Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
Vom Netzwerk:
mag es, wenn jemand gleich zur Sache kommt.«
    »Zehntausend Forint.«
    Der Bürgermeister stutzte.
    »Wie viel?«
    »Zehntausend. Ich arbeite mit einer speziellen Technik und nehme besondere Lösungsmittel.«
    »Was für welche denn?«
    »Aus Deutschland. Das Mittel wird mit Ruß und Asche viel schneller fertig als das Zeug, das wir in sozialistischen Zeiten genommen haben. Außerdem ist es besser für die Umwelt.«
    Der Bürgermeister sah ihn skeptisch an.
    »Tja, das mag zwar sein, Schornsteinfeger, aber zehntausend Forint sind eine Menge Geld. Finden Sie den Preis nicht ein bisschen happig?«
    Der Schornsteinfeger schüttelte den Kopf.
    »Die Zeiten haben sich geändert, Bürgermeister. Nur die besten deutschen Chemieingenieure konnten dieses Reinigungsmittel entwickeln. Stark genug für die Industrie und ungefährlich im Haus. Wenn meine liebe Oma noch am Leben wäre, würde ich es für ihren Schornstein benutzen.«
    Der Schornsteinfeger hatte diese Sätze die ganze Nacht mit Ibolya geprobt. Sie hatte ihn genau instruiert, was er sagen sollte.
    Der Bürgermeister nickte. Ganz offensichtlich gefiel ihm, was er da hörte.
    »Tja«, sagte er. »Sie verstehen Ihr Handwerk und das Dorf Zivatar ist progressiv. Wenn der Preis zehntausend ist, dann bezahle ich zehntausend.«
    »Sehr gut, Bürgermeister. Gehen Sie voran.«
    »Oh, ich fahre lieber. Mein Wagen ist gleich hier.«
    Der Schornsteinfeger folgte dem Bürgermeister zu seinem Wagen. Er hatte keinen Gepäckträger.
    »Was ist mit meinem Rad?«
    »Keine Sorge«, sagte der Bürgermeister. »Das legen wir in den Kofferraum. Sagen Sie, sind Sie schon mal in einem Mercedes gefahren?«
    Der Schornsteinfeger schüttelte den Kopf.
    »Oh, dann steht Ihnen was Gutes bevor. Kein Vergleich zu den Trabis. Das hier ist der neueste Stand der Technik, genau wie Ihre Lösemittel. Was haben Sie vorhin gesagt? Deutsche Ingenieure? Das war lustig. Hat mir gefallen. Das hier ist genau das Gleiche, nur besser. Los, steigen Sie ein!«
    Der Schornsteinfeger machte die Tür auf und setzte sich in den Wagen. Er war schöner als das Altenheim seiner Mutter.
    »Müssen wir weit fahren?«, fragte der Schornsteinfeger und blickte umher.
    »Nein, gar nicht. Etwa einen halben Kilometer. Ich nehm nur lieber den Wagen. Das Wetter ist nichts für mich.«
    Als sie losfuhren, liefen erst Kinder und Frauen neben dem Wagen her, die aber bald in einer Dieselwolke in der Ferne verschwanden. Nur die Männer des Dorfes rührten sich nicht. Sie standen vor dem Rathaus und murmelten leise vor sich hin.
    »Zehntausend Forint, meine Scheiße«, sagte ein Mann. »Ich kann nicht fassen, dass er dieser Flasche so viel bezahlt hat.«
    »Deutsches Lösungsmittel, ist das nicht unglaublich?«
    »Eine Frechheit.«
    »Der Bürgermeister ist manchmal ein Idiot.«
    »Ein richtiger Arroganzling.«
    »Ein Angeber.«
    »Den Gauner lass ich nicht an meinen Schornstein.«
    »Ich weiß nicht. Meine Frau gibt sicher keine Ruhe, bis er bei uns war. Ich hör schon ihr Gejammer. Für den Rest des Monats bin ich ruiniert.«
***
     
    Der Bürgermeister gab seiner Frau über Handy Bescheid, dass er unterwegs nach Hause sei. Dann legte er auf und gab das Gerät dem Schornsteinfeger.
    »Haben Sie so was schon mal gesehen? Da werden alle bald ganz wild drauf sein. Man braucht dann nicht mehr monatelang auf einen Telefonanschluss warten. Man geht einfach in einen Laden und nach ein paar Minuten hat man so ein Ding. Ich werde veranlassen, dass ein zweiter Sendemast errichtet wird.«
    Der Schornsteinfeger betrachtete das Handy und zuckte die Achseln.
    »Sieht nach Militär aus.«
    »Ganz und gar nicht. Es ist für alle gedacht. Sie werden immer kleiner.«
    »Und wer ruft mich dann an?«
    Der Bürgermeister lachte. »Kunden natürlich. Sie könn ten sich doch einen Lieferwagen besorgen und die Telefonnummer groß draufschreiben. Dann rufen die Leute Sie an, wenn sie Sie brauchen.«
    Der Schornsteinfeger sah den Bürgermeister genau an, um zu sehen, ob er einen Witz gemacht hatte.
    »Was zum Teufel hätte ich denn davon?«, schrie er.
    »Nun, Sie würden Geld verdienen. Ich dachte, Sie denken voraus!«
    »Ich komme so zurecht. Außerdem würden die Leute dann dauernd anrufen. Meine Ruhe wäre dahin. Nein, Bürgermeister. Das Geschäft läuft auch so gut.«
    »Aber ich bitte Sie! Sie nehmen doch bereits westliche Reinigungsprodukte für Ihre Schornsteine. Warum also keine westlichen Managementmethoden. Die sind viel effizienter. Sie könnten

Weitere Kostenlose Bücher