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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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wer auf seinen Vater geschossen hatte. Seine Hand zitterte, als er Ryad die Waffe reichte.
    »Ich weiß schon länger, dass nicht alle Vampire gefährliche Monster sind. Aber Geoffrey wollte davon nichts hören. Es wäre allerdings einfacher gewesen, du hättest mir von ihr erzählt.«
    Maurice kniete neben dem Leichnam seines Vaters nieder und drehte ihn auf den Rücken. Auch seine Brust wies einen Einschuss auf. Valentine hatte also ebenfalls getroffen.
    »Wieso hätte ich dir vertrauen sollen?«
    Eine Träne löste sich aus seinem Auge, dann noch eine, bis der Fluss nicht mehr aufzuhalten war. Unwirsch wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen. War dieser Mann wirklich sein Vater gewesen? Noch im Tod war Geoffreys Gesicht von Hass verzerrt.
    Ryad legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn du nicht in den Knast wandern willst, solltest du hier schleunigst verschwinden.«
    »Und er?« Maurice schniefte und z og die Tränen durch die Nase hoch.
    »Überlass das mir. Mir fällt schon was sein. Schließlich sind wir ja diese Nacht auf Vampirjagd ausgerückt. Ich werde sagen, wir sind in einen Hinterhalt geraten, oder so. Das erklärt auch das Projektil aus einer unbekannten Waffe.«
    Das Aufstehen fiel Maurice schwer. Seine Glieder waren wie Blei.
    »Los geh, ehe es hier von Bullen wimmelt.«
    Wahrscheinlich war es das Beste, auf Ryad zu hören. Wenigstens einer, der hier noch klar denken konnte. Maurice nahm von ihm seine Jacke entgegen und wandte sich zum Gehen. Aber da gab es etwas, was er unbedingt wissen musste. Jetzt. Er drehte sich noch mal um. »Warum hast du vorhin nach ihrem Namen gefragt und ob sie einen Bruder hat?«
    »Nun, ich kenne einen Frédéric Duc de Bonville. Er ist ein Vampir und hat eine Schwester, die Valentine heißt. Ich bin ihr aber nie persönlich begegnet.« Als Maurice darauf etwas erwidern wollte, winkte er energisch ab. »Keine Fragen, ich werde dir alles erklären. Geh endlich. Ich melde mich bei dir.«

Kapitel 17
     
    Außer sich vor Wut und Enttäuschung rannte Valentine die Treppe der Dombibliothek hinunter, auf der sie sich materialisiert hatte, und hinaus auf die Straße. Es war kaum zu glauben, was ihr passiert war. Offenbar hatte die lange Zeit, die sie nur auf Schloss Bonville verbracht hatte, ihre Instinkte getrübt. Sonst hätte sie rechtzeitig erkannt, welche Absichten Maurice wirklich verfolgte, statt seinem Charme zu erliegen. Erst etliche Straßenzüge später hatte ihr aufgewühlter Geist sich so weit beruhigt, dass es ihr – in einem Hauseingang verborgen – gelang, sich ein zweites Mal zu dematerialisieren und heimzukehren.
    In ihrem Herz stach es permanent schier unerträglich. Niemals hätte sie Maurice diese Niederträchtigkeit zugetraut. Sie war einem Vampirjäger auf den Leim gegangen, wie peinlich war das denn! Wahrscheinlich hatte er nur eines im Sinn gehabt, sie in sein Bett zu bekommen und dann … Sie wagte es nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken.
    Dennoch hatte sie gezögert, ihren Verfolger vor den Augen von Maurice zu erschießen. Sie verstand nicht, was sie davon abgehalten hatte. Glücklicherweise war der Streifschuss nicht nennenswert. Nur der Riss im Ärmel war verdächtig , und sie hoffte, dass er niemandem auffallen würde.
    Ihr Handy vibrierte . Frédéric hatte den Klingelton ausgeschaltet, damit sie unterwegs nicht in Schwierigkeiten geriet. Auf dem Display war ein Name zu lesen: Maurice. Sie steckte es wieder in die Tasche und hoffte, es würde von allein verstummen.
    Am besten verkroch sie sich erst mal in ihrem Zimmer. Gefühle waren gefährlich, sie verwirrten den Kopf und beeinflussten die Handlungsweise. Das könnte tödlich enden. Bis zum nächsten Sonnenuntergang musste sie sich beruhigt haben und wieder in der Lage sein, klare Gedanken zu fassen. Es gab da eine Sache, die sie nicht verstand. Wenn Maurice selbst ein Vampirjäger war, wieso hatte er dann den anderen erschossen und sie laufen lassen? Stand er in Konflikt mit seinem Job und der Liebe zu ihr?
    Hätte sie geahnt, in welche Komplikationen sie verwickelt werden würde, hätte sie das Schloss nicht verlassen! Niemals!
    Eilig durchquerte sie das Foyer. Je eher sie über diese Schmach hinwegkam, umso besser. Es war nicht nötig, dass jemand ihr ihren Kummer anmerkte.
    »Madame La Duchesse?«
    Die sanfte Stimme des Butlers zwang sie innezuhalten. Er stand mitten auf der Treppe, die zum oberen Stockwerk führte.
    »Ja, Bertrand?«, versuchte sie , ruhig und gefasst

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