Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)
machen. Siesind fertig. Morgen früh ruf ich die Gießerei an. Wir machen sofort einen Abguss, natürlich nach Ihren Angaben. Gut gemacht, alter Knabe.«
Die Koreaner nickten anerkennend.
»Ist großes Kunstwerk«, sagte einer von ihnen. »Als Geschenk schicken wir Pfingstrosen, für Statuenfüße für neues Fest. Ein Geschenk für Ihr Dorf von unserem Dorf. Ein Geschenk für unsere neuen Freunde.«
Der Bürgermeister verbeugte sich.
Die Bürgermeisterfrau hielt sich die Hand an die Wange. »Ich muss jetzt leider gehen«, sagte der Töpfer.
Da er nicht mehr gebraucht wurde, begleitete der Bürger meister ihn zur Tür und schüttelte ihm fest die Hand.
»Herzlichen Glückwunsch, Töpfer«, sagte er zwinkernd. Dann flüsterte er: »Wie ich sehe, sind wir beide aus dem gleichen Holz geschnitzt. Davor habe ich Respekt. Wir beide werden so lange leben, wie dieses Gebäude steht. Das sollten Sie Ihren Frauen sagen. Zeigen Sie ihnen, dass man alles erreicht, wenn man keine Angst hat, sich sein Ding ein bisschen mit Blut zu besudeln. Soll unser Dorf im Mittelalter bleiben, weil irgendein holländischer Öko-Hansel es so will? Nein, nein und nochmals nein. Wir haben jetzt andere Zeiten, Töpfer. Ganz andere Zeiten. Genau wie Sie verän der ich mein Stück Welt. Das hier ist jetzt der Westen oder wird es bald. Spring auf und mach den Weg frei, denn wir drosseln das Tempo nicht. Nie wieder, das ist mein Motto.«
Der Töpfer zuckte die Achseln. Er wusste nicht, was er von alledem halten sollte. Dass der Bürgermeister ihn als Gleichgesinnten betrachtete, beunruhigte ihn jedoch. »Sie glauben, ich ändere mein Stück Welt?«
»Stimmt das denn nicht?«
Der Töpfer zuckte wieder die Achseln. »Ich bin ein alter Mann. Ich weiß nicht genau, ob ich der bin, für den Sie mich halten.«
»Na, na. Natürlich sind Sie so, sonst würden Sie einfach Teller machen und damit zufrieden sein. Aber das genügt Ihnen nicht, was? Durch Sie wird es unserem Dorf bessergehen. Denken Sie an meine Worte. Tatsächlich brauchen wir mehr Männer wie Sie. Männer, die keine Angst davor haben, sich ihren Ehrgeiz einzugestehen, und die sich nicht vor dem Fortschritt fürchten. Männer, die wissen, was sie wollen und wie sie ihr Ziel verfolgen müssen – ganz gleich ob es Bahnhöfe, Hotels, Brunnen oder Frauen sind. Dieses Land braucht Männer, die keine Angst haben, zuzugreifen – das ist der springende Punkt, Töpfer. Nur dann werden die anderen sie ernst nehmen und mit Respekt behandeln, ganz recht!«
Der Töpfer schwieg. Er war überzeugt, dass er nicht zu diesem Typus gehörte. Er nickte dem Bürgermeister zu und die beiden schüttelten sich nochmals die Hände. Dann ging er.
»Eine gute Nacht, alter Halunke«, rief ihm der Bürger meister nach.
IV
I bolya half dem Schornsteinfeger dabei, sich für den Tag zu rüsten. Sie kochte ihm Kaffee und brachte ihm sogar Toast. Sie wollte, dass er sich stark fühlte und ihre Pläne ausführte. Der Schornsteinfeger war ihre Rettung. Sie hatte das Gefühl, dass sich die Probleme, die sie mit dem Bürger meister und Valeria hatte, bald schlagartig lösen würden.
Er brauchte drei Tassen Kaffee, um in Gang zu kommen, doch als er so weit war, grinste er kurz, nickte ihr zu, ging aus der Kneipe und fuhr ins Dorfzentrum. Auch diesmal kamen die Kinder – ohne sich in Acht zu nehmen – auf ihn zu, und der Schornsteinfeger biss die Zähne zusammen und ließ sich von ihnen streicheln. Es war unheimlich, wie schnell sie ihn umzingelt hatten – es war so etwas wie ein kniehoher Überfall aus dem Hinterhalt, und die Kinder waren besser aufeinander abgestimmt als ein Trupp Soldaten. Sie waren äußerst gründlich, ja, es war eher, als eskortierten sie ihn, als wäre er ihr Gefangener. Als er ins Dorfzentrum kam, trat der Bürgermeister aus dem Gebäude und winkte ihn – oder die Kinder? – zu sich, jedenfalls stellte er sein Fahrrad vor dem Rathaus ab.
»Seien Sie gegrüßt, Schornsteinfeger«, sagte der Bür germeister . »Ich freue mich, dass Sie wieder da sind. Wir haben schon befürchtet, Sie wären uns abhandengekommen.«
»Nein, nein, ich habe nur die Lage sondiert«, erwiderte der Schornsteinfeger.
»Tja, als Bürgermeister wäre es mir eine Ehre, wenn Sie meinen Schornstein als Ersten machen könnten. Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.«
»Es ist mir egal, bei wem ich anfange«, sagte der Schornsteinfeger. »Der Preis ist immer derselbe.«
Der Bürgermeister lachte. »Aber klar. Ich
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