Vali
hatte vielleicht Nerven.
Sarah kniff kurz die Augen zusammen und biss sich ihre Zunge beinahe blutig. Die Bemerkung die ihr auf der Zunge lag, konnte sie ihre Dusche kosten, also hieß die Devise eindeutig: Ruhig bleiben! Sie huschte durch die Tür, und schloss sie vor Thores Nase.
Zu ihrer großen Enttäuschung hatte irgendjemand den Schlüssel abgezogen, also konnte sie sich nicht einschließen. Verdammt. Es konnte also jederzeit jemand hier rein spazieren und ihr zusehen. Ein kurzer Blick ließ sie erkennen, warum sie allein ins Badezimmer durfte. Es war ein voll gefliester Raum, mit Toilette, Waschbecken, Dusche allerdings ohne Fenster!
Es half nichts ihre Blase war kurz vorm Platzen, und ihr Verlangen nach einer Dusche zu groß. Vermutlich würde sie einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
Zögerlich warf sie einen ersten Blick in den Spiegel und stöhnte auf. Sie sah aus, als hätte sie ein geplatztes Kissen auf dem Kopf und hoffte inständig, man hätte ihr keine halbseitige Glatze verpasst. Sie war kein Freund der neuen Undercut Frisuren und ihre Haare waren ihr heilig.
Vorsichtig wickelte sie den Turban vom Kopf und hoffte die Wunde wäre nicht so riesig, wie die Masse an Mull vermuten ließ. An ihrer rechten Schläfe waren mehrere Stiche, aber im Großen und Ganzen schien soweit alles in Ordnung zu sein.
Halleluja. Sie hatte den Schlimmsten Bad Hair Day des Jahrtausends, aber das bedeute eben auch, die Haare waren noch dran.
Die Schränke öffnend, hoffte sie einen Verbandskasten oder etwas Ähnliches zu finden. In den kleinen Schrank unter dem Waschbecken wurde sie fündig, und kramte eine Wundauflage und einige Pflaster heraus.
Ihr Blick blieb an der Schere haften, die sich in dem Kasten befand. Schnell verstaute sie das Schneidwerkzeug in ihrer Jeanstasche. Ha! Daran hatten die Kerle wohl nicht gedacht. Zugegeben, eine Handgranate wäre ihr lieber gewesen, oder ein Maschinengewehr, aber auch kleine Gaben konnten nützlich sein. Sie verarztete die Wunde, und packte sich unter die Dusche.
Vorsichtig wusch sie sich die Haare und versuchte dabei das Pflaster so trocken wie möglich zu halten.
Es gelang ihr nur mäßig, aber alles war besser, als noch eine Stunde mit verklebten Haaren und Turban durch die Weltgeschichte zu rennen. Für die Unterseiten ihrer Füße brauchte sie eindeutig länger. Sarah konnte sich nicht erinnern jemals so schmutzig Füße gehabt zu haben.
Nach Dusche, Fön und Zahnbürste fühlte sie sich wie ein neuer Mensch. Sie schlüpfte in Unterwäsche, einen alten Sweater und ihre Jeans und beschloss es sei an der Zeit, sich ein paar Antworten zu holen.
Thore wusste wie unbequem OP Hemdchen waren, er hatte oft genug eins tragen müssen, darum hatte er für Sarah die Sachen besorgt. Außerdem war es eine gute Gelegenheit ihr Vertrauen zu gewinnen, so hoffte er. Wenn man Menschen einen kleinen Gefallen tat, waren sie oft genug versucht ihn zurück zu zahlen. Gib ihnen etwas, dann bekommst du etwas.
Sie war wirklich etwas Besonderes gestand er sich ein, denn er hatte ihr gerade ohne zu Zögern seinen richtigen Namen genannt. Mit jeder Minute die in ihrem Zimmer vergangen war, war er mehr überzeugt von der Opfertheorie. Sie war keine Mörderin, dafür zeigte sich unter der rauen Schale zuviel Unschuld. Wobei raue Schale war vielleicht nicht ganz die passende Beschreibung. Sarah Meinhard war eine echte Schönheit, selbst mit dem weißen Turban auf dem Kopf.
Von dem knackigen Hinterteil, dass sie ihm zweifellos unfreiwillig präsentiert hatte, ganz zu schweigen. Kein Wunder das Vali so durcheinander war. Wirklich überrascht hatte ihn allerdings die Tatsache, dass sie beim Aufwachen eindeutig erregt gewesen war. Seine Nase log nie. Entgegen jeder Gewohnheit bezog er ihre Erregung jedoch nicht auf sich selbst, dafür hatte sie sein Angebot mit der Dusche zu vehement abgelehnt. Sarah musste geträumt haben, die Frage die sich ihm Stellte war, von wem? Ihre Reaktion auf Valis Verletzung hatte ihm zuverlässig darauf geantwortet. Irgendetwas war zwischen den beiden, und Thore wunderte sich woher diese Anziehung kommen mochte und ob die beiden sich dessen bewusst waren.
Ein leises Fluchen riss ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete die Tür einen kleinen Spalt, und fragte, „Alles okay da drin?“
„Ähm, ja.“ Ich habe nur gerade festgestellt wie mein Gesicht in allen Farben des Regenbogens leuchtet. Sarahs Stimme klang verunsichert.
Ihre Gabe meldete sich ungefragt
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