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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Konversation machen? Willst du es nicht endlich hinter dich bringen? Diese ganze Fragerei, dein blöder Beutel, diese Einschüchterungen – das ist doch alles Scheiße. Du willst wissen, wo die anderen sind, und ich werde es dir nicht verraten, so einfach ist das. Von mir aus können wir uns den Blowjob sparen und gleich zum Kern der Sache kommen. Also fang schon an.«
    Viktor war einen Moment lang verblüfft, fing sich aber schnell wieder. Der Mann steckte voller Überraschungen. Es gab zwei Arten von zu Verhörenden: die Bettler und die Bockigen. Bei den Bettlern hatte man meist leichtes Spiel, sie fingen schon ab der ersten Frage an zu flennen. Spätestens wenn man ihnen die Instrumente zeigte, kippten sie um und erzählten einem alles, was man wollte. Die Bockigen wollten es zuerst auf ein Machtspiel ankommen lassen und ihre Grenzen austesten. Diese waren bei jedem unterschiedlich. Bei manchen reichten einfacher Schlafentzug und leichtere Schmerzen, andere ließen es schon mal auf den Verlust eines einzelnen Körperteils ankommen. Die persönlich gesteckte Grenze konnte mitunter durchaus respekteinflößend sein. Doch am Schluss erfuhr Viktor immer, was er wollte.
    Arkadij hätte er eher den Bettlern zugeordnet, immerhin war er verwundet und ein Trunkenbold. Auch besaß er eigentlich keinen echten Grund, Informationen zurückzuhalten, außer vielleicht einen übertriebenen Hang zu Loyalität. So, wie ein Hund loyal war, dem man etwas zu fressen hinwarf und den man ab und zu kraulte. Es musste da irgendetwas in Arkadijs Vergangenheit geben, das ihn härter machte, als es zunächst den Anschein hatte. Vielleicht hatte es etwas mit dem Verlust seiner Frau zu tun und den Umständen, wie sie ums Leben gekommen war. Trug der Mann vielleicht eine Mitschuld, hatte er sie vielleicht sogar vorsätzlich umgebracht? Man las ja immer wieder von Selbstmördern, die einen anderen mit in den Tod rissen, dann aber durch eine Kette von Zufällen selbst überlebten. Die Narben an seinem Oberkörper konnten ein Indiz sein. Sie stammten nicht von einer Operation oder einem Bärenangriff, dies waren typische Unfallverletzungen. Aber letztlich war es egal. Wichtig war nur, dass Viktor seine Strategie bei der Befragung ändern musste.
    »Kein Vorspiel also? Das stimmt mich ein wenig traurig. Ich stehe auf Vorspiel. Rein, raus ist doch langweilig.« Er wandte sich dem Tisch zu und öffnete seine Tasche. Beim Anblick der silbernen Instrumente hörte er, wie der Assistenzarzt scharf einatmete.
    »Wenn wir etwas mehr Zeit hätten, würde ich dir von einer jungen Dame erzählen, die ich kürzlich kennengelernt habe«, fuhr er fort. »Sie hat mein Herz mit einem Schlag erobert. Ukrainerin, wenn du weißt, was ich meine. Keine sechzehn Jahre alt. Unfassbar, was diese jungen Dinger heute so draufhaben.« Er griff nach der Knochensäge und hielt sie gegen das Licht. »Am liebsten würde ich dir ja eine Nacht mit ihr spendieren, damit du begreifst, was ein richtiges Vorspiel bedeutet, aber leider fehlt uns die Zeit dazu. Vielleicht später mal, wenn das alles hier vorbei ist.« Mit diesen Worten drehte er sich zu Arkadij um, rückte ein wenig näher und setzte sein charmantestes Lächeln auf.
    »Wie sieht’s aus? Wollen wir anfangen?«
    *
    »Was war das?«, fragte Hiroki. »Klang nicht besonders gesund, wenn ihr mich fragt.«
    Ilka verengte ihre Augen. »War das ein Mensch?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Roberto. »Aber ich gebe Hiroki recht. Selbst wenn es ein Tier war, sollte es sich bald in Behandlung begeben. Das klang nach einer Pneumonie im Endstadi…«
    »Wir sollten weg hier«, fuhr Hannah dazwischen. Sie war auf einmal von einem unerklärlichen Grauen befallen worden. Ein Grauen, das so präsent und so fassbar war, als stünde es in diesem Augenblick hinter ihr und würde seine kalte Hand auf ihre Schulter legen. Sie erinnerte sich an die Geschichte von den dahingeschlachteten Bären und an die Fußabdrücke und Schleifspuren, auf die sie in den Stollen gestoßen waren. Hatte sie den Geschichten genügend Bedeutung beigemessen? War sie zu voreilig gewesen, als sie Arkadijs Erzählung als Jägerlatein und Seemannsgarn abgetan hatte?
    John holte sie zurück in die Gegenwart.
    »Ich stimme Hannah zu«, sagte er. »Lasst uns hier verschwinden. Wir können es nicht riskieren, Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Schnappt euch eure Sachen, und dann nichts wie weg. Ich bekomme eine Gänsehaut bei diesem Geräusch.«
    Gemeinsam betraten sie den

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