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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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schien sich anzustrengen – da sah Valeron, dass sie angebunden war. Tiefe Erleichterung erfüllte ihn, und er lachte laut auf.
    Der Wächter konnte nicht näher heran, so sehr er auch an dem Silberstrick zerrte, der nicht dicker als Valerons kleiner Finger war. Mit weitgespreizten Füßen stellte Valeron sich ihm gegenüber und erwiderte seinen Blick mit gleicher Wildheit.
    »So, großer Wurm, du kannst also nicht näher heran, eh? Aber  du versperrst den Weg, und ich möchte weiter. Wie lange wachst du denn hier schon, du Vater aller Würmer? Nach deiner Gebeinsammlung schon sehr lange Zeit! Seit den Tagen der Alten wohl? Seit der Zeit vor dem Grimm Wisensas und der Erneuerung? Wie lange, Wächter? Wie wär’s, wenn du dich ein bisschen ausruhst und schläfst, während Valeron weiterzieht, hm?«
    Seine Stimme schien keine Wirkung auf die Schlange und ihre unbewegten Augen zu haben. Valeron fragte sich: Ist sie vielleicht taub? »Hier«, rief er, »nimm dieses Geschenk als Maut.« Er bückte sich, hob ein Schienbein und einen anderen Knochen auf und warf sie nacheinander. Jedem wich das Reptil, selbst aus dieser Nähe, ohne Anstrengung aus. Seine Bewegungen waren wie Silberblitze.
    Taub mochte es sein, blind war es nicht. Seine Flinkheit beeindruckte den Branarier.
    »Nicht blind – und pfeilschnell.« Seine Stimme war ihm Beruhigung in diesem gespenstischen Reich des Furchterregenden unter den Füßen der Menschen. »Hmmm …«
    Valeron car Nadh lehnte sich gegen die leuchtende Wand, um die Schlange und den Tunnel hinter ihr zu studieren. Sie war hier festgebunden, damit sie nicht herumstreunen und vielleicht in die Burg oben kriechen konnte – oder was immer sich dort oben befunden hatte, als man dieses Reptil hier anband. Es wich den Geschossen wie ein harmloser Feigling aus – aber da waren die Gebeine! Jetzt bemerkte er, dass keine hinter dem Wächter lagen.
    Also war niemand an ihm vorbeigekommen!
    Valeron überlegte. Die anderen waren waffenlos durch die Falltür gestoßen worden. Keiner hatte der alten Silberschuppe mit einer Waffe gegenübergestanden – es lagen keine herum, ja nicht einmal das geringste Stück Metall – von dem Trinitit abgesehen – war zu sehen. Nur Knochen schmückten diese Behausung des Bösen und des Todes.
    Valeron hatte seinen Entschluss gefasst. Er schritt weiter.
    Der gewaltige Schlangenschädel verschwamm in der Schnelligkeit seiner Bewegungen fast vor Valerons Augen. Der Branarier sprang schneller rückwärts als je zuvor in seinem Leben.
     
    Scharfe Zähne schnappten dicht vor seinem Kopf mit einem grässlichen Klacken zusammen. In diesem Moment, der ihm fast den Tod gebracht hätte, schwang Valerons Arm während des Zurückspringens hoch und vor. Die glänzende Klinge traf klirrend den Reptilschädel und glitt – glitt, ohne die Schuppen zu durchdringen – den flachen Kopf hinunter und in ein drohendes Auge.
    Der Schädel peitschte lautlos zurück. Valeron fiel gegen die Wand und starrte. Sein Arm zuckte und prickelte.
    Kein Blut war zu sehen, keine Wunde, und doch war ein Auge verschwunden! Und kein Laut war von dem Ungeheuer gekommen, weder ein Schmerzensschrei noch ein wütendes Heulen. Valeron versuchte sich genau zu erinnern, was geschehen war, doch das war in seiner Benommenheit nicht einfach. Und es war auch so schnell gegangen! Hatte er nicht etwas wie das Klingeln einer kleinen Glocke gehört? Und hatte er wirklich einen bläulichen Blitz gesehen? Und hatte er einen Schock in seinem Arm gespürt, als hätte er sich heftig den Ellbogen angeschlagen? Und dieser merkwürdige Geruch …
    Die silberschuppige Höllenschlange öffnete den Rachen zu einem Zischen und starrte ihn mit ihrem einen Auge an. Wo sich das andere befunden hatte, war nur ein dunkles Loch. Valerons Blick suchte den Boden nach Blut und Augapfel ab – da! Etwas glitzerte. Mit dem Schwert in der Hand und den Blick auf die Schlange gerichtet, duckte er sich und tastete den Boden nach dem kleinen blitzenden Ding ab. Mit Daumen und Zeigefinger hob er es auf – und schnellte zurück.
    Der flache Schlangenschädel von der Breite eines Manneskörpers zischte dicht an seinen Augen vorbei, und wieder schnappte der schreckliche Rachen klackend zu. Valeron war mit seinem Hintern auf dem Boden gelandet und blieb außer Reichweite des Schlangenschädels sitzen. Er begann zu lachen – um seinen Mut zu stärken und das Reptil zu beunruhigen. Es dehnte wiegend den Hals, zerrte an seinem Silberstrick und

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