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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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kann mir neue machen«, sagte sie, »und ich vertraue darauf, dass alles möglich ist.«
    Einen Augenblick lang war sie sich nicht ganz sicher, ob sie das glaubte oder nicht, beschloss dann aber, es zu glauben – ein Entschluss, der ihr die Kraft gab, sich fertig anzuziehen und zu warten, bis der Töpfer zurückkam.
***
     
    Der Schornsteinfeger war jedoch nicht fortgegangen. Er saß vor der Tür. Er saß dort mindestens zehn Minuten lang und plante seinen nächsten Schritt. Er stand auf und klopfte von neuem.
    »Wer ist da?«, fragte Valeria.
    Sie machte auf.
    »Was ist mit uns?«, war der letzte Einwand des Schornsteinfegers. »Es hatte eine Bedeutung.«
    Valerias Blick ließ ihn zusammenschrumpfen.
    »Wir hatten es schön miteinander«, berichtigte sie ihn in einem entschiedenen, kalten Ton. »Mehr nicht. Du misst der Sache zu viel Bedeutung zu. Und du hast angefangen zu spinnen.«
    Im Kopf des Schornsteinfegers herrschte auf einmal völli ge Leere. Er gab ihr eine Ohrfeige. Ohne zu überlegen. Ihm rutschte einfach die Hand aus. Er war genauso fassungslos wie sie und es tat ihm sofort leid. Auf ihrer Wange bildete sich ein roter Striemen.
    Valeria schrie und riss sich los. Ihr Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. Dann versuchte er, ein paar Schrittezurück zu machen, von ihr weg. Sie nahm den Besen in die Hand und schwenkte ihn vor seinem Gesicht. Er stolperte über die eigenen Füße und landete vor der untersten Stufe auf dem Hosenboden.
    Er sah jetzt zu ihr hinauf. Sie rannte hinter ihm her, schwang den Besen und schrie, so laut sie konnte. Er hatte nur einen Augenblick Zeit, um Reißaus zu nehmen. Er robbte hastig rückwärts, stand auf und rannte durchs Gartentor hinaus.
    »Ich bring ihn um«, fauchte er sie an. »Ich bring ihn um.«
    Ein paar von Valerias Nachbarn hörten das Geschrei. Zuerst kicherten sie.
    »Wie in einem Freudenhaus«, giggelten sie. Sie sahen den Schornsteinfeger vorbeirennnen. Valeria stand mit erhobenem Besen am Gartentor und schrie hinter ihm her.
    »Was ist denn los, Valeria? Ärger mit den Männern?«
    »Er hat mich geschlagen«, keuchte sie. Sie war schockiert und peinlich berührt. Sie setzte sich auf die Treppe und schüttelte den Kopf.
    Die Nachbarn sahen sich an. Sie lächelten nicht mehr. Ein paar gingen zu ihr. Sie sah sanftmütig und müde aus. Sie fingen an, sich Sorgen zu machen.
    »Er hat sie geschlagen?«
    »Der Scheißkerl.«
    »Hat einer Frau eine geknallt.«
    Die anderen verbreiteten die Neuigkeit: Etwas Scheußliches hatte sich in Valerias Haus zugetragen. Der Töpfer und der Schornsteinfeger waren am selben Tag dort gewesen! Das Bett konnte zwischendurch nicht mal abkühlen. Der Schornsteinfeger wurde wütend und verprügelte sie. Sie bekam ein Veilchen. Er hat ihr das Bein gebrochen.
    Bald waren es nicht nur eine Handvoll Besucher, die zu ihr kamen, sondern erst zwanzig und dann fünfzig. Anscheinendwar ihr Garten im Handumdrehen voll von Leuten, die einfach zum Gartentor hereinliefen. Sie fragten nicht einmal. Das Tor stand offen und sie kamen in den Garten. Geschieht mir recht, ich hab es ja nicht abgeschlossen, dachte Valeria.
    Die Nachbarn brachten ihr Essen. Sie brachten ihr feuchte Tücher und Wärmflaschen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte eine Frau.
    »Es heißt, er hat Sie geschlagen?«, sagte eine andere.
    »Mir geht’s gut«, erwiderte Valeria. »Doch, wirklich. Es ist nichts Ernstes. Wir haben die Polizei gerufen.«
    Valeria versuchte aufzustehen und ins Haus zu gehen, aber sie war von allen Seiten umzingelt. Sie konnte nicht weg. Je mehr sie es versuchte, desto aufmerksamer schien sie bewacht zu werden.
    »Lasst sie nicht weg, bevor die Polizei hier ist.«
    »Sie versucht sonst vielleicht noch, sich was anzutun.«
    Valeria ergab sich in ihr Schicksal und hoffte, der Polizeiinspektor würde bald kommen.

X
     
    I n Ibolyas Kneipe waren ein paar starke Trinker, Männer, die mit jeder Art von Gewalt vertraut waren, wieder halb nüchtern geworden und kümmerten sich um den Töpferlehrling. Es ging ihm gut, nur sein Stolz war verletzt. Viele klopften ihm auf die Schulter und gingen dann schweigend nach Hause zu ihren Frauen.
    »Die Luft riecht nach Blut«, murmelten sie, als ihre Frauen sie fragten, warum sie so früh nach Hause kamen.
    Dann nickten sie und sagten ihnen, was für Geschichten vom anderen Ende des Dorfes, wo Valeria wohnte, herüberdrangen.
    »Er hat ihr den Arm gebrochen und sie ins Gesicht geschlagen«, sagten sie wieder. »Die ganze

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