Valhalla: Thriller (German Edition)
ihn. Erinnert mich an die guten alten Zeiten.«
»Klingt, als wärst du Traditionalist.«
»Nur bei den wirklich wichtigen Dingen im Leben.« Er freute sich über den plötzlichen Schwenk zum Du und hob zwei Finger. Beatrice machte sich sofort ans Werk und warf ihm dabei ein verschwörerisches Lächeln zu.
»Ich habe dich hier noch nie gesehen«, versuchte er das Gespräch in Gang zu bringen, ohne dabei in ihren Ausschnitt zu starren. »Bist du aus der Gegend?«
»Lissabon«, sagte sie. »Ich bin heute angekommen und nur für ein paar Tage hier. Tourismusmesse, wenn du verstehst. Ich arbeite für einen großen Reiseveranstalter. In drei Tagen muss ich wieder nach Hause zu Mann und Kindern.«
Mann und Kinder, dachte Roberto. Konnte lustig werden, wenn er es nicht verbockte. Und drei Tage waren eine gute Zeit, wenn man sich auf nichts Festes einlassen wollte. »Du hast einen guten Geschmack«, sagte er, auf das Baronetti deutend. »Ist ein erstklassiger Laden. Eine meiner Lieblingsadressen, um abends auszuspannen. Und Beatrice hier macht die besten Cocktails der Stadt.«
»Und wie steht es mit tanzen?« Sie deutete auf die Treppe, die hinunter zur Diskothek führte.
»Von mir aus gerne. Der DJ ist wirklich gut, vorausgesetzt, man steht auf Techno und House. Aber wie du schon ganz richtig bemerkt hast, ich bin Traditionalist. Zum Beispiel bin ich ein großer Verehrer des argentinischen Tangos. Die wirklich guten Läden liegen am Stadtrand in den Künstlervierteln und sind von hier aus nur schwer zu erreichen. Aber wenn du Lust hast, könnte ich dich morgen Abend gern ein bisschen herumführen.«
»Wir werden sehen«, sagte Magdalena mit verschwörerischem Augenaufschlag. »Natürlich nur aus rein beruflichem Interesse. Informiert zu sein gehört immerhin zu meinem Job, und für gute Tipps bin ich immer offen. Schließlich muss ich die Locations erst mal testen, ehe ich sie ins Programm aufnehme.« Sie nickte der Bardame zu. »Mmh, der ist wirklich phantastisch.«
»
Obrigado
.« Beatrice lächelte zufrieden und stellte Roberto seinen zweiten Sazerac hin. Dankbar nahm er ihn in Empfang und probierte. Er schmeckte fast noch besser als der erste. Der Alkohol begann zu wirken. Er fühlte sich großartig. Entspannt lehnte er sich zurück.
»Dann bist du also Arzt?«, fragte Magdalena.
»Wegen des Doktortitels?«, antwortete Roberto und lachte. »Den kann man auch in anderen Fachgebieten machen. Vielleicht bin ich ja ein langweiliger Physiker, oder, schlimmer noch, vielleicht habe ich mir den Titel nur gekauft.«
»Komm schon, jetzt mal ernst. Nie im Leben bist du Physiker. Und dir einen Titel zu kaufen ist nicht dein Stil. Also was machst du?«
»Rate.«
»Ich hasse es zu raten. Komm schon, ich habe dir so viel über mich erzählt, von dir weiß ich fast nichts. Das ist nicht fair.« Sie zog eine Schnute.
»Ich bin Arzt, wobei ich aber gerade nicht praktiziere. Ich arbeite am
Hospital Universitário
und unterrichte nebenher ein paar Studenten. Nichts Besonderes, reine Forschungsarbeit.«
»Lebensverlängernde Maßnahmen, Kampf gegen den Krebs, Schönheitschirurgie, solche Sachen?« Ein hoffnungsvolles Schimmern funkelte in ihren Augen.
Roberto war mittlerweile überzeugt, dass sie nicht ganz so jung war, wie er zunächst geglaubt hatte. Er tippte auf Ende 30 und einige Botoxbehandlungen.
»Nicht direkt«, entgegnete er. »Um ehrlich zu sein, es ist etwas, für das sich nur wenige wirklich begeistern können. Es ist anstrengend und es ist gefährlich, aber für mich ist es das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Es erinnert mich daran, wie vergänglich wir sind und dass unsere Existenz nur vorübergehend ist. Es erinnert mich daran, jeden Augenblick zu genießen und dankbar dafür zu sein, dass es uns so gutgeht.«
»Das klingt ja mächtig geheimnisvoll«, sagte Magdalena und warf Roberto einen tiefen Blick zu. »Fast schon philosophisch. Ich mag intelligente Männer, und noch mehr mag ich sie, wenn sie ein Geheimnis haben. Wirst du mir verraten, woran du forschst?«
Roberto strich über ihre Hand, und sie ließ ihn gewähren. Mittlerweile war er zu 99 Prozent sicher, dass er heute noch in ihrem Bett landen würde.
»Viren«, sagte er mit dunkler Stimme.
Ihre Hand zuckte zurück. »Viren?«
Er nickte. »Die schönste und gleichzeitig gefährlichste Existenz auf diesem Planeten. Und unsere einzige wirkliche Bedrohung – mal abgesehen von uns selbst. Ich bin Mikrobiologe. Hast du mal ein Virion in
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