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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sachlich. Wenn man nur das herausdestillierte, was faktisch nachweisbar war, blieb immer noch genug übrig, dass es einem den Atem verschlug. Offenbar hatten die Nazis eine geheime Forschungseinrichtung für Biowaffen auf Spitzbergen installiert und dabei mit Erregern experimentiert, die entweder aus Afrika oder aus Südamerika nach Deutschland geschafft worden waren. In einem der Abschnitte wurde Chile erwähnt, ein Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg etlichen Nazis Unterschlupf gewährte. Siebert hatte keine Ahnung, ob die Erreger so lange in irgendwelchen Erlenmeyerkolben oder Petrischalen vor sich hin geschlummert hatten; fest stand, dass sie irgendwie in den Besitz der Heeresleitung gekommen waren und diese sie in die größenwahnsinnigen Pläne Hitlers mit eingebaut hatte.
    Biologische Waffen, keine ganz neue Idee.
    Bereits vor 3000 Jahren hatten die Hethiter verseuchtes Vieh ins Feindesland getrieben. Vor 2000 Jahren verunreinigten die Perser, Griechen und Römer feindliche Brunnen, indem sie verwesende Leichen hineinwarfen. Von skythischen Bogenschützen weiß man, dass sie ihre Pfeile mit Fäkalien, Pflanzen- und Tiergiften bestrichen. Im Jahr 1346 belagerten Tataren die Stadt Kaffa; als unter ihnen die Pest ausbrach, schleuderten sie ihre Toten über die Mauern und lösten so vermutlich die große Pestwelle in Europa aus. Die grausige Geschichte setzte sich in Nordamerika bei der Bekämpfung der indianischen Ureinwohner und später im amerikanischen Bürgerkrieg fort und mündete im verheerenden Einsatz chemischer und biologischer Waffen im Ersten Weltkrieg.
    Bei seinen Recherchen hatte Siebert herausbekommen, dass die deutsche Oberste Heeresleitung ursprünglich vorgehabt hatte, Pesterreger gegen die Engländer einzusetzen, doch der Vorschlag war abgelehnt worden. Das resultierende Leid wurde als zu groß erachtet – wobei das Argument wie blanker Hohn wirkte angesichts der unzähligen Opfer, die der Kampf mit konventionellen und chemischen Waffen nach sich gezogen hatte. Zum Ende des Jahres 1917 wurde das deutsche Biowaffenprogramm weitestgehend gestoppt. Das änderte sich durch Hitlers Machtübernahme
.
1940 entdeckten die Deutschen bei ihrem Einmarsch in Paris ein Forschungslabor für biologische Kriegsführung und nutzten es für ihre Zwecke. Und obwohl Hitler 1942 jegliche biologische Offensivforschung verboten hatte und das Deutsche Reich damit offiziell eine der wenigen kriegsteilnehmenden Großmächte war, die das Genfer Protokoll bezüglich biologischer Kriegsführung einhielten, wurde unter der Hand offenbar weiter mit Anthrax- und Pesterregern experimentiert. Insbesondere Heinrich Himmler war ein großer Befürworter der B-Waffen und sorgte dafür, dass die oft noch unausgereiften Kampfstoffe an KZ -Häftlingen getestet wurden. Als Hitler im Februar 1945 prüfen ließ, welche Folgen ein Austritt Deutschlands aus den Genfer Konventionen hätte, war die Produktion schon in vollem Gange und wäre auch sicher zum Einsatz gekommen, wenn nicht das Kriegsende der Sache einen Riegel vorgeschoben hätte.
    Doch wie es aussah, hatten die Alliierten nur die Spitze des Eisbergs entdeckt. Sieberts Recherchen hatten ergeben, dass die wirkungsvollsten und schrecklichsten Waffen auf Spitzbergen entwickelt werden sollten. Einem Ort, der ob seiner Abgeschiedenheit besser geschützt war als jeder andere. Die Sicherheitsstandards waren nicht mit denen heutiger Labors zu vergleichen, und so dachte man sich wohl, dass, sollte einer der Erreger entfliehen, kein allzu großer Schaden angerichtet werden könne. Der Erreger, um den es ging, wurde in den Dokumenten zwar nicht näher definiert, schien aber einen Wirkungsgrad zu erreichen, der selbst die Heeresführung überraschte. Dann geschah es. Das Projekt stand kurz vor der Fertigstellung, als etwas schiefging. Offenbar war es zu einer Verseuchung gekommen, in deren Verlauf sämtliche Mitarbeiter den Tod fanden. Die Forschungseinrichtung wurde versiegelt und nie wieder geöffnet. Alle Unterlagen wurden vernichtet, das heißt alle mit Ausnahme des Tagebuchs eines gewissen Oberleutnants Karl-Heinz Kaltensporn, dessen Vermächtnis somit das einzige Zeugnis für das Grauen war, das vermutlich immer noch dort unter dem Eis lauerte. Der Name des Projekts lautete
Valhalla
.
    Siebert tippte auf
senden
, schickte seine Notizen an Norman Stromberg raus und klappte das Notebook zu. Morgen oder übermorgen würde er einen detaillierteren Bericht verfassen, aber für heute

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