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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Er bearbeitete sie so lange, bis der Flaschenhals abbrach. Die gezackten Glaskanten sahen scharf aus und die anderen Männer am Tresen verstummten.
    »Ist er zu Hause?«, fragte er im selben leisen, knurrenden Ton.
    Ibolya nickte.
    »Wenn du willst, kannst du zuschauen, wie er Prügel bezieht«, sagte er.
    Ibolya drehte sich sofort um, ohne zu zögern. Sie lächel te sogar. Ein richtiger Mann, dachte sie. Sie brauchte keine weiteren Erklärungen. Sie kam hinter dem Tresen hervor, ging auf den Schornsteinfeger zu, nahm seine Hand und lehnte sich an ihn.
    »Ich werde ihm wehtun«, flüsterte der Schornsteinfeger. »Wart’s ab.«
    »Gut«, sagte sie. »Tu ihm weh.«
    Sie gingen hinaus, wie zwei Furien in alten Zeiten, die sich verzehrten und gegenseitig noch tiefer hinabzogen. Sie gingen wieder den Hügel hinauf, zurück zur Töpferwerk statt . Als sie die Kneipe verließen, herrschte dort abgrundtiefes Schweigen.

XI
     
    D as Schweigen dauerte, bis die beiden außer Hörweite waren. Die Männer blickten sich der Reihe nach an, in der Hoffnung, dass einer das Wort ergriff. Dass in ihrem kleinen Dorf ein Mord stattfinden würde, schien sicher zu sein. Zumindest die Absicht stank nach Frechheit und Anmaßung. Der Gestank war überall ringsum. Sie fühlten sich schmutzig, wenn sie nur dort waren. Doch wer sollte ermordet werden? Valeria oder der Töpfer? Vielleicht beide? Das wusste niemand so genau. Nur die schlichte Tatsache, dass ein Mord geplant war, war glasklar, so klar wie der Boden ihrer Biergläser. Der Schornsteinfeger war schon an sich ein gefährlicher Mensch, doch jetzt, da Ibolya bei ihm war, konnte man unmöglich sagen, wozu die beiden imstande waren. Die Männer in der Kneipe scharrten mit den Füßen und waren sich unschlüssig, obwohl sie wussten, dass die beiden mit jedem stummen Augenblick näher zur Töpferwerkstatt kamen. Schließlich ergriff der rothaarige Ferenc das Wort. Er war der Nüchternste von allen. Er hatte vor langem beschlossen, Ibolya immer zu beschützen, auch vor sich selbst. Er deutete auf zwei Männer.
    »Ihr beide treibt den Bürgermeister und den Oberinspektor auf. Wir anderen stoppen Ibolya und den Blödmann.«
    Die beiden Männer nickten und machten sich auf den Weg. Alle anderen Männer in der Kneipe schlossen sichFerenc an und liefen Ibolya und dem Schornsteinfeger hinterher, die auf dem Weg zur Töpferwerkstatt waren.
    »Der arme Töpfer«, sagte einer der Männer, der plötz lich alles begriffen hatte.
    »Wieso?«, fragte ein anderer.
    »Bist du blind? Sie sind hinter dem Töpfer her. Ich fasse es nicht. Er hat nie jemandem was zuleide getan.«
    »Pah, was soll der ganze Quatsch eigentlich. Widerlich. Der ganze Verein widert mich an, vor allem Valeria. Sie ist doch schon so alt, viel älter als der Schornsteinfeger oder Ibolya.«
    »Sie ist älter als ich«, verkündete einer der Männer.
    Sie fingen an, sich zu streiten. Schließlich waren sie betrunken.
    »Ich dachte, Schornsteinfeger bringen Glück?«
    »Entsinnst du dich nicht an die Raupen? Er war hier, als sie heranwuchsen.«
    »Er hat meine Zuckerrüben vernichtet«, sagte Ferenc. »Wisst ihr noch, wie er zum ersten Mal in die Kneipe kam und sich nach meinen Feldern erkundigt hat? Ich wette, dass diese Pfeife auf meinem Land herumgelungert ist. Dieser Scheißkerl!«
    »Da kann der Schornsteinfeger nichts dafür.«
    »Ach nein? Meine Frau hat ihm auch noch zehntausend Forint gegeben und ihren Rock für ihn hochgehoben – direkt vor meiner Nase. Direkt vor meiner Nase hat sie gekeucht und sich wie eine Katze an ihm gerieben. Offen gestanden kann er sie haben. Nur das Geld hat mich geärgert. Dafür hab ich zwei Wochen gearbeitet. Als er wieder ging, hätt ich sie ohrfeigen können, das schwör ich. Damit sie sieht, wer der Herr im Haus ist. Und ist mein Leben anders geworden? Ist euer Leben anders geworden? Ich würde sagen, seitdem er hier ist, ist alles schlimmer geworden. Mein Arsch hat mir bis jetzt mehr Glück gebracht als dieser Zwerg.«
    »Also los, erledigen wir ihn!«
    Die Männer fingen an zu rennen, so schnell es ihr Rausch eben zuließ. Fünfzig Meter vor dem Haus des Töp fers holten sie Ibolya und den Schornsteinfeger ein.
    »Geht zurück in die Kneipe«, befahl Ibolya den Män nern , die sie und den Schornsteinfeger umringten. »Diese Sache geht euch nichts an.«
    »Wir können nicht zulassen, dass ihr dem Töpfer etwas antut«, sagte Ferenc zu ihr. »Brenn lieber mit mir durch, Ibolya.«
    »Verschwindet

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