander , und verblüfft fühlte er ihre Hände, wie sie seinen Pullover ein Stück nach oben schoben und sich angenehm kühl auf seine Haut legten.
Ihre Berührung glich einem Stromstoß. Seine Umarmung wurde fester. Er bekam von ihrer Nähe nicht genug. Nur ihre Kleidung trennte sie noch voneinander. Adrenalin und Testosteron jagten durch seinen Körper und lähmten sein Denkvermögen. Seine Begierde war mit einem Mal grenzenlos , und seine Hände agierten wie von selbst, schoben ihr den Mantel von den Schultern. Er zuckte kurz zusammen, als ein lautes Poltern zu hören war. Das Schwert, das er bisher noch nicht gesehen hatte. Der Mantel rutschte einige Treppenstufen hinab, ehe er liegenblieb. Seine Jacke fand den Weg auf den Boden hinter ihm wie von selbst.
Ihre Nägel kratzten sanft über seine Brustwarzen. Gab es da nicht etwas, was sie in ihrer Leidenschaft gebremst und wovor sie Angst hatte? Sein Gehirn hatte Aussetzer. Am liebsten wollte er ihr die Kleider vom Leib reißen und sie gleich hier lieben, auf dem Fußboden oder in einem der angrenzenden Zimmer. Hatte er nicht eben im Vorbeigehen ein Ledersofa gesehen? Das würde genügen. Mit kaum zu bändigender Begierde gelüstete es ihn, sich mit ihr hier und jetzt zu vereinigen.
Seine Finger verhielten sich wenig kooperativ, als er ungeschickt begann, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen.
»Warte!«, stieß sie atemlos hervor und sah ihm in die Augen. »Ich …«
In diesem Moment richteten sich zwei grelle Lichter auf sie. Am unteren Treppenabsatz standen zwei schwarz gekleidete Männer mit Maschinengewehren, auf die Lampen montiert waren. Langsam kamen sie Stufe für Stufe näher.
Maurice brach vor Angst der Schweiß aus, dennoch besaß er genügend Geistesgegenwart, Valentine weg zu schubsen und sich schützend vor sie zu stellen.
»Was machst du hier, Maurice?«
Sein Herz hämmerte schneller denn je. Das war schlimmer als ein Al b traum. Einer der Männer war sein Vater, und nun erkannte er an der immensen Körpergröße auch Ryad. Verflucht , seine Hoffnung, Valentine die Wahrheit schonend beizubringen, war damit zunichte. Es handelte sich nur um Sekunden, dann würde sie verstehen. Sie musste sofort weg von hier , sonst würde sie sterben.
»Valentine, verschwinde! Ich rufe dich an«, raunte er über die Schulter hinweg nach hinten und hoffte, dass sie auf ihn hörte. Dann ging er langsam die Stufen hinunter, seinem Vater entgegen, um ein lässiges Lächeln bemüht. »Hey, welche Überraschung, dass wir uns ausgerechnet hier treffen. Ich dachte, ihr beiden geht einer frischen Spur im Untergrund nach?«
»Du bist neuerdings ziemlich nachtaktiv, findest du nicht?« Geoffreys Stimme troff vor Sarkasmus. »Und alle Achtung, du hast einen interessanten Geschmack für ein Schäferstündchen. Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Wer ist sie?«
Als Geoffrey versuchte, an Maurice vorbeizugehen, stellte sich ihm dieser in den Weg. Er hob Valentines Mantel auf, hielt ihn hinter sich und gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass dieser sehr schwer war.
»Meine Freundin geht dich nichts an. Hau ab , und lass mich in Ruhe.« Maurice griff nach dem Arm seines Vaters. »Und nimm endlich deine Waffe runter!«
»Zuerst will ich wissen, wer deine hübsche Begleit erin ist.« Geoffrey grinste süffisant und sah an seinem Sohn vorbei nach oben.
»Ich sagte schon, es geht dich nichts an.« Maurice blickte über die Schulter zurück und sah erschrocken, dass Valentine noch am oberen Ende der Treppe stand und wie paralysiert auf die Männer herabblickte. »Geh!«
Doch sie schaute ihn nur irritiert an. Verdammt, vielleicht hatte sie wieder eine Blockade und konnte sich nicht transferieren. Schweiß sammelte sich in seinem Rücken.
»Sie ist ein verdammter Vampir.«
Ryads tiefe Stimme veranlasste Geoffrey, noch finsterer zu schauen. »So ist es. Geh zur Seite, Maurice.« Er hob seine Waffe höher. »Ich korrigiere, du hast einen verdammt schlechten Geschmack.«
Maurice überlegte fieberhaft, wie er die beiden aufhalten k o nnte. Sein Vater war durchtrainiert und würde sich seinem Griff leicht entwinden,
Weitere Kostenlose Bücher