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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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pflügte er durch die Reihen der Partygäste und steuerte schnurstracks auf die Bar zu. Es war Donnerstagabend und der Club zu gut zwei Dritteln gefüllt. An Wochenenden, speziell an Sonntagen, konnte man sich hier nur schiebend vorwärtsbewegen, was auch der Grund dafür war, dass er diese Tage mied wie der Teufel das Weihwasser. Wer einen gewissen Stil pflegte und einfach nur eine nette Bekanntschaft suchte, für den war Donnerstagabend der richtige Zeitpunkt.
    Das Baronetti war der Treffpunkt der Reichen und Schönen von Rio, was sich in dem gestylten Ambiente und den gesalzenen Preisen widerspiegelte. Allerdings gab es bekanntermaßen keinen anderen Ort, an dem man so viele hübsche und sexhungrige Singleladys traf wie hier – vorausgesetzt, es waren wirklich Ladys. Es konnte nämlich durchaus passieren, dass man später im Auto, im Hotel oder in der eigenen Wohnung die überraschende Entdeckung machte, dass man einer hinreißenden
Travesti
aufgesessen war und sich dann spontan entscheiden musste, wie es weitergehen sollte. Nicht dass Roberto ein Kostverächter gewesen wäre; er war vielmehr überzeugt, dass jede Erfahrung einen irgendwie weiterbrachte. Aber was sein Sexleben betraf, so war ihm das Original dann doch lieber. Er glaubte, mittlerweile einen recht guten Blick für derlei Blendwerk entwickelt zu haben, aber hin und wieder passierte es trotzdem, dass er hinters Licht geführt wurde. Die brasilianischen Spezialisten für Schönheits- OP s leisteten mittlerweile so phantastische Arbeit, dass das Original von der Fälschung kaum noch zu unterscheiden war. Clever wie er war, hatte Roberto sein Beuteschema folglich dahingehend abgewandelt, dass er vorzugsweise Damen auswählte, die nicht hundertprozentig perfekt aussahen. Sie waren zu groß, zu klein oder zu mollig, besaßen ein Muttermal auf der Wange, leichte Segelohren, eine zu große Nase oder eine Zahnlücke wie Vanessa Paradis. Das waren zumeist hundertprozentige Treffer, und das betraf nicht nur das Geschlecht, sondern vor allem den Charakter. Frauen, die nicht an sich herumpfuschen ließen und die zu ihrem Aussehen standen, waren meistens nicht nur intelligenter, sondern auch besser im Bett.
    An der Bar gab es noch ein paar Plätze. Roberto steuerte auf einen freien Stuhl zu und wurde sofort von Beatrice, der hinreißenden Barfrau, bemerkt.
    »
Dottore
, wie schön, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Ich hatte Sie schon vermisst.«
    »Es ist Donnerstag, wo sollte ich sonst sein?«
    Sie lächelte und zwinkerte ihm zu. »Das Übliche?«
    »Das Übliche.« Er machte es sich gemütlich, schlug die Beine übereinander und sah Beatrice dabei zu, wie sie seinen Sazerac zubereitete. Sie füllte ein Martiniglas mit Eis und Wasser, nahm ein zweites, hohes Glas, in das sie Rye-Whisky, Peychaud-Bitter, Sirup und Eis gab und gut durchrührte, leerte das Martiniglas, füllte Absinth hinein, schwenkte es gut durch, damit die Seiten benetzt waren, und schüttete den Wermut-Anis-Likör dann weg – der schmerzhafteste Teil der Prozedur. Dann gab sie einen Lemontwist hinein, seihte den Inhalt des hohen Glases ins Martiniglas und schob den bernsteinfarbenen Drink über den Tresen.
    »Perfekt, wie immer«, sagte Roberto und bezog sich damit nicht nur auf den Cocktail. Das knapp geschnittene weiße Kleid schmiegte sich perfekt um Beatrices Rundungen und bot einen wunderbaren Kontrast zu ihrer braunen Haut.
    »Um das zu beurteilen, sollten Sie erst mal kosten. Wer nicht probiert, der nicht gewinnt, wie meine alte Mutter immer zu sagen pflegt.« Sie beugte sich so weit vor, dass ihr üppiges Dekolleté direkt über seinem Drink schwebte. Dabei warf sie ihm einen aufmunternden Blick zu.
    »Mit dem größten Vergnügen.« Roberto streckte seine Hand aus, änderte aber im letzten Moment die Richtung und griff nach dem Glas. Sie lachte und wandte sich dann wieder ihren Gläsern zu.
    »Wohl bekomm’s.«
    Er liebte diese Andeutungen. Die Spannung zwischen ihnen ließ die Luft knistern. Er kannte Beatrice nun schon seit fast drei Jahren, aber bis jetzt hatte sie sich allen seinen Annäherungsversuchen erfolgreich entzogen. Das konsequente Siezen war ein Teil davon. Sie beherrschte das Spiel perfekt, und mittlerweile wäre er sogar enttäuscht gewesen, wenn mehr daraus geworden wäre. Ein wenig erinnerte ihr Verhältnis an das zwischen Bond und Moneypenny, die ja auch nie in die Puschen kamen.
    »Und, schon etwas Interessantes aufgetan?«, fragte er, nachdem er den

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