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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sie die Stelle. Eine etwa ein 1,50 Meter große Öffnung in Bodennähe, kaum mehr als ein zu groß geratenes Kaninchenloch. Das Eis an seinen Rändern schimmerte dunkel und blau.
    »Und da sollen wir durch?« Hiroki blickte skeptisch.
    Hannah gab ihm recht. Es sah wirklich verdammt eng aus. Sie hasste Enge; es gab ihr das Gefühl, lebendig begraben zu sein.
    »Na schön«, sagte John. »Es hat keinen Sinn, dass wir alle da hineinkriechen und stecken bleiben. Ich schlage deshalb vor, dass Ilka und ich vorauskriechen und herausfinden, wie es dahinter aussieht. Ihr könnt euch ausruhen und eine Kleinigkeit essen. Roberto, wenn du kurz prüfen würdest, ob die Luft rein ist?«
    Der Mikrobiologe zog ein etwa handtellergroßes Gerät aus seiner Tasche und nahm eine Luftprobe. Nachdem er an verschiedenen Stellen im Gang Proben entnommen hatte, kam er zu ihnen zurück und nickte zufrieden. »Keine Gefahr, die Luft ist nicht kontaminiert.«
    »Bist du sicher?«, fragte Hiroki. »Ich dachte, hier wären überall Keime.«
    »Viren sind bei niedrigen Temperaturen inaktiv«, sagte Roberto. »Wenn es hier welche gäbe, würde unsere Anwesenheit nicht ausreichen, um sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Was Hannas Leuten passiert ist, hatte etwas mit den Lampen und Wärmestrahlern zu tun. Ich empfehle trotzdem, dass wir die Helme nur für kurze Zeit absetzen.«
    »Dann wünsche ich guten Appetit«, sagte John. »Wir sehen zu, dass wir bald wieder bei euch sind. Hebt uns etwas auf.« Er zwinkerte Hannah zu, dann bückte er sich und krabbelte hinter Ilka durch das eisige Loch.
    Hannah schaute ihnen eine Weile hinterher, setzte sich neben die anderen und fing an zu essen. Ihre Nahrungsmittel befanden sich in sterilen Einzelpackungen, die mit Aufreißlaschen versehen waren. Die Prozedur erwies sich als recht schwierig, da sie mit ihren Handschuhen kein richtiges Fingerspitzengefühl entwickeln konnten. Erst als Roberto eine Bandagenschere aus dem Erste-Hilfe-Koffer hervorzauberte, gelang es ihnen, die Beutel zu öffnen. Doch auch danach wollte sich kein richtiger Genuss einstellen. Also aß sie schweigend und wartete.
     
    Es waren gerade mal zehn Minuten verstrichen, als aus der Öffnung ein Licht schimmerte. Hannah tippte an ihr Funkgerät. »John, Ilka, seid ihr das? Könnt ihr mich hören?«
    Ein Knirschen und Knacken ertönte. Dann: »
… gleich wieder … euch. Wir … einen Durchgang ge… Sind auf … gestoßen

    Die Verbindung brach ab. Der Nachteil dieser abhörsicheren Funkverbindung war die ziemlich begrenzte Reichweite. Ein paar Schichten Eis oder Fels, und man bekam nichts als statisches Rauschen auf die Ohren.
    Die Lichter zuckten heller und brachten das Eis von innen heraus zum Leuchten. In diesem Moment erschien Johns Kopf in der Öffnung. Hannah rappelte sich hoch und half ihm auf die Beine. Ilka folgte ihm, und Hannah reichte auch ihr eine Hand. Eifersucht hin oder her, sie war immer noch ein Teammitglied.
    »Wir haben den Durchgang gefunden«, sagte John. »Er ist zu Beginn tatsächlich sehr schmal, wird danach aber breiter. Etwa nach einem halben Kilometer mündet er wieder in den Hauptarm und führt von dort aus weiter.«
    »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Hiroki. »Aber sagtest du nicht auch, dass ihr auf etwas gestoßen wärt?«
    »Das sind wir. Aber das solltet ihr euch besser selbst ansehen. Eine kurze Pause, dann geht’s los. Ist noch was von der köstlichen Wellpappe da?«
     
    Kurz darauf waren alle abmarschbereit und verschwanden, einer nach dem anderen, in der Öffnung. Da sie ihr Gepäck nicht auf dem Rücken tragen konnten, hatte John ein System ersonnen, mit dem sie die Rucksäcke an Seilen durch den Engpass im Eis befördern konnten. Er selbst blieb als Letzter zurück, um gegebenenfalls einzugreifen, falls sich eines der Gepäckstücke versehentlich verhakte. Hannah kroch hinter Hiroki durch den niedrigen Stollen und konzentrierte sich dabei auf den Anblick seiner Stiefel. Selbst das jahrelange autosuggestive Training konnte nicht verhindern, dass ihr der Schweiß ausbrach. Warum nur hatte sie sich diesen Job ausgesucht, wenn sie unter Klaustrophobie litt? Hätte sie nicht einen normalen Beruf ergreifen können, so wie alle anderen? Sie kam aus einer Lehrerfamilie, und ihre Eltern hätte nichts mehr gefreut, als wenn sie ebenfalls diese Richtung eingeschlagen hätte. Aber sie war immer schon ein Querkopf gewesen, und Querköpfe mussten eben manchmal den Preis für ihre Sturheit

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