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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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angefahren, als er ihr ein Stück frisches Fleisch zustecken wollte. Doch im Vergleich zu dem, wozu sie im Stande war, war diese Attacke nicht der Rede wert.
    »Sie ist mannstoll, was sonst«, sagten die alten Männer und leckten sich die Lippen. »Seht sie euch an. Bereit, sich auf jeden zu stürzen. Eine Männermörderin, das ist sie. Falls ihr nicht was mit ihr vorhabt, haltet euch von ihr fern. Hihi!«
    »Ibolya ist mir lieber«, erwiderten andere. »Sie ist jün ger . Valeria sieht aus wie eine Kartoffel.
    Und so machten die meisten Witwer des Dorfes, die ihrschon immer aus dem Weg gegangen waren, einen noch größeren Bogen um sie.
    »Lieber in Sicherheit als verheiratet und sich für eine dreckige, fiese Frau abschuften«, sagten sie nur halb im Spaß.
    »Aber ich hab gehört, dass der Töpfer nicht wieder bei ihr gewesen ist. Vielleicht war es ja nur eine kurze Affäre. Das glaub ich fast. Dieser Töpfer – wenn man ihn so sieht, wür de man nie drauf kommen, dass er das Zeug zu so was hat.«
    Da die meisten Gespräche in Ibolyas Kneipe stattfanden, hörte Ibolya hinter dem Tresen unweigerlich die Kommentare der alten Männer. Normalerweise spottete sie über ihre Gespräche, aber da diese Geschichte sie direkt betraf, verabscheute sie das Thema.
    Der Töpfer fing mit Valerias Rüben an und ging am nächsten Tag zu Ibolya. Er war unrasiert und verlegen, und obwohl sie sich vorgenommen hatte, ihm eine Weile die kalte Schulter zu zeigen, kam er ihr nicht verlegen genug vor, und das machte sie wütend. Sie stritten sich, oder besser, sie stritt sich und er zuckte die Achseln.
    »Es ist einfach passiert. Es war nicht geplant«, sagte er.
    Auch wenn Ibolya genau wusste, wovon er sprach – schließlich war sie vertraut mit Dingen, die einfach passieren   –, saß sie zum ersten Mal am kürzeren Hebel. Das gefiel ihr gar nicht.
    »Für wen hältst du dich eigentlich?«, schrie sie und wurde sich bewusst, dass sie wie eine Freundin klang, der er den Laufpass gegeben hatte. Es fehlte nur noch das Nudelholz.
    »Ibolya«, sagte er. »Es ist nun mal passiert. Ein einziges Mal. Und du bist weder meine Frau noch meine Verlobte.«
    Darüber kicherten die Männer in der Kneipe. Sogar der rothaarige Ferenc war amüsiert. Ibolya nahm einen Lappen und wischte den Tresen ab. Ihr Haar zitterte. Sie änder te die Taktik.
    Sie kam hinter dem Tresen hervor und setzte sich auf seinen Schoß. »Bist du wirklich so grausam und herzlos?«
    Der Töpfer stotterte. Er stieß sie weg und stürmte aus der Kneipe. Er drehte sich noch einmal um und wollte etwas sagen, räusperte sich aber nur und ging zurück zu seiner Werkstatt.
    »Ibolya, willst du mich heiraten?«, fragte der Mann namens Ferenc.
    »Halt den Mund«, sagte sie. »Geh heim zu deiner Frau.«
    Seit diesem Tag bemerkten die Männer, die sie beobachteten, dass, wenn sie über Valeria sprachen, in Ibolyas Gesicht alle Gefäße und Kapillaren gleichzeitig platzten, dass ihr Haar anfing zu zittern und in Unordnung geriet. Es kam sogar so weit, dass sie explodierte, wenn sie hörte, dass ihre Gäste Valeria auch nur erwähnten.
    »Das reicht, ihr alten Säcke, das Maß ist voll! Ihr vergesst euch offenbar. Auf dem Schild draußen steht nicht Valeria, sondern Ibolya. Ich bin Ibolya und sage, dass Valeria eine verfaulte alte Kartoffel ist, die noch nie anständig in ihren breiten Hintern gezwickt worden ist. Haltet jetzt die Klappe oder geht nach Hause. Ihr kotzt mich an.« Sie hörte sogar auf, Getränke auszuschenken. Sie entzog ihnen alles: ihren Alkohol, ihr Lächeln, ihren Busen, den sie immer auf den Tresen gelegt hatte, sogar die Sonnenblumenkerne. Den Töpfer konnte sie nicht kontrollieren, aber diese Männer schon. In ihrer Kneipe würde man sich wenn dann nur über sie aufregen.
    Die alten Männer stammelten ein paar Worte des Protests, doch da man sie vor allen anderen beschimpft und dadurch gedemütigt hatte und vor allem weil sie Ibolyas plumpe Cocktails vermissten, gaben sie schnell klein bei und stimmten ihr zu, dass sie nicht ganz richtig im Kopf waren.
    »Es tut uns leid, Ibolya«, bettelten sie. »Wir sind betrunken.Sieh nur! Wir spielen jetzt stattdessen Karten. Siehst du? Karten! Wer ist Valeria?«
    Ibolya ging nicht auf sie ein und blieb unerschütterlich. Erst als sie sich zum zweiten Mal entschuldigt und alles widerrufen hatten, sich zu Gotteslästerern und Ketzern erklärt hatten, ging sie zu ihnen hinüber, warf ihr Heuhaufenhaar gekonnt nach hinten, sodass

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