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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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Carmeianer?«
    Jheru erhob sich und verließ den Kontrollraum.
    »Endlich Ruhe!« sagte Saldon erleichtert.
    »Ihr seid sehr streng zu ihr, Älterer.«
    »Ich bin ein Lehrer, und sie hat viel zu lernen. Anfangs war sie auch noch stolz auf ihre Unwissenheit. Dann begann sie die Ohren zu spitzen und zu lernen. Sie ist intelligent und hat Charakter. Es wäre besser für uns, wir hätten sie nicht an Bord.«
    Valeron blickte ihn an: »Wieso?«
    »Sie zieht Euch an. Sie ist, allein schon von ihrem Äußeren her, die Art von Frau, die Ihr bevorzugt. Ja, sie zieht Euch an und lenkt Euch ab. Verzeiht, wenn ich frage, Lord König, habt Ihr mit ihr geschlafen?«

 
     
     

»Saldon! Nein, das habe ich nicht.«
    Um so schlimmer, dachte der Ältere. Kein Wunder, dass eine solche Spannung zwischen den zweien herrscht. Beide wollen es. Laut sagte er: »Ich habe noch eine Frage, Lord König, und auch ihretwegen bitte ich um Entschuldigung.«
    »Stellt sie.«
    »Und mit ihrer Herrin?«
    »Und mit ihrer Herrin – was?«
    Saldon hatte seine Antwort. Der junge Kriegslord wirkte viel zu gleichmütig und fast ein wenig von oben herab, wie noch nie zuvor. Der Ältere wusste, dass Valeron gern üppige, leidenschaftliche Frauen im Bett hatte, Frauen, auf die seine Bezeichnung ›Felskatze‹ zutraf.
    »Ihr habt mir auch ohne Worte geantwortet«, sagte Saldon. »Ist die Kaiserin der Sieben Welten eine – Felskatze?«
    Valeron vermied es ihn anzusehen. »Geht Ihr nicht ein wenig zu weit, Älterer?«
    »Verzeiht, Lord König.«
    »Gut, es sei Euch ohne Einschränkung verziehen, doch darf dieses Thema nicht mehr zur Sprache gebracht werden.«
    Die beiden Männer hingen schweigend ihren Gedanken nach. Der ältere musterte verstohlen den jüngeren Mann, der die Schultern gestrafft hatte und dessen Gesicht angespannt war.
    Da war ein Rasseln zu hören. Jheru kehrte zurück, und die beiden Männer starrten sie an.
    Keiner fragte, woher sie die hohen Lederstiefel, das Wams und das lose Kettenhemd hatte, das sie vom Hals bis über die Hüften bedeckte. Ihre stolze Haltung litt ein wenig beim Niedersetzen, denn sie hatte das Gewicht des etwas längeren Rückens der Kettenrüstung nicht in Betracht gezogen. Es zog sie nach hinten, und sie wäre vom Stuhl gefallen, hätte er keine Lehne gehabt. Nur mühsam gelang es Jheru, ihre Haltung zu bewahren.
    »Meine Antwort«, sagte sie, und die beiden Männer blinzelten. Keiner lächelte. Valeron, allerdings, beugte sich tief über sein Schwert, das längst schon völlig sauber und glänzend war.
     
    »Ich war sieben – so zumindest erzählte man es mir, als ich von Ghulan nach Carmeis gebracht wurde. Aber ich glaube nicht, dass ich von Ghulan bin. Ich hörte, dass ich auch dorthin erst gebracht wurde. Doch von woher ich wirklich stamme, weiß ich nicht, genauso wenig weiß ich etwas über meine Eltern. Die Polizei ergriff mich bei einem Straßenkampf. Da weder ich noch jemand für mich die Strafe bezahlen konnte, wurde ich mit Leidensgenossen in die Fähre nach Carmeis gesteckt und dort auf dem Sklavenmarkt versteigert. Ein Händler erstand mich und verkaufte mich weiter an einen Beauftragten des Kaisers – auf die Bitte der Prinzessin hin.«
    »Ihre Hoheit wollte dich für sich haben?«
    »Ja, Lord König. Seither bin ich ihre Dienerin.«
    Valeron blickte sie nachdenklich an. »Du könntest also sogar von Branarius sein.«
    »Das bezweifle ich!«
    Ihr abfälliger Ton brachte ihr einen scharfen Blick Saldons ein. Sie erwiderte ihn mit funkelnden Augen, knurrte tief in der Kehle und knirschte wie ein Hund mit den Zähnen. Dann lachte sie laut, als der Ältere schockiert wirkte. Er hob abweisend die Brauen und wandte sich wieder dem Kontrollpult zu. Doch kaum bemerkte er, dass sie nicht mehr auf ihn achtete, kehrte sein Blick nachdenklich zu ihr zurück. Es mochte natürlich Zufall sein, aber ihr Knurren war ihm nicht fremd – er kannte es von den Muhmathunden, die es nur auf Branarius gab.
    Als ihr Schweigen zu unerträglich wurde, sagte sie: »Mein Lord? Lord König?«
    »›Das bezweifle ich!‹« ahmte Valeron ihren Tonfall nach. »Ich muss es mir noch einmal überlegen, ob ich dich nicht doch auf Sungoli-Art aufhängen lassen soll: mit einer Darmsaite um jeden Finger und Daumen, hoch ausgestreckt und so, dass die Zehenspitzen gerade noch den Boden berühren. Es gibt Menschen, die das Fingerhängen überlebt haben – allerdings, mit ihren Händen konnten sie danach nicht mehr viel anstellen. Ich sah

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