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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Blick. Was nicht unbedingt bedeutete, dass sie davon überzeugt waren. Zumindest einige waren sichtlich skeptisch, andere standen seinem Plan unverhohlen ablehnend gegenüber – darunter auch sein Bruder Leif. Aber vom ersten Augenblick an hatte niemand Einwände erhoben, als er ihnen seine Vorschläge unterbreitete. Aus Vorschlägen waren Anweisungen geworden, Misstrauen war Zuversicht gewichen. Mit wachsendem Eifer hatte er den Leuten seine Ideen vorgetragen. Sie hatten sich seinen Plan zu eigen gemacht und von seiner Tatkraft anstecken lassen.
    »Hal!« Er blickte erschrocken auf. Die Aufregung angesichts der neuen Lage verblasste, er kam sich mit einem Mal kleiner und alltäglicher vor.
    »Aud...« Sein schlechtes Gewissen regte sich. Seit dem frühen Morgen, als Katla Aud weggescheucht und er selbst die Dinge in die Hand genommen hatte, hatte er kein Wort mehr mit ihr gewechselt. Bei der Besprechung in der Halle war sie eine unbeteiligte Beobachterin gewesen. Er war noch gar nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken, wie es ihr wohl ging. »Oje, tut mir wirklich leid«, sagte er. »Ich hätte...«
    Aud winkte ab. Ihre Hand war nicht mehr so dick bandagiert. »Schon in Ordnung. Du hattest Wichtigeres zu tun. Mir geht’s wieder gut. Jedenfalls einigermaßen.« Sie grinste ihn an. Ihre Augen blickten wieder klar, die Panik und Wut der letzten Nacht waren daraus verschwunden.
    Auch ihr Knöchel war frisch verbunden. »Dein Fuß sieht nicht mehr ganz so geschwollen aus«, meinte Hal.
    »Katla hat heute Morgen eine Salbe angerührt und draufgeschmiert. Irgend so eine schwarze, stinkende Pampe. Ich will gar nicht wissen, was da alles drin ist.«
    Hal schnitt eine Grimasse. »Ich kenne das Zeug. Hat sie vor sich hingeplappert, als sie es im Mörser zerstoßen hat?«
    »Ja. Aber es wirkt Wunder. Der Fuß tut immer noch weh, aber ich kann schon wieder auftreten. Ich war unten an der Mauer und habe mit den anderen Steine geschichtet. Das Stück am Tor sieht schon wieder richtig gut aus.«
    »Sehr schön. Augenblick mal!« Hal hob die Hand und rief einem vorbeieilenden Mädchen zu: »Ingrid, läufst du bitte zum Nordtor und siehst dort nach, ob Leif die Scharniere ölt? Ich habe vorhin vergessen, ihn dran zu erinnern. Danke.« Zu Aud gewandt, sagte er: »Entschuldige, aber bei deinen Worten ist mir gerade eingefallen, dass...«
    »Macht nichts.« Sie sah ihn an. »Ich weiß ja, dass du alle Hände voll zu tun hast, aber... was denkst du über... letzte Nacht? Ich krieg das Ganze einfach nicht aus dem Kopf. Sobald ich die Augen zumache, bin ich wieder im Dunkeln unterwegs, und dieses...«
    Hal nahm ihre Hand und drückte sie. »Ich auch. Es ist die ganze Zeit da. Aber hör zu, Aud... wir sind ihm entkommen und das macht uns umso stärker.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja... hast du nach dem, was wir erlebt haben, noch so richtig Angst vor Hord Hakonsson?«
    Aud seufzte nur und wechselte das Thema: »Ich war heute Morgen auch in der Halle und habe zugehört. Du hast dich tapfer geschlagen, Hal.« Sie deutete auf das Gedränge. »Die Leute glauben, was du sagst, und sie verhalten sich danach.«
    Hal zuckte die Schultern und beobachtete, wie zwei Männer Fässer aus den Vorratskammern zum Eingang der großen Halle rollten. Die beiden sahen auf und er winkte sie durch. »So soll es auch sein. Mein Vater hätte es genauso gemacht und sie hätten ihn dafür bewundert. Mich können sie deswegen nicht etwa besser leiden, aber sie brauchen einfach jemanden, der ihnen sagt, was sie tun sollen.«
    »Dann sag mir mal was.«
    »Was?«
    »Meinst du, es klappt? Das, was du dir ausgedacht hast?«
    Hal antwortete nicht sofort. »Es könnte schon sein«, erwiderte er dann. »Jedenfalls teilweise. Ich glaube, dass wir Hord überrumpeln und ihn verteiben können, bloß … Hord ist ein Sturkopf. Rückschläge machen ihn nur noch wütender. Das kenne ich von mir selber. Außerdem haben er und seine Männer Schwerter.« Hal stockte. »Wobei mir einfällt, dass ich schon die ganze Zeit etwas mit dir besprechen will. Jetzt, wo du einigermaßen wiederhergestellt bist, solltest du von hier verschwinden.«
    »Wie bitte?«
    »Nimm dein Pferd und reite nach Westen, zu den Gestssons. Wenn du immer den Feldmauern folgst, findest du dich auch im Nebel zurecht. Die Gestssons sollen dich bei sich aufnehmen. Es wäre mir lieber, du wärst in Sicherheit und...«
    »War’s das?«
    »Noch nicht ganz, ich war eigentlich mitten im...«
    »Dann halt die

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