Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
Vom Netzwerk:
ihrem Bett hin und her. Was ihr sonst bequem erschien, die weich e Bettwäsche, die vielen Kissen, erschien ihr nun eher lästig. Als sie es vor lauter Unruhe nicht mehr aushielt, rief sie ihn an . Zu ihrer eigenen Verärgerung wusste sie jedoch nicht so recht, was sie ihm sagen sollte. Telefonieren war nun mal nicht ihr Ding. Nachdem sie aufgelegt hatte, fielen ihr Tausend Sachen ein. So etwas Blödes. 
    Bevor sie in der Bibliothek zu arbeiten begann, suchte sie Emanuele und Lara auf. Es war nicht zu übersehen, dass der Spanier hoffnungslos verliebt war. Wie bedauerlich. Hatte er schon ihr ohne Erfolg den Hof gemacht, verschenkte er nun sein Herz an eine junge Frau, die ganz offensichtlich verstört war. Sein Zimmer war in dezentes Stimmungslicht getaucht und die Luft von duftenden Teelichtern geschwängert. Wie Roxanne ihr berichtete, schlief der Spanier bei Tag auf dem Sofa , und sie räumte jeden Abend die Bettwäsche fort.
    Lara sprach kaum. Immerhin hörte sie Emanuele aufmerksam zu , und er kümmerte sich rührend um sie. Lächelnd, voller Geduld und Verständnis. Inzwischen hatte er ihr gesagt, was er war. Dennoch war es denkbar, dass sie ihn nach wie vor für einen Engel hielt.
    Ein wenig lustlos stieg Valentine die Treppen hinauf. Das Schloss erschien ihr leer und abweisend, die Ahnen in den Bilderrahmen verfolgten sie mit ihren stumpfen Blicken. Nach all dieser Zeit war auch dies eine neue Erfahrung.
    Auf ihrem Platz in der Bibliothek lag ein mit einem Wachssiegel verschlossenes Futteral aus dünnem Holz. Sie las den Zettel, der darunter geschoben war.
    Hallo Valentine,
    Fundstück ist aus der Abbaye royale de Fontevrault.
    War versteckt in zugemauerter Nische.
    Gruß, Olivier.
    Das hörte sich bedeutungsvoll an. In irgendeinem Zusammenhang hatte sie den Namen dieses Klosters schon einmal gelesen. Es würde ihr wieder einfallen. Behutsam versuchte Valentine , das Siegel zu lösen, ohne es zu zerbrechen. Tatsächlich löste es sich nach einiger Zeit von der einen Hälfte. Sie betrachtete es kurz. Es zeigte das Wappen des Klosters. 
    Vorsichtig klappte sie das Futteral auf, das innen viel wertiger war als erwartet. In dünnen roten Samt eingeschlagen war eine Pergamentrolle verwahrt, die die Jahrhunderte gut überstanden hatte. Sie trug ebenfalls ein Siegel, das jedoch zerbrochen war. Irgendjemand vor ihr hatte das Schriftstück gelesen und anschließend das Futteral neu verschlossen.
    Valentines Herz schlug schneller. Wie ein Jäger auf der Suche nach poten z ieller Beute überfiel sie die Ahnung, dass sie ihrem Ziel ein Stück näher kam und dieses Dokument bedeutungsvoll war.
    Bereits die ersten Zeilen waren überraschend. Statt wie erwartet einen Text zur Abtei zu finden oder zu politischen Gegebenheiten, handelte es sich um eine Abhandlung über Tod und Untergang, den Kampf gegen Dämonen und unerklärliche Erdstöße. Angst und Unwissenheit klang aus den Zeilen. Erst ab der Mitte verströmte der Text auf einmal Erleichterung und Hoffnung.
    … das Höllentor wurde versiegelt am fünfzehnten Tage des Herrn im August anno zwölfhundertachtundvierzig …« 
    Überwältigt lehnte Valentine sich zurück. Wo? Obwohl der Text pathetisch ausgeschmückt war, lag mit Sicherheit ein wenig Wahrheit darin. Zwölfhundertachtundvierzig. Das war so lange her. Sie selbst war rund dreihundert Jahre später geboren worden. Das wusste Maurice noch gar nicht.
    Erneut beugte sie sich über die Rolle. Die Rede war von einem einzigartigen Gebäude, das aus Dankbarkeit für Gottes Hilfe entstehen würde. Von rituellen Handlungen und Wesen, die sich selbstlos geopfert hatten, um die Dämonen zu bezwingen. Ob es sich dabei um gewöhnliche Menschen, um Geistliche oder gar Vampire handelte, ging daraus nicht hervor.
    Was hatte es mit diesem Datum auf sich? Valentine war sich sicher, dass es nichts mit dem Fundort des Schriftstücks zu tun hatte. Irgendjemand hatte nicht gewollt, dass seine Existenz bekannt wurde , und es deshalb eingemauert. Entweder um es zu verstecken oder um es zu schützen.
    Sobald Frédéric zurück war, würde sie mit ihm darüber reden.

Kapitel 24
     
    Kaum waren Maurice und Frédéric zurückgekehrt, informierte Bertrand die anderen, sich im Spiegelsaal zu versammeln. Für eine lange Begrüßung blieb keine Zeit. Sie alle waren in Sorge um Aliénor.
    Emanuele erschien in Begleitung seines schüchternen Gastes. Der Mondstein auf seiner Handfläche strahlte bereits in gleißender Helligkeit.
    »Lara!«

Weitere Kostenlose Bücher