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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Dinger in ihrem Garten wachsen sehen. Er hatte die lila Rübenwurzeln gesehen, die seltsam schief aus dem Boden ragten.
    Doch was zum Teufel wollte sie mit einer Rübenvase? Alles, was der Töpfer über Rüben wusste, war, dass sie lila waren und platt oval. Was sie ihm über Rüben erzählt hatte, war nutzlos. Sie wollte eine Vase, auf der lila Rüben waren – aber was meinte sie damit? Wollte sie sie in den Ton geritzt haben? Oder sollten sie aufgemalt werden? Wollte sie aufgerichtete Rüben, die separat angefertigt und dannan den Vaseneinkerbungen angebracht wurden, so wie er es mit den Paprikaschoten gemacht hatte?
    Nichts von dem, was er sich vorstellte, sagte ihm zu.
    Der Töpfer ging in der Werkstatt auf und ab. Er befeuchtete seine Hände und machte sich an die Arbeit. Er beschloss, alle Techniken gleichzeitig anzuwenden: Er würde Rüben in die Vase ritzen und sie einzeln modellieren und an der Vase anbringen. Zuerst machte er kleine Modelle. In ein paar Stunden hatte er Dutzende angefertigt. Er stellte sie in eine Reihe und ging um sie herum.
    Aber die Vasen sahen nicht gut aus. Er war kurz davor, den Verstand zu verlieren, als die Werkstatttür aufging und der Lehrling hereinkam.
    »Ich hab die Geschichte gehört!«, erklärte der junge Mann. »Das ganze Dorf spricht davon. Habt ihr beiden wirklich eine Schar Kinder angegriffen? Sie sind doch nicht die ganze Nacht dort geblieben, oder? Es heißt, Ihr Fahrrad hätte neben dem Tor gestanden. Die Nachbarn von ihr sagen, sie hätten Sie heute Morgen aus dem Haus kommen und im Dorf herumschleichen gesehen. Und Ibolya hätten Sie sehen sollen! Sie werden das schwer büßen müssen, so viel steht fest. Sie hat Ihre Teetasse zertrümmert und gesagt, von jetzt an müsse Valeria Ihnen Tee kochen.«
    »Ibolya ist eifersüchtig?« Der Töpfer wurde hellhörig.
    Der Lehrling lachte. »Ha, und ob! Sie hätten hören sollen, was sie alles gesagt hat. Dass sie hofft, Ihr unterernähr ter Schwanz fällt beim ersten Hauch von Valerias altem Krabbenkuchen ab. Und das gehört noch zu den netteren Sachen, die sie gesagt hat. Haben Sie wirklich mit der alten Hexe geschlafen?«
    Der Töpfer sah den Lehrling an. »Was soll die Frage?«
    »Es werden schon Wetten abgeschlossen. Nur die Hälfte der Dorfbewohner glaubt, dass Sie es durchgezogen haben. Die Männer sagen alle, kein vernünftiger Schwanz würdediesem Ruf zu den Waffen nachkommen. Ihr ›Aaaach-tung‹ würde auf taube Ohren treffen. Doch andere haben am Gartentor gelauscht und sagen, Valeria sei ein Schreihals. Stimmt das?«
    »Die Leute haben gelauscht?«
    »Am Gartentor.«
    »Wie abscheulich.«
    »Dann stimmt es also? Sie haben es getan?« Der Lehrling war enttäuscht. »Dann hab ich die Wette verloren. Wegen Ihnen habe ich jetzt viel Geld verloren.«
    Der Töpfer schüttelte den Kopf. »Es kommt nicht wieder vor. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Vielleicht sollte ich bei Ibolya vorbeischauen. Hier komm ich nicht weiter.«
    Er sah, dass der Lehrling etwas in der Hand hielt. »Was ist das?«
    Der Lehrling hielt sein Werk hoch. »Zsofis Teekanne – die hab ich gemacht. Ich hab mich mit ihr unterhalten und sie ist wirklich nett. Sie hat mir gesagt, was ihr vorschwebt. Ich glaube, sie ist was Besonderes. Nur schade, dass ihre Mutter so garstig ist. So hübsch Zsofi ist, mit so einer Mutter wird die Arme nie einen Mann finden.«
    Der Lehrling zog die Teekanne aus der Tasche und reichte sie dem Töpfer. Der Töpfer untersuchte sie und stellte fest, dass sie fast die Form einer Rübe hatte.
    »Was ist das?«
    »Das ist wie gesagt meine Teekanne für Zsofi.«
    Der Töpfer lächelte, dann lachte er. »Was soll denn das für eine Teekanne sein?«
    Der Lehrling blinzelte, schaute auf die Teekanne und sah, dass die Form missglückt war, dass er seine Zeit bei seinen Eltern vergeudet hatte, wo er sich von den Männern hatte verspotten lassen und sich ihre Beleidigungen über seine Arbeit angehört hatte. Er schüttelte den Kopf.
    »Es soll eine Teekanne sein. Sie wollte diese Form. Sie hat gesagt, dass sie ihr gefällt. Aber Sie haben recht – sie sieht eher wie eine Rübe aus. Vielleicht wollte sie nur nett zu mir sein. Ich muss ihr sagen, dass ich noch mal von vorne anfange. Es tut mir leid. Meine Familie hat mich abgelenkt.«
    Der Töpfer freute sich. Er klopfte dem jungen Mann auf die Schultern und deutete auf den Ton.
    »Ja. Nimm dir Ton und mach sie noch mal. Du bist kurz davor. Dreh die Scheibe schneller.

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