Valhalla: Thriller (German Edition)
Glühbirne auszurüsten, die ihn mit Wärme versorgt, besonders, wenn du ihn runterfährst.«
»Brauche ich einen speziellen Rechner, oder würde es auch ein herkömmliches Modell tun? Was empfiehlst du mir?«
»Elektronische Festkörperkomponenten sind in der Regel für den Betrieb zwischen 0 und 70 Grad Celsius ausgelegt«, sagte Hiroki. »Elektronische Bauteile und Halbleiter leiten Strom besser bei niedrigeren Temperaturen, so dass bestimmte Komponenten am Ende gar schmelzen könnten. Was du brauchst, sind Computer mit industriespezifischen Komponenten, die für minus 40 bis 85 Grad Celsius ausgelegt sind, oder du benötigst einen temperaturgesteuerten Serverraum. Beides kostet Geld. Eine Menge Geld. Das eigentliche Problem sind die auf Wasserbasis funktionierenden Aluminium-Elektrolyt-Kondensatoren. Sie ziehen ihre elektrischen Eigenschaften aus flüssigem Wasser. Gehst du unter den Gefrierpunkt, sinkt die Kapazität um bis zu achtzig Prozent. Und schließlich können auch die Transistoren Schwierigkeiten machen. Sie sind für einen bestimmten Temperaturbereich ausgelegt, ansonsten verändern sie ihre Spannung und Schaltgeschwindigkeit.
Du solltest für eine gut isolierte Kiste sorgen, einen Styroporbehälter oder so. Das Militär verwendet Hartschaum, den man einfach in die Zwischenräume zwischen Rechner und Kiste sprüht. Am Schluss solltest du alles untertakten: die CPU , den PCI -Bus und so weiter. So ausgerüstet, sollte es eigentlich gut funktionieren. Und, hast du alles schön mitgeschrieben?«
Wieder eine Pause. Hiroki dachte schon, die Verbindung wäre abgerissen, dann hörte er Hannahs Stimme.
»Hättest du Lust, mir so etwas zu bauen und mich auf einer Reise zu begleiten?«
Hiroki lachte. »Was sagst du da? Ich und dich begleiten? Wovon redest du?«
»Ist das so schwer zu verstehen? Ich biete dir einen Job an.«
»Ich habe einen Job.«
»Keinen solchen.«
Er zögerte. Wusste sie, woran er gerade arbeitete, oder was sollte die Anspielung? »Du meinst es wirklich ernst, oder?«
»Ich meine immer alles ernst.«
Er glaubte, ihr Grinsen zu sehen. Was hätte er jetzt für eine stabile Skype-Verbindung gegeben!
»Was sollte so ein Kerl wie ich wohl in der Arktis?«, fragte er. »Ich bekomme ja schon Schüttelfrost, wenn ich barfuß durchs Haus muss. Und jetzt ist es da oben doch bestimmt mörderisch kalt. Wo soll es denn überhaupt hingehen?«
»Sagte ich das nicht? Wie nachlässig von mir. Wir fahren nach Spitzbergen.«
»Spitzbergen? Du musst nicht ganz dicht sein. Warum denn das?«
»Streng geheim.«
»Aha. Du willst mich in die Eiseskälte entführen und mir nicht mal sagen, worum es geht? Das wird ja immer schöner. Warum wohl, glaubst du, dass ich auf dein Angebot eingehen würde? Vergiss es. Keine zehn Pferde bringen mich dorthin. Gibt es wenigstens etwas zu verdienen dabei?«
»Das tut es. Wie klingt eine halbe Million Dollar in deinen Ohren?«
23
Brasilien …
D as
Baronetti
in der Rua Barao de Torre war schon von weitem an den zuckenden Lasern am nächtlichen Himmel zu erkennen. Zum Stampfen der Musik flirrten wilde Muster, Lichterkaskaden und leuchtende Regenbögen durch die Luft und verhießen einen Vorgeschmack auf das, was den Gast im Inneren des Partytempels erwartete.
Ipanema war eines der angesagtesten Viertel Rio de Janeiros; es bezog seinen Charme aus der einzigartigen Kombination von Großstadtatmosphäre und Meeresnähe. Der Volksmund nannte es das Notting Hill von Rio, wobei der Vergleich ziemlich hinkte. Denn wo bitte schön hätte Notting Hill einen Strand vorzuweisen? Bekannt geworden war die Gegend unter anderem durch Antônio Carlos Jobims Welthit
The Girl from Ipanema
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Roberto Perez steuerte seinen 74er Torino vor den Eingang des Clubs, drückte dem Concierge 30 Real fürs Einparken in die Hand, ging dann durch die Eingangstür und zahlte noch mal 100 Real an der Kasse.
Drinnen wurde er mit House Music von will.i.am begrüßt, die aus der tiefer gelegenen Disco heraufdrang. Rechts räkelten sich auf einer mit hellem Leder bespannten Sitzgruppe mehrere dunkelhäutige Schönheiten lasziv um einen Typen, der aussah, als wäre er ein Zuhälter. Vermutlich war er nur eine Lokalgröße der ortsansässigen Clubberszene, ein Musiker vielleicht oder ein Fotograf. Im oberen Stockwerk gab es ein erstklassiges Restaurant, doch erstens hatte Roberto schon gegessen, und zweites stand sein Sinn heute nicht auf Sushi, für das das Baronetti berühmt war.
Lächelnd
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