Valhalla: Thriller (German Edition)
näher an das Mikrofon gehen«, sagte Fradkov. »Drüben, neben dem Schaltpult.«
»Ich sagte, dass Sie ein skrupelloses Arschloch sind, Generaloberst Fradkov. Hat es Ihnen nicht gereicht, was Ihren Leuten in der Krypta widerfahren ist?«
Viktor verkniff sich ein Grinsen. Die Kleine war nicht auf den Mund gefallen.
»Solche Sachen passieren eben«, sagte Fradkov. »Jedes große Projekt hat seine Startschwierigkeiten. Das sollte uns aber nicht abhalten, weiter daran zu forschen. Ich bin sicher, unsere Genexperten werden die Probleme in kurzer Zeit ausmerzen. Die ersten Ergebnisse sind bereits sehr vielversprechend, und wir erwarten schon bald den großen Durchbruch. Mit Ihrer Hilfe werden wir den Code knacken, und wenn das Wetter erst besser wird, werden wir …«
»Gar nichts werden Sie.« Roberto Perez war an die Kamera getreten, sein Gesicht verzerrt vor Wut. »Sie halten die gefährlichste biologische Waffe in Händen, die es auf der Erde gibt. Es ist ein Geist in der Flasche. Wenn sie erst einmal geöffnet ist, gibt es kein Zurück. Die Nazis sind daran gescheitert, und Ihnen wird das auch passieren. Ein solcher Erreger lässt sich nicht kontrollieren, schon gar nicht, wenn man versucht, daraus Profit zu schlagen. Doch im Gegensatz zu Ihnen waren die Nazis immerhin klug genug, das Virus in seinem Gefängnis aus Eis und Schnee zu belassen. Haben Sie eine Ahnung, was passiert, wenn Sie das Zeug von hier fortbringen? Eine Pandemie unvorstellbaren Ausmaßes wäre die Folge. Eine Seuche, im Vergleich zu der die Pest im Mittelalter nur ein Schnupfen war.«
»Ersparen Sie mir Ihre Belehrungen, Dr. Perez«, zischte Fradkov wütend. »Sie wollen das Virus doch nur für eigene Zwecke verwenden. Klebt Ihrem Staat durch die Ausrottung der indigenen Völker Amazoniens nicht schon genug Blut an den Händen? Und was Sie betrifft, Frau Dr. Peters, über die segensreichen Folgen deutscher Außenpolitik müssen wir beide uns wohl nicht unterhalten. Von Ihrem Land wird nie wieder eine Bedrohung ausgehen, das kann ich Ihnen versprechen. Meine Leute sind gerade auf dem Weg zu Ihnen, sie werden für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Sie haben die Wahl: Entweder Sie kommen freiwillig aus dem Labor, oder … nun, niemand ist unentbehrlich, nicht wahr?«
Viktor wartete gebannt auf die Reaktion der beiden Wissenschaftler, als es plötzlich in der Leitung knackte. Er drehte sich zur Seite. »Ja, was gibt es?«
»Hier Strepkow, Herr Major. Wir haben John Evans, den Japaner und diese blonde Frau. Was sollen wir mit ihnen machen?«
Viktors suchender Blick wanderte über die Monitore. Dann sah er, was er sehen wollte. Evans stand da wie ein begossener Pudel, die anderen beiden sahen nicht viel glücklicher aus. Anscheinend leisteten sie keinen Widerstand. Der Anblick erfüllte ihn mit Freude.
Er gab Fradkov einen Hinweis, doch der hatte es schon gesehen. Mit nach oben gereckten Daumen wandte er sich wieder an die Archäologin.
»Gute Nachrichten, Frau Dr. Peters. Wir haben soeben Meldung erhalten, dass Ihr Lebensgefährte und seine beiden Begleiter in Gewahrsam genommen worden sind. Damit ist Ihr Team jetzt komplett. Ich schlage vor, Sie ergeben sich und ersparen uns die Unannehmlichkeiten. Wie lautet Ihre Antwort?«
Hannah Peters stand einen Moment lang unschlüssig im Raum, dann eilte sie zur Sicherheitstür und legte den Riegel vor. Sie hatte die Tür zum Labor verriegelt!
52
J ohn starrte zu Boden. Alles war schiefgegangen, einfach alles. Er hätte auf sein Gefühl hören und den Einsatz abblasen sollen, als noch Zeit dafür war. Jetzt war es zu spät. Mutlos starrte er auf seine leeren Hände. Den Anzug hatten sie ihnen zwar gelassen, alles andere aber abgenommen. Waffen, Kommunikationsgeräte, Hirokis Laptop. Er konnte nicht mal mehr Hannah eine Warnung zukommen lassen, aber vermutlich saß sie gerade in der gleichen Klemme wie er. Pech, wenn man sich zu sehr auf die Technik und nicht auf seinen Instinkt verließ. Hiroki schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen. John hatte den Japaner noch nie so unglücklich gesehen, nicht mal nachdem er vom Tod seines Freundes erfahren hatte.
Der Chef des Einsatzkommandos, ein großgewachsener Kerl in schwarzer Kevlar-Montur, blickte finster zu ihm herüber. In der einen Hand hielt er eine Automatik auf ihn gerichtet, während er mit der anderen sein Funkgerät bediente. John überschlug im Geiste seine Chancen, den Kerl zu entwaffnen, verwarf die Idee aber gleich wieder.
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