Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)
sagen. Wenn ich auch nur einen Zentimeter nachgebe, wird diese Kneipe sofort dichtgemacht. Ich habe reelle Gründe für das, was ich tue. Zwar profitier ich auch davon, aber das tun die Männer auch. Sie brauchen schließlich ein Lokal, wo sie trinken können. Ich bin die Schankwirtin hier im Dorf. Und wer bist du? Was hast du für dieses Dorf getan? Nur dein Pech hast du drübergekippt.«
Die Männer nickten. Der Schornsteinfeger starrte sie wütend an und schnaubte: »Du hast mir selbst gesagt, ich soll ihnen zeigen, dass ich sie verachte. Was wäre also, wenn ich etwas finden würde, das mich dazu bringt, meine Meinung zu ändern? Warum soll ich nicht anders leben kön nen ? Ich hab diese Chance. Es ist meine letzte.«
***
Ibolya schüttelte den Kopf. »Ich fass es nicht! Du glaubst wirklich, du bist verliebt. Und ich hab gedacht, du wärst schlau. Ich hab dir zu viel zugetraut. Ich hätte es besser wissen sollen. Weißt du, alle haben die kleine Rede gehört, die du auf den Stufen vor Valerias Haus gehalten hast. Wahnsinn. Dummheit, im Grunde genommen. Ja, ich hab gesagt, zeig deine Verachtung. Aber stattdessen gehst du hin und kotzt diesen Unsinn aus. Was ist los mit dir? Wachendlich auf. Eine Marathonnummer macht sie noch lang nicht zu deiner Frau. Das muss dir inzwischen klar sein. Nach dieser Darbietung von dir wird sie dich nie und nimmer heiraten. Sie ist vielleicht ein zänkisches altes Miststück, aber sie ist nicht doof.« Ibolyas Kopfhaar richtete sich zitternd auf. Aus dem Augenwinkel sah sie Zsofi und musste sofort an den Töpfer denken. Zum Pech des Mäd chens machte das Ibolya noch wütender. Sie drehte sich zu ihr um und sagte: »Und nur weil er seine Finger oder seinen Mund oder was auch immer an dir hatte, heißt das noch lange nicht, dass er dir einen Heiratsantrag macht, junge Dame.«
Die Männer in der Kneipe feixten. Zsofi bekam einen roten Kopf.
»So ist es nicht«, stammelte sie. »So ist es ganz und gar nicht.«
»Na, was denn sonst?«, fragte Ibolya. »Warum küsst ihr euch nicht und sprecht dann drüber?«
Zsofi blickte umher. Sie hatte Tränen in den Augen und schüttelte den Kopf.
»Spuck’s aus«, sagte Ibolya.
»Sag’s uns, Zsofichen. Sag uns, was der Halunke mit dir gemacht hat.« Die Tränen in Zsofis Augen brachten die Männer auf die Palme.
»Nichts!«, rief Zsofi. »Er macht gar nichts, das ist es ja. Ich schwör Ihnen, ich glaub langsam, dass er homosexuell ist!« Zsofi schnappte nach Luft und hielt sich sofort den Mund zu. Dann rannte sie auf die Toilette. Ihr Schluchzen drang durch die geschlossene Tür.
Die Männer sahen sich an. Sie drehten sich alle zu Ibolya um. Ibolya zuckte die Achseln.
»Was soll er sein?«, fragte ein Mann.
»Ein was ist er?«, fragte ein anderer.
»Ich weiß nicht«, sagte Ibolya.
»Mein Gott, ihr Bauerntölpel«, schrie der Schornsteinfeger. »Er ist eine Tunte. Einer, der Männer mag.«
Ibolya stockte der Atem. Die Männer rückten nervös mit ihren Stühlen.
»Valeria ist eine gute Frau«, sagte der Schornsteinfeger nach einem ungemütlichen Schweigen. »Das versteht ihr nur nicht.«
Ibolya stöhnte laut auf, sodass die anderen Stammgäste nicht mehr auf Zsofi achteten, die in der Toilette weinte, sondern ihr Augenmerk wieder auf den Tresen richteten.
»Da hast du ganz recht«, sagte sie. »Die Muschi der alten Hexe ist mir ein völliges Rätsel, oder was immer es sein mag, weswegen ihr Männer so aus dem Häuschen geratet.«
Der Schornsteinfeger gab keine Antwort. Er sah fast sehnsüchtig aus. Ibolya wusste, dass er an Valeria dachte.
»Also, kannst du mir’s sagen?«, fragte sie. »Hast du eine Erklärung?«
»Da gibt’s nichts zu erklären«, sagte der Schornsteinfeger. »Sie ist genau, wie du gesagt hast. Hera in Person.«
Ibolya zuckte die Schultern und schenkte dem Schornsteinfeger noch ein Glas aus. Auch sich selbst schenkte sie ein.
»Kannst du erklären, was das heißt?«
Der Schornsteinfeger trank und überlegte.
»Man kann mit ihr leben und sich weiterhin inspiriert fühlen«, sagte er. »Das ist alles. Sie ist eine inspirierende Frau.«
»Das sagt mir gar nichts.«
»Ich weiß«, sagte der Schornsteinfeger. »Valeria ist inspirierend. Ich möchte sie heiraten.«
»Du bist eine Flasche. Ich war verheiratet.« In Ibolya stieg wieder Zorn auf. »Ich kenne die Ehe nur zu gut. Einem Mann den Hintern zu wischen und ihm abends sein Lieblingsessenzu kochen ist für mich das Letzte. Nein, vielen Dank.«
Sie
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