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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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wäre, wenn Valentine und Frédéric und die anderen einem Aberglauben hinterherrannten, der von einer Art Sekte geschürt wurde? 
    Valentine bedachte ihn mit einem strengen Blick, als wäre er ein ungezogener Schuljunge, der nicht zugehört hatte.
    »Entschuldige, ja, ja, ich weiß, du hast es mir schon mal erklärt. Aber es klingt einfach zu fantastisch. Ich hab nicht geglaubt, dass etwas Wahres dran sein soll.« Sein Mund war trocken wie Staub.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »So, du nimmst mich also nicht ernst?«
    Verdammt. Wenn sie ihn auf diese Weise musterte, war er Staub zu ihren Füßen, klein und unbedeutend. Seine Knie waren plötzlich aus Gummi und drohten vor ihr einzuknicken.
    Plötzlich grinste sie und nahm wieder eine versöhnliche Mimik an. »Ist schon in Ordnung. Ich hätt ’ dir das auch nicht abgekauft.«
    Puh! Maurice stellte erst jetzt fest, dass er unbewusst die Luft angehalten hatte. Sie hielt ihn gekonnt zum Narren.
    »Na ja«, fuhr sie fort, als bemerkte sie seine Anspannung nicht, »dieses Dokument ist eines von vielen, das von der Prophezeiung spricht, ohne näher zu erläutern, wer Schuld am Weltuntergang trägt oder wie man ihn aufhält. Manches spricht dafür, dass es eine unheimliche starke Kraft aus dem Erdinneren gibt, die über Jahrtausende gewachsen ist. Eine lebendige, dämonische Kraft.« 
    Oh nein, sie war also doch von diesem Unsinn überzeugt, und er hatte für einen kurzen Moment geglaubt, sie hätte einen Scherz gemacht.
    »Daneben gibt es eine Theorie, dass wir von einer höheren Instanz kontrolliert werden und eine Dezimierung aller Wesen stattfinden soll, weil wir uns bekämpfen, statt friedvoll miteinander auszukommen.«
    »Du meinst Gott? Er schickt so eine Art zweite Sintflut?« Maurice war im katholischen Glauben erzogen worden, weil seine Mutter das so gewollt hatte. Verinnerlicht hatte er davon jedoch nichts. Ihn interessierten vielmehr wissenschaftliche Erklärungen für die Entstehung der Erde und der Menschheit.
    Valentine zog die Schultern hoch. »Nenn es, wie du willst. Es spielt keine Rolle. Uns rennt die Zeit davon.«
    Maurice deutete auf das Buch. Um mehr zu erfahren , würde er vorerst darauf eingehen. »Und wieso bist du dir so sicher, dass nicht alle voneinander abgeschrieben haben? Ich meine – das meiste, was in der Bibel steht, hat es auch schon in älteren Schriften ge geben, wie …« Er überlegte. »Die Sintflut, oder dass ein Messias kommen wird, oder – keine Ahnung. Ich hab darüber mal einen Bericht gesehen.«
    Valentine winkte ab. »Ich weiß. Ist alles richtig. Aber vergiss nicht, Vampire gibt es schon viel länger. Wir leben mit der Geschichte und haben unsere eigenen Überlieferungen.«
    »Aha. Und wieso sucht ihr dann hier?« Er deutete rundum.
    »Weil sich viele unserer eigenen Aufzeichnungen zwischen euren verstecken und weil es auch unter den Menschen einige Hellseher gab, die sich damit befasst haben. Und weil alles ziemlich unverständlich umschrieben ist.«
    Valentine brachte das Buch zurück an seinen Platz.
    »Wenn ich das richtig verstehe, beschäftigt ihr euch mit diesem Thema schon seit geraume r Zeit. Und ihr habt das Rätsel immer noch nicht gelöst?«
    »Leider nein. Es ist wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Ein neuer Fund behauptet, es müssten keine Wesen mit besonderen Merkmalen sein, wovon wir bisher ausgegangen waren. Von Bedeutung sei hingegen nur, dass verschiedene Spezies stellvertretend für alle anderen bereit sind, sich friedlich zusammenzufinden. Aber wo und was sie tun sollen, das steht nirgends so richtig.«
    Jetzt hatte ihr Gesicht wieder diesen traurigen Ausdruck, der ihm schon einige Male aufgefallen war, manchmal nur für Sekunden. Irgendetwas musste passiert sein. Am liebsten würde er sie in den Arm nehmen und trösten, egal , um was sie sich sorgte. Ohnehin sehnte er sich mit jeder Faser seines Körpers danach, sie zu berühren, ein Begehren, das er mit dieser Intensität noch nie erlebt hatte.
    Ruckartig wandte sie sich ab und bedeutete ihm mit einer stummen Geste, ihr zu folgen. Das Domarchiv war riesig. Sie wanderten von Raum zu Raum, treppauf und treppab. Aber eigentlich hatte Maurice nur Augen für Valentine, nicht für die Umgebung. Überall reihten sich Regale auf, randvoll mit Büchern, eins wie das andere.
    Mitten im Treppenhaus legte er schließlich seinen Arm um sie und küsste sie. Ihre Lippen öffneten sich langsam unter den seinen , und er spürte ihre Brüste, d ie sich

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