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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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an mir rächen, stimmt’s? Da kann ich ihn bestimmt dort hinauflocken. In dem Nebel kennt er sich nicht mehr aus und dann ist es zu spät. Aber ich wollte jetzt gar nicht darüber reden, ich muss endlich...«
    »Hal...«, Aud hielt ihn hartnäckig fest, »das ist der bescheuertste Plan, den ich je gehört habe! Was wird denn aus dir, wenn ihr da oben seid?«
    »Dort gibt es jede Menge große Felsbrocken.Wenn ich auf einen davon klettere, berühre ich den Boden nicht mehr. Die Trolde verlieren ihre Kraft, wenn...«
    »Wenn das so wäre, hätten sie unsere Helden wohl kaum umbringen können, falls du dich erinnerst.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass es ein perfekter Plan ist.«
    »Kann man wohl sagen. Es gibt tausend Gründe, warum er schiefgehen kann.«
    Hal reichte es. »Dann hoffen wir mal, dass es gar nicht erst so weit kommt. Und jetzt lass mich endlich los. Ich muss in die Schmiede. Meinetwegen komm mit.«
    Sie stapften über den Hof, Hal vorneweg, Aud ein Stück dahinter. In Grims Schmiede glühte das Feuer blutrot. Grim, Unn und zwanzig andere Männer und Frauen des Hauses standen oder saßen schweigend da wie eine Versammlung buckliger Dämonen, umgeben von ihren Waffen. Grim hatte den mächtigen Hammer quer über den Schoß gelegt, Unn hielt ein schlankes, krummes Messer, mit dem sie sonst die Fettreste von den Tierhäuten schabte.
    Als Hal hereinkam, fuhren alle zusammen, scharrten mit den Füßen und reckten sich, um ihm zu beweisen, dass sie hellwach waren.
    Hal nickte in die Runde. »Alles klar. Jetzt brauchen wir nur noch zu...«
    Da ertönte ein kurzer, schriller Pfiff. Der Pfiff kam von weit her durch die Nacht. Kurz darauf hörte man noch einen Pfiff, diesmal in einer tieferen Tonlage. Fast im selben Augenblick waren laute Rufe, Geschrei und anderer Lärm zu hören.
    »Hord ist früh dran«, stellte Hal fest.
    Zwanzig Männer und Frauen sprangen auf und griffen zu den Waffen. Ihre Schatten zeichneten sich schwarz gegen die blutrot angeleuchteten Wände ab.
    Hal war schon zur Tür hinaus. Inzwischen kamen die Pfiffe aus drei Richtungen. Hal rannte los, Aud rannte los, die anderen Verteidiger rannten los.Wie der Blitz waren sie hierhin und dorthin quer über den Hof davongestürmt.

26
    Da schwoll das unterirdische Summen mit einem Mal zu einem wahren Gebrüll an und rings um den Felsen flogen die Erdklumpen. Hunderte Trolde schnellten aus dem Boden und griffen mit ihren Klauenfingern nach den Männern. Sven und seine Gefährten kletterten den Felsen noch ein Stück weiter hinauf, denn sie wussten, dass Trolde den Erdboden nur höchst ungern verlassen. Doch schon bald hörten sie deren Klauen an dem Stein scharren.
    Daraufhin schwangen sie ihre Schwerter – auch wenn sie die Hand vor Augen nicht sehen konnten – und hörten zu ihrer Genugtuung etliche Troldköpfe den Felsen hinunterpoltern. Aber für jeden gefallenen Trold schnellte ein weiterer aus dem aufgewühlten Feld. Es wurden immer mehr, die mit gefletschten Zähnen und ausgestreckten langen, dürren Armen die Männer bedrängten.

    Der größte Lärm kam von Osten, dort, wo Leif mit seinen Leuten gewartet hatte. Hal übernahm die Führung, Grim und vier andere rannten hinterher. Mit einem raschen Blick vergewisserte sich Hal, dass Aud nicht mit dabei war. Sie war woanders hingelaufen.
    Über den Hof, durch wallende Nebelschwaden, in Richtung der Gasse. Hal hielt immer noch die beim Laufen schaukelnde Laterne, aber ihr Schein richtete gegen die weißlichen Dunststrudel nichts aus.
    Geradeaus hörten sie dumpfe Schläge und Schmerzensschreie.
    Hal griff nach dem langen Messer in seinem Gürtel.
    Der Nebel lichtete sich. Sie waren am Ziel.
    Am Ende der schmalen Gasse hatte man ein mit Gewichten beschwertes Netz, wie es sonst zur Jagd auf Hasen und Kaninchen benutzt wurde, heruntergelassen. Oben war das Netz an den Dachgiebeln befestigt. Durch die Gewichte spannte es sich straff und versperrte den Zugang zum Hof. Grims Sohn Ketil stand, mit einem Knüppel bewaffnet, da und beobachtete das Gestrampel und Gezappel. Als Hal angelaufen kam, tauchte in den Maschen ein unbekanntes, bärtiges Gesicht auf. Der Fremde versuchte verzweifelt, das Netz zu zerreißen. Ketil versetzte ihm einen Hieb mit dem Knüppel und der Mann sackte ächzend zusammen.
    Hal trat einen Schritt zurück und ließ den Blick über die Dächer zu beiden Seiten gleiten. Leifs Männer waren aus ihrer Deckung gekommen, schleuderten Steine in die Gasse herunter, stießen mit

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