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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Sache ist wirklich widerlich.«
    »Pfui«, sagten die Männer. »So geht das aber nicht.«
    Sie machten die Vorhänge zu und stellten den Fernseher an.
***
     
    Zsofi Toth und der Töpferlehrling umarmten sich vor Ibolyas Kneipe. Sie strich ihm über den Kopf und küsste ihn auf die Wange. Ibolya hatte sich entschuldigt und ihm ein rotes Tuch mit Eis gegeben. Man hatte seine Brüder verständigt, die ihn sofort abholen kamen. Sie wollten auf denSchornsteinfeger warten oder ihn suchen gehen. – »Dem zahlen wir’s heim«, sagten sie. »Wir könnten ihn in einen dieser überdimensionalen Kellertresore sperren.« – Aber der Töpferlehrling schüttelte den Kopf. Er wollte gehen und überzeugte sie davon:
    »Lasst uns zu Zsofis Mutter gehen«, sagte er. »Sie hat Kuchen gebacken.«
    Sie verabschiedeten sich nicht von Ibolya und bemerkten sie nicht einmal. Sie fuhren gerade davon, als sie mit ein paar Erfrischungen herauskam – die gratis waren. Sie sah ihre Hinterköpfe im Wagen. Der Lehrling hatte den Arm um Zsofis Schulter gelegt und Zsofi hatte den Kopf an ihn gelehnt. Im Wagen wurde gelacht. Ibolya sah, wie sie unbekümmert die Köpfe nach hinten warfen, mit weit geöffnetem Mund. Das gab ihr einen Stich in den Magen. Sie zitterte. Sie sahen so gut aus, so jung und glücklich. Die Wagenräder wirbelten eine Staubwolke in ihre Richtung, dann war der Wagen verschwunden. Unwillkürlich war sie voller Zuversicht für das junge Paar. Die halten durch, da wett ich drauf, dachte sie.
    Ihr Gefühl der Zuversicht ermutigte Ibolya, ihren eigenen Begierden hinterherzujagen. Warum auch nicht? Alle taten das. Warum sollte sie nicht zum Töpfer gehen und ihm ein für alle Mal erklären, was sie für ihn empfand? Ja, genau das würde sie tun. Sie ging zur Toilette und wusch sich das Gesicht. Sie machte die Haare auf und schüttelte sie. Sie zog sich eine andere Bluse an und tupfte sich ein paar Tropfen Moschus hinter die Ohren.
    »Passt auf die Bar auf«, rief sie beim Hinausgehen und marschierte den Berg zur Töpferwerkstatt hinauf. Draußen war es jetzt ganz dunkel. Der Himmel war klar und die Luft kalt und der Mond schien hell und voll. Sie lief beschwingten Schrittes.
    Als sie den Hügel hinaufstieg, holte der Töpfer sie mitdem Fahrrad ein. Er kam gerade vom Bahnhof zurück. Sie richtete sich auf und lächelte ihn an. Zwei perfekte Zahnreihen. Zähne, auf die man stolz sein konnte. Ihre eigenen Zähne.
    »Hallo Fremder«, sagte sie freundlich. »Warst du am Bahnhof? Ich wollte gerade zu dir.«
    Der Töpfer nickte lächelnd. Er stieg vom Rad und lief neben ihr her.
    »Ach ja?«, sagte er. »Ich wollte dich auch schon besuchen.«
    Ibolyas Herz schlug schneller. Sie kamen zu seiner Werkstatt und der Töpfer sah das zerbrochene Fenster. Er schaute durch das Loch in der Scheibe.
    »Lass uns reingehen«, sagte sie und deutete auf den Tür riegel . »Es ist kalt hier draußen.«
    Der Töpfer bewegte sich. Es war so weit. Er musste ihr jetzt sagen, was er vorhatte. So konnte er nicht mehr weitermachen. Er nickte, schob den Riegel zurück und machte die Tür auf. Ibolya eilte laut und geschäftig hinein und legte ihr Schultertuch ab. In der Hoffnung, ihr Parfum würde dadurch zu ihm hinübergetragen, machte sie ausladende Bewegungen. Dieses Parfum benutzte sie, wenn sie wusste, dass sie zusammen schlafen würden. Sie hatte ihn konditioniert. Wie einen Pawlow’schen Hund.
    »Also«, schnaufte sie. »Ich hab mir gedacht, wenn du nicht zu mir kommst, dann komm ich eben zu dir. He, wie gefällt dir das? Fühlst du dich nicht geschmeichelt? Du hast es fertiggebracht, dass ich mich wie ein beflissenes Schulmädchen benehme.«
    Der Töpfer steckte die Hände in die Hosentaschen und schaukelte auf den Absätzen hin und her. Ibolya musterte ihn von oben bis unten. Er sah erbärmlich aus. Seine Haut war gelblich und seine Wangenknochen traten scharf hervor. Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerkenzu lassen. Sie hatte Angst, er könnte ihr ihren Gesichtsausdruck übel nehmen.
    »Jemand hat einen Backstein gegen mein Fenster geworfen«, sagte er. »Wer kann das gewesen sein? Warum tut jemand so was?«
    »Bitte was?«, erwiderte Ibolya. Sie überging seine Frage und lenkte sie in eine andere Richtung. »Ich komm dich besuchen und du redest von Fenstern? Gefällt es dir denn überhaupt, dass ich hier bin? Ist dir gar nicht klar, was die taktlosen Frauen im Dorf morgen über mich sagen? Du hast nämlich jetzt einen gewissen Ruf,

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