Valhalla: Thriller (German Edition)
ist, werde ich dir vielleicht erzählen, was wir gefunden haben, aber so lange wirst du dich gedulden, verstanden?« Er warf Viktor einen Blick zu, der ihn zu sofortigem Schweigen verdammte. Die abgrundtiefe Kälte, die er vorhin schon verspürt hatte, da war sie wieder. Viktor zweifelte keine Sekunde daran, dass Fradkov ihn über die Klinge springen lassen würde, wenn er das Gefühl hatte, er würde zu neugierig.
»Was immer wir da gefunden haben, es ist jetzt tot. Deine Männer haben es zur Strecke gebracht, das muss dir genügen. Auch wenn wir einen hohen Blutzoll gezahlt haben, so geschieht das mit dem Wissen, dass wir einen Teilerfolg errungen haben. Wir werden keine Angriffe mehr zu befürchten haben, und das ist etwas, worauf wir stolz sein können. Ich habe den Körper bergen und für spätere Untersuchungen in unser Depot bringen lassen. Unsere Aufgabe muss jetzt lauten, die Flüchtigen zu ergreifen und zu verhindern, dass sie irgendwelches Unheil anrichten. Sie dürfen auf keinen Fall erneut entwischen, hast du mich verstanden? Wir brauchen diese Frau, wir brauchen Hannah Peters. Sie ist entscheidend für den wissenschaftlichen Durchbruch. Uns fehlen nur noch ein paar kleine Mosaiksteinchen in unserer Versuchskette, dann sind die Forschungen abgeschlossen. Ich werde die Sache persönlich in die Hand nehmen, und ich will, dass du mir dabei assistierst. Wenn wir das erfolgreich über die Bühne bringen, bin ich bereit zu vergessen, was bisher geschehen ist.«
Viktor nickte ergeben. Sein Hals war plötzlich sehr trocken. »Jawohl, Genosse Generaloberst.«
*
John ging noch ein paar Meter, dann hielt er an. Er konnte nicht anders. Trotz fehlender Beweise war er sich seiner Sache so sicher wie noch nie zuvor. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es war, als starrte man auf ein Bild mit falscher Perspektive. Man spürte instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war, obwohl man keinen rationalen Grund dafür angeben konnte.
Es war einfach undenkbar, dass eine militärisch geführte Basis so schlecht organisiert war. Nicht nach dem kurz zuvor stattgefundenen Angriff. John war dabei gewesen; er hatte gesehen, was dieses Ding anrichten konnte. Jeder verantwortliche Befehlshaber musste damit rechnen, dass etwas Ähnliches wieder geschehen konnte. Doch statt rund um die Uhr Wachen aufzustellen und die Leute bis an die Zähne zu bewaffnen, lag die Station wie im Koma. Zumindest, wenn man den Daten Glauben schenkte, die Gravos ihnen lieferte.
»Mach noch mal einen Systemcheck«, sagte er zu Hiroki. »Ich will wissen, ob die Situation unverändert ist.«
»Was denn, schon wieder? Ich habe doch eben erst …«
»Bitte. Tu’s für mich.«
Hiroki stieß ein Seufzen aus. »Wenn es unbedingt sein muss.« Er kauerte sich hin, klappte sein Notebook auf und führte ein Informations-Update durch. Das Ganze dauerte keine dreißig Sekunden. Wortlos zeigte er John das Ergebnis.
»Unverändert«, murmelte John. »Nicht einer der Leute hat seine Position verändert. Das gibt’s doch nicht …«
»Das Gerät lügt nicht«, sagte Hiroki. »Es ist Schlafenszeit, die liegen alle in ihren Kojen.«
»Das täte ich jetzt auch gerne«, sagte Ilka. »Oder einen starken Kaffee, eines von beiden.«
»Oh, ja, ich auch«, sagte Hiroki. »Ich …«
»Möglich, dass das Gerät nicht lügt, aber vielleicht ist es mit falschen Daten gefüttert worden. Vielleicht will jemand, dass wir
glauben
, es wäre alles ruhig.«
»Wie meinst du das?«
»So, wie ich es sage. Ein trojanisches Pferd.«
»Was hast du vor?«
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden …«
Ohne Vorwarnung ließ er Ilka und Hiroki stehen und eilte den Gang entlang. Er konnte sich die entsetzten Gesichter seiner Freunde vorstellen, aber jetzt war nicht die Zeit für Rücksichtnahme. Laut Plan sollte sich hinter der übernächsten Kreuzung ein Schlafraum befinden, aus dem er eben noch einige Signale empfangen hatte. Wenn es stimmte, was Gravos ihnen da anzeigte, mussten sich dort mindestens vier Männer aufhalten. Gewiss, es war riskant, aber es war der einzige Weg, um Gewissheit zu erlangen.
Er rannte noch einige Meter, hielt vor der nächsten Abzweigung an und trat vorsichtig an die betreffende Tür. Das Schild in deutscher Sprache war notdürftig mit einem kleineren, russischen Schild überklebt worden. Спальня, stand da. Er lauschte. Nichts zu hören. Vorsichtig drückte er die Klinke runter.
*
Hannah blickte ein letztes Mal auf die Uhr, dann atmete sie
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