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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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gedrückt, bemühte er sich, den Kopf so weit es ging zu heben.
    Er lag unter dem reglosen Wächter.
    Aber wenn er eine Maschine der Alten ist, überlegte er, wie konnte er dann sterben? Ein schrecklicher Gedanke folgte: Können die Schiffe sterben?
    War es möglich, dass er durch das Zerschmettern der »Augen« dieser Metallschlange das künstliche Leben genommen hatte? Das musste wohl so sein. Wenn – wenn man nun die Sichtscheiben der großen Raumfähren zerstörte, würden die Schiffe dann nicht mehr einsatzfähig sein? Das wäre, nach seiner Meinung, ein größeres Verbrechen als die Ermordung eines Kaisers. Sein Gehirn registrierte erschrocken diese Information.
    Sich windend konnte er mit viel Mühe den Arm unter dem Metallreptil hervorziehen. Er bog und streckte ihn, um die Blutzirkulation wieder anzuregen, dann drückte er beide Hände gegen den reglosen Wächter. Er presste und schob, bis ihm die Schläfenadern hervorquollen. Langsam gelang es ihm, sich darunter hinauszuzwängen, doch nicht ohne dass die Metallschuppen ihm Wams und Haut aufrissen. Als er von der Last frei war, blieb er noch eine Weile keuchend liegen, bis sein Atem wieder normal ging.
    Stöhnend stand er auf und blickte hinunter auf den Wächter. Maschine oder nicht, er empfand eine Art Mitleid, Bedauern.
     
    Eine schier unendlich lange Zeit hatte das künstliche Reptil hier festgebunden gehaust und etwas gehütet, das die Alten geschützt haben wollten. Und nun lag es tot zwischen den Gerippen, die bewiesen, wie erfolgreich es seine Pflicht getan hatte.
    Ein Geschöpf der Alten! Was diese Menschen nicht alles vermocht hatten!
    Während er sich ausruhte, um seine Kräfte zurückzugewinnen und die völlige Beherrschung seines Körpers, dachte Valeron über die Leistungen der Alten nach. Niemand seiner Zeit verstand, wie die Schiffe funktionierten, die die sieben Welten miteinander verbanden. Sie wussten nur, dass die Alten sie vor vielen Jahrhunderten erbaut hatten. Das weiche Licht der Kugellampen erlosch nie, brannte immer gleich hell, und niemand konnte auch nur ahnen, wie lange es her war, seit der Zauber der Alten in ihrer Verbindung mit Wisensa sie zum Glühen gebracht hatte, ehe dessen Grimm seine Verbündeten vernichtete. Sechs der sieben Welten, hatte Saldon gesagt, waren künstlich oder zumindest nicht von der Natur in eine Umlaufbahn in diesem Fleckchen des Alls gebracht worden. Vor vielen Jahrhunderten, hatten Schiffe, die viel größer waren als die Raumfähren, sie durch den Weltraum hierhergeschleppt. Die Planeten waren dann in einen Orbit um eine Sonne namens Carmen, gefolgt von vielen bedeutungslosen Zahlen und Buchstaben der Alten Art, bewegt worden. Das Ganze hieß Carmen-System. Jede seiner Welten hatte den gleichen Abstand von ihrem nächsten Nachbarn und der Sonne. Die Entfernung wurde in Reisezeit an Bord der Fähren gemessen, die durch ihre automatischen Kontrollen an die Welten dieses Systems gebunden waren. Niemand kannte die Entfernung zur Sonne, und niemand wollte sie wirklich wissen.
    Das Symbol des Reiches waren sechs große Perlen, die untereinander mit Ketten verbunden waren, und von jeder dieser Perlen führte eine weitere Kette speichengleich zur Nabenperle Carmeis. So sah es also aus. Und Carmeis zog seine Bahn um die Sonne (auch wenn es so schien, als wäre es gerade umgekehrt der Fall). Die anderen Welten drehten sich um Carmeis. Saldon  zweifelte nicht daran, dass es unzählige weitere Welten gab. Er sagte, jedes glitzernde Licht am Nachthimmel sei eine Sonne.
    Die Armaturentafeln der Raumfähre wiesen nur sieben Knöpfe für sieben Bestimmungsorte auf. Mit diesen Schiffen konnte man das System also nicht verlassen. Und an den Kontrollen herumzupfuschen würde kaum etwas einbringen, ja sie höchstens zerstören – außer einem Saldon der Zukunft kam Wisensas Erleuchtung, wie sie funktionierten.
    Und auch diese Kreatur hatten die Alten erschaffen! Grenzenlos war ihr Wissen gewesen, dachte Valeron ehrfürchtig, während er den toten Wächter betrachtete. Aber das war auch der Grund gewesen, dass Wisensa sie und ihre Zivilisation in seinem gerechten Zorn vernichtete.
    Mit dem Gleichmut des Barbaren zuckte Valeron die Achseln und kümmerte sich wieder um Wichtigeres. Er hob sein Schwert auf und stapfte an dem Reptil vorbei in den Tunnel mit Decke und Wänden aus Trinitit. Gewiss war das hier ursprünglich eine natürliche Höhle gewesen, die das Genie der Alten geweitet und mit unvorstellbarer Methode

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