Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)
Bürgermeister frau saß neben ihm. Sicherheitshalber legte er die Hand auf ihr nacktes Knie. Nach ein paar Augenblicken peinlichen Schweigens deutete der Bürgermeister auf den Kamin.
»Also, der Kamin ist dort drüben. Aber das sehen Sie ja selber. Schauen wir uns doch mal Ihr deutsches Lösungs mittel an!«
»Sie wollen mir bei der Arbeit zusehen?« Der Schornsteinfeger wirkte gequält. Er schaute die Bürgermeisterfrau an und schüttelte den Kopf.
»Das bringt Unglück«, flüsterte er ihr zu.
»Das bringt Unglück«, sagte sie zum Bürgermeister. »Geh zurück ins Büro und lass ihn arbeiten.«
Der Bürgermeister zögerte.
Der Schornsteinfeger war aufgestanden und zum Kamin gegangen. Er inspizierte ihn.
Der Bürgermeister betrachtete den Schornsteinfeger. Er hatte den Kopf im Kamin und sah in den Rauchfang hinauf. Er nieste.
»Der ist ganz schön dreckig«, sagte er.
Der Bürgermeister nickte und gab seiner Frau ein Küss chen auf die Wange.
»Na gut«, sagte er. »Hier ist das Geld. Ruf mich, wenn er fertig ist. Hoffentlich ist er Ihnen nicht zu dreckig.«
Der Schornsteinfeger antwortete ihm mit einem Murmeln. Er holte eine Sprühflasche hervor, die Ibolya ihm gegeben hatte. Bei ihr in der Kneipe hatte er eine Lösung aus Seifenwasser und Essig hergestellt. Er kletterte aus der Feuerstelle und schüttelte die Flasche so, dass der Bürgermeis ter sie sehen konnte.
»Hier, bitte sehr: deutsche Genialität. Löst jeden Schmutz in Blitzesschnelle. Ich sprüh jetzt ein bisschen und lass es einwirken.«
Er sprühte das Seifenwasser in den Rauchfang.
Der Bürgermeister eilte zur Tür.
»Noch mal vielen Dank, Schornsteinfeger«, rief er laut. »Ich hoffe, Ihr Besuch in unserem Dorf gefällt Ihnen. Denken Sie an meine Worte. Mehr Forint für Sie!«
»Danke. Das mach ich.«
Als der Bürgermeister fort war, reinigte der Schornsteinfeger schnell den Rauchabzug, der kein bisschen schmutzig war. Der Bürgermeister heizte mit Gas. Die Gasbehälter standen vor dem Haus. Ein Holzfeuer machten die beiden nur, wenn sie es romantisch haben wollten.
»Dreckskerle«, murmelte er.
Während er seine Sachen einpackte, wich die Bürger meisterfrau nicht von seiner Seite.
»Sagen Sie«, fragte er, »gehen Sie oft in diese Dorfkneipe?«
»Dieser Schandfleck!«, erwiderte sie. »Ich geh nur manchmal hin. Wir trinken dort ein Glas, wenn wir von unseren Auslandsreisen zurückkommen.«
»Seltsam«, sagte er. »Die Frau dort sagt, Sie wären die Hübscheste im ganzen Dorf, und dass es eine furchtbare Schande ist, dass Ihr Mann so ein Schuft ist.«
Die junge Frau lächelte ihn an, runzelte aber die Stirn.
»Ich misch mich nicht gern in so was ein, aber sie hat gesagt, Sie wären sehr nett, und sie hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie nächsten Dienstag zu Ihrem Mann ins Büro kommen sollen. Vormittags, um elf, wenn es geht.«
»Das hat sie gesagt? Wieso? Für wen hält sie sich denn?«
Der Schornsteinfeger zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht, Fräulein. Sie hat nur gesagt, dass Sie kommen sollen und dass sie vorbeigekommen wär und es Ihnen selbst gesagt hätte, dass sie aber weiß, dass der Bürgermeister nicht viel davon hält, wenn Sie beide miteinander reden. Geht mich nichts an. Ich richte es Ihnen nur aus.«
Die junge Frau nickte und biss sich auf die Lippen.
»Ja, natürlich.«
»Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie immer ein offenes Ohr bei ihr finden. Dass sie das Eheleben kennt, mit seinen Problemen und den Opfern, für die man nicht belohnt wird. Dass sie weiß, wie schwer es ist, damit zurechtzukommen, dass da eine andere Frau ist. Ich glaube, das hat sie gesagt. Ich weiß es nicht mehr genau. Nächsten Dienstag im Büro Ihres Mannes – sagen Sie ihm aber nichts davon, um Gottes willen. Überraschen Sie ihn einfach.«
»Was? Wovon reden Sie da?«
Der Schornsteinfeger zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, Fräulein. Ich war gerade angekommen, und die Frau in der Kneipe – sie ist wirklich nett –, die Frau hat gleichgesagt, falls ich Ihnen heute begegne, soll ich Ihnen das ausrichten und Sie bitten, es dem Bürgermeister nicht weiterzusagen.«
Er legte den Arm um ihre Hüfte und küsste sie auf die Wange. Sie achtete nicht darauf und ließ ihn gewähren. Sie war in Gedanken versunken. »Ah«, seufzte er. »Aber Sie sind meiner armen verstorbenen Verlobten wie aus dem Gesicht geschnitten. Wenn ich den Menschen schon Glück bringe, Fräulein, dann sollen Sie so viel Glück bekommen, wie
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