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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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klar: Frisch gespülte Gläser besaßen einen penetranten Eigengeruch, der die filigranen Aromen eines alten Whiskys überlagern konnte. Aber welcher Barmann wusste das schon?
    »Et voilá«, sagte Hakan und stellte das Glas vor ihm ab. Wie es sich gehörte, servierte er den Whisky ohne Eis.
    »Möchten Sie dazu noch etwas essen? Ein paar Salzstangen vielleicht, oder Erdnüsse?«
    »Ich hätte tatsächlich noch etwas Appetit. Aber nicht so etwas Fettes. Ein kleines Sandwich vielleicht. Mit Schinken und Käse.«
    »Gerne. Ich lasse es Ihnen an dem Tisch vorne servieren.« Wusch, weg war er.
    Gutes Personal ist Gold wert, dachte Siebert, seine Nase tief ins Glas haltend. Die Hotelbar stand und fiel mit dem Mann oder der Frau hinter der Theke. Oh, ja, Hakan kannte ihn gut. Das hier war genau seine Baustelle. Genießerisch schloss er die Augen.
    »Barch, hä?«
    Siebert drehte den Kopf. »Wie bitte?«
    Von ihm aus gesehen schräg gegenüber, auf der anderen Seite der Bar, saß ein Mann mit einem Wodkaglas vor sich auf dem Tresen. Unscheinbarer Anzug, sauber gescheiteltes Haar, getönte Brille, Bart. Typ: Außendienstler. Siebert fand, dass er ziemlich große Hände hatte.
    »Ich sagte
Barch
. Bundesarchiv. Interessieren Sie sich für Militärgeschichte?«
    »Kann sein …«
    »Bitte verzeihen Sie, aber ich konnte eben hören, wie Sie das Wort verwendeten. Sind Sie von der Bundeswehr?«
    »Nein, Historiker. Aus Potsdam.«
    »Potsdam? Da sind Sie aber weit weg von zu Hause. Was forschen Sie denn?«
    Siebert überlegte fieberhaft, wie er den Kerl loswerden könnte. Er hatte keine Lust, über seinen Job zu reden, schon gar nicht mit einem Fremden. Nicht nachdem, was er heute erfahren hatte. Zum Glück kam Hakan in diesem Moment wieder. »Ist alles geregelt, Herr Siebert. Sandwich kommt gleich.«
    »Prima. Übrigens: ausgezeichnet, Ihr Whisky.«
    »Sie haben ihn doch noch gar nicht probiert«, schaltete sich der Typ von gegenüber wieder ein. »Nastorowje.«
    Er leerte seinen Wodka in einem Zug und gab Hakan Zeichen, er möge nachschenken.
    »Zum Wohl«, murmelte Siebert und nippte an seinem Glas.
    Der Whisky war wie erwartet fabelhaft. Ganz im Gegensatz zu der Gesellschaft. Um einem weiteren unangenehmen Gespräch zu entfliehen, nahm Siebert sein Glas und setzte sich schon mal an den Tisch. Das Portemonnaie drückte ihn, und er legte es neben sich. Der Zipfel eines Kärtchens schaute heraus. Als er daran zog, kam ein Visitenkärtchen mit der Anschrift des Bundesarchivs hervor. Darüber der Name:
    Marlies Schneider
. Darunter handschriftlich eine Handynummer. Soso.
    Grinsend nippte er an seinem Whisky. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Wenn eine Frau einem ihre Handynummer aufschrieb, konnte das nur eines bedeuten. Sollte er aufstehen und sie noch anrufen? Er spürte eine leise Erregung in der Leistengegend.
    Er blickte auf die Uhr. Knapp halb zehn. Eigentlich keine Zeit, um sich noch bei jemandem zu melden. Hinzu kam, dass er das eigentlich nicht verantworten konnte. Nicht weil er verheiratet war – das auch –, aber mehr noch plagte ihn der Gedanke, dass ihm etwas herausrutschen könnte, dass er sich verplapperte.
    Er war da einer heißen Sache auf der Spur, und je weniger davon wussten, desto besser. Hinzu kam, dass er unerlaubt Dokumente kopiert hatte. Wenn das herauskam, drohte ihm Hausverbot. Blieb immer noch, aufs Zimmer zu gehen und sich beim Gedanken an Marlies’ große Brüste einen runterzuholen.
    »Sieht aus, als wären Sie fündig geworden, eh?«
    Siebert schrak aus seinen Träumen und blickte zur Bar. Der Kerl hockte ja noch immer da. Wie ein Raubvogel starrte er ihn an und deutete dabei auf die Karte. »Bundesarchiv. Ich erkenne das Logo.« Er sprach mit leichtem Akzent, den Siebert aber nicht recht zuordnen konnte. Osteuropäisch, möglicherweise russisch. Wie auch immer: Der Typ war lästig. Siebert änderte spontan seine Pläne und stand auf. »Ich bin recht müde. Würden Sie mir das Sandwich nach oben bringen? Ich würde gern auf dem Zimmer essen«
    »Kein Problem. Wollen Sie wirklich schon gehen? Ich hätte noch ein paar andere gute Whiskys im Ausschank.«
    »Glaube ich sofort. Aber ich muss. Leider. War ein harter Tag. Schreiben Sie beides einfach auf mein Zimmer, okay? Nummer 211.«
    »Wird gemacht, Herr Siebert. Hat Ihnen der Bunnahabhain geschmeckt?«
    »Ausgezeichnet, Hakan. Eine echte Empfehlung, danke.« Er trank schnell den letzten Rest aus und verließ die Bar.
    In seinem Zimmer

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